Nikko & The Passion Fruit


Zunächst reagierte Berlin skeptisch auf Nikko & The Passion Fruit. Würde die altbekannte Szenegröße Nikkolai Weidemann wohl noch mal für eine Überraschung gut sein? Oder war da jemand angetreten, ein faules Früchtchen unter die Leute zu bringen? Die Antwort gab Nikko, ehedem Frontmann von Mad Romeo, im „Swing“.

Dort verstummt der Small Talk bereits nach den ersten Takten. Denn alle scheinen zu ahnen, daß sich auf der Bühne ein kleines Ereignis anbahnt: nämlich die Entstehung international salonfähiger Popmusik aus deutschen Landen. Unkompliziert sprudelt es aus Nikko & The Passion Fruit heraus. Selbstbewußt riskieren sie melodische Ansätze, die immer wieder in einen ausgewachsenen Popsong münden. Wen wundert’s, daß viele sich sicher sind, eine Alternative zu Hamburgs raffinierten Jeremy Days und Hannovers Vollblut Fury In The Slaughterhouse entdeckt zu haben.

Denn Nikko und seine Mitmusiker bilden keine Band aus der Retorte, sondern sind eine engagierte Kapelle mit reichlich Saft im wohlschmeckenden Fruchtfleisch. Ihre Songs sprechen für sich. Schon allein deshalb können sie es sich leisten, auf sattsam bekannte Show-Elemente zu verzichten.

Das Schlagzeug von Otto Block gibt den Beat vor, der von Sven Schuhmacher am besten Bass Berlins kräftig unterstützt wird. Olav Bruhn liebkost derweil seine Stromgitarre. Und Gast-Keyboarder Sam Berning läßt mit größter Wonne die Orgel wabern. Bleibt noch Nikko am Mikro, der nebenher beherzt in die Saiten und die Tasten greift.

Das Beste dabei: alle Mitwirkenden musizieren bewußt songdienlich, setzen auf potente Popmelodien statt auf technischen Overkill. Bisweilen erinnert ihre streng lebensbejahende Musik an Glanztaten von Prefab Sprout oder auch an längst vergangene Motown-Zeiten. Immer aber konzentrieren sich Nikko & The Passion Fruit auf das Wesentliche — nämlich darauf, für beste Unterhaltung zu sorgen. Nachzuhören im Rahmen der ab April stattfindenden Tournee der flotten Truppe (s. Seite 96).