Nr. 33: Acryl-Schlagzeug


Die Technik: Schlagzeugkessel sind gemeinhin aus Holz. Oder aus Metall. Oder eben aus Polymethylmethacrylat, landläufig bekannt als Acryl- oder Plexiglas: ein harter, robuster Kunststoff von gleichmäßiger Dichte, der sieb beliebig färben und formen lässt. Was in den 60er Jahren den Ausschlag gab, Trommeln aus Acryl zu bauen – transparente Schlagzeuge machten optisch viel her, ließen sich auf der Bühne mittels buntem Licht prima in Szene setzen und klangen auch noch gut: laut, brillant und damit durchsetzungsfähig. Die zeittypische Begeisterung für die schöne neue Plastikwelt mag sicher auch eine Rolle gespielt haben. Die Geschichte: Die Schweizer Firma Giannini fertigte bereits Anfang der 60er Jahre Acryl-Drums, in den USA folgten die Hersteller Zickos, Fibes und Ludwig, in Deutschland widmete sich Sonor dem neuen Material. Ludwig bot in den 70er Jahren sogar Trommeln an, die aus unterschiedlich eingefärbten, spiraloder streifenförmig zusammengesetzten Acrylteilen gefertigt waren, gegen Aufpreis erhältlich mit eingebauter Lichterkette viva Las Vegas! Durch die Ölkrise 1973 verteuerte sich Acryl, zudem pflegten viele Musiker das Vorurteil, derlei Drums klängen nach Plastik und seien nur optische Blender. Ein Fehlurteil, doch die transparenten Sets kamen aus der Mode. Die ist bekanntlich ein flatterhaftes Wesen und bescherte uns Vorjahren das Seventies-Revival: Die deutschen Hersteller Wahan und Sonor fertigen seitdem wieder Acryl-Drums, auch Ludwig hat sich dem Retro-Trcnd angeschlossen.

Die Anwender: In den 70er Jahren waren Acryl-Sets weit verbreitet, der prominenteste User war sicher John Bonham von Led Zeppelin; sein gigantisches Ludwig-Set in transparentem Orange spiegelte das ästhetische Empfinden jener Jahre perfekt wider. Jazzrockdrummer Billy Cobham, der sich trotz erwiesener Zweifüßigkeit später eine dritte Basstrommel zulegte, spielte durchsichtige Fibes-Drums. Die große Renaissance der Acryltrommeln wird derzeit von der recht selbstbewussten Preisgestaltung der Hersteller gebremst.