Nouvelle Vaque – Köln, Bürgerhaus Stollwerck


Pusteblumen-Pop mit Bossa-Nova-Btüten und seltsamen Rhythmusgeräten: Nouvelle Vague säuseln sich durchs Cover-Leben.

Wenn Er und Sie aus dem gemeinsamen Urlaub zurückkommen, ist mitunter nichts wie zuvor. Womöglich deshalb, weil Er – nennen wir ihn „Heinz“ – mit den Zigarren aus dem Ferientand das Wohnzimmer vollqualmt. Und weil Sie – „Inge“ die Tür zum Wohnzimmer mit einem todschicken Muschelvorhang dekoriert. Womit wir via Inge und Heinz auch schon bei NouvelLe Vague und ihrem süß-säuselnden Auftritt im Bürgerhaus Stollwerck gelandet sind. Zwar wird auf der Bühne nicht geraucht, und es sind auch keine wirklichen Grofimengen Muscheln vorrätig. Aber Phoebe Tolmer, eine der Sängerinnen, gewandet in ein beachtlich kurzes Babydoll-Kleidchen, setzt zwei kleine Muschelvorhänge ebenso dezent wie geschickt als Rhythmusgerät bei „Killing Moon“ von Echo And The Bunnymen ein – und dazu erschallt der Sound, den sich Mark Collin und Otivier Libaux ausgedacht haben.

Im Sommer 2004 war’s, als sich die beiden Franzosen Post-Punk und Früh-Achtziger-New-Wave-Klassiker vorknöpften, diese bei 30 Grad in den Schonwaschgang steckten, Beats und Gitarrenriffs operativ entfernten, dafür Bossa-Nova-Rhythmen und Latin-Elemente implantierten – und die blumig und frisch duftenden Coverversionen von Frauen säuseln ließen, die allesamt so klangen, als seien sie als Kinder in einen großen Topf Marshmallows gefallen. Was live eine überaus unterhaltsame Angelegenheit ist.

„Too Drunk To Fuck“, im Original von den Dead Kennedys, gerät im Duett von Phoebe Tolmer und Melanie Pain zu einem sanften Kracher, der. so mondän wie lasziv, unbedingt nach einem Praxistext ruft; „Love Will Tear Us Apart“ von Joy Division, ohnehin einer der schönsten Popsongs aller Zeiten, behält seine traurige Würde auch in der reduzierten und ausbremsten Bossa-Variante. und daß man auch einen NDW-Klassiker sehr sexy hauchen und extrem sparsam ausagieren kann, bewies die Blaupause von Grauzone: „Isch mäschte eine Eisbääär sein, im kalten Poootarrr“, hauchte die dritte Sängerin im Bossa-Nova-Cover-Verein. Marinade Carbon. Als dann auch noch „The Guns Of Brixton von The Clash im Latin-Sound nichts von seiner ursprünglichen Kraft einbüßte, hatte der große Joe Strummerim Punk-Himmel bestimmt ein Lächeln auf dem Gesicht. Und über den Muschelvorhang, da wird Inge bestimmt noch mal mit sich reden lassen. Sofern Heinz über das Qualmen von Zigarren nachdenkt.

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