Nona Hendryx
Spätestens nach dem 84er-Album THE ART OF DEFENSE ging ihr Stern wieder hell auf. Produziert von den Material-Tausendsassas Bill Laswell und Michael Beinhorn, greift die Frau aus Trenton (New Jersey) mit gescheiten Texten ins volle Leben, untermalt vom heftigsten Funk der Gegenwart.
Daß die einstige Labelle-Mitstreiterin (man erinnere sich an „Lady Marmalade“!) auch live das halten kann, was sie auf Vinyl verspricht, war anzunehmen.
Als dann noch einige Namen der Backing Band bekannt wurden, durfte man beruhigt sein Konzertticket erstehen. Diverse Größen aus dem Material-Dunstkreis wie Eddie Martinez an der Gitarre, Trevor Gale an den Trommelfellen oder gar der fantastische Bernie Worrell (Talking Heads) waren angekündigt. Dementsprechend fegte die Dame dann auch in einem Funk/Soul/Rhythm ’n‘ Blues-Rausch über die Bühnen der Münchener Alabama- und Düsseldorfer Philipshalle.
An beiden Orten konnte, man allerdings Elemente im Auditorium ausmachen, die eine gewisse Bewegungsarmut nicht verleugnen konnten. „Beautiful People“, wie Kollege Koelsch so treffend bemerkte (siehe Live-Bericht), würden sich bei tanzender Hingabe halt „uncool“ präsentieren. Stört sie das?
„Nein, nicht im geringsten! Es ist doch okay, wenn da jemand steht und sich auf meine Texte konzentrieren will. Ich sehe mich da eher in der Rolle eines Anbieters. Wer tanzen will, soll voll abfahren können und wer nur zuhören will, wird auch zufriedengestellt!“
Nona Hendryx hat in ihrer bisherigen Karriere mit vielen weisen Männern der Popmusik zusammengearbeitet. Auf ihrer Liste stehen Namen wie Talking Heads, Eno, Laswell samt Material, David Johansen u.v.a. Gibt es jemanden, den sie am meisten bewundert?
„Das ist schwierig, denn ich bewundere verschiedene Persönlichkeiten für verschiedene Dinge. Aber wenn ich so überlege, fällt mir spontan Enoein. Natürlich David Byrne, aber nicht nur er, dieganze Band ist toll. Ich hatte ja die Möglichkeit eine ganze Welttournee mit den Heads zu machen. Da lernt man die Leute natürlich kennen…“
Im Frühjahr wird sie wieder ins Studio gehen, die nächste LP ist fällig. Aller Voraussicht nach werden wieder Laswell/Beinhorn für die Produktion verantwortlich zeichnen, „weil die einfach optimal für mich sind!“
Gibt es für Nona Hendryx eigentlich so etwas wie ein übergeordnetes Ziel im Leben? „Klar! Emotionen zu teilen mit einem Publikum. Menschen zu zeigen, was ich fühle, um zu sehen, wie sie darauf reagieren. Thafs it!“ Martin Brem