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Zwanzig Jahr, blondes Haar – da muß man sich noch nicht endgültig entschieden haben, wo es mit dem Leben langgehen soll. Auch die allseits geliebte Sabrina, ehemals Miss Lido und Miss Liguria, ist sich noch nicht ganz sicher über ihre endgültige Frauenrolle: Häschen oder Heilige?
Eher bekannt in der ersten Funktion, prangte jedoch zwischen den beiden überdimensionalen Markenzeichen der Italienerin immer ein goldenes Kruzifix. Sabrina geht in sich:
,Es gibt mir Schutz, Hilfe, Trost und behütet mich vor der Sünde.“ In einer Nebenrolle des neuen Neri Parente-Films „Fratelli d’Italia“ macht die Sing-Drüse nun Ernst mit Gottes Wort – vollständig von der Pinguin-Kutte verhüllt, spielt sie eine Nonne. Und besinnt sich: „Ich danke Gott dafür, daß er mich mit diesen Brüsten beschenkt hat.“
Längst voll und ganz ihren Platz auf der Welt gefunden hat dagegen Bianca Jagger – als Tantiemen verprassende Ex-Frau. Die Backe-Backe-Kuchen-Spiele an karibischen Stränden in den 70er Jahren als Unterarm-Schmuck von Mick Jagger sind zwar längst der harten Hausarbeit gewichen (Foto), doch Bianca kann sich am heimischen Herd in Kopfrechnen üben. Verdient sie doch an der Stones-Suppe via Unterhaltszahlung indirekt mit: Allein die Tournee durch USA und Kanada brachten inklusive Merchandising und TV-Rechten 140 Millionen Dollar ein, weitere 110 Mille werden für die Konzerte in Europa und Japan erwartet. Das läßt die Stones auf einen Gesamt-Reinverdienst von gut 85 Millionen Dollar hoffen – und da sollte schon ein neuer Mikrowave-Ofen für die Ex-Gattinnen drin sein.
Nochmal Rolle: Sting, der Englischmann in New York, findet immer weniger Gefallen an seinem Ausflug in die Welt des Schauspiels. Nachdem er für seine Interpretation des Mackie Messer in der „Dreigroschenoper“ fast ausnahmslos hämische Kritiken geerntet hatte, weiß er nun: Ein schneidiger Oberlippenbart allein macht noch keinen Mann. Auch bei der Suche nach einem guten Schauspiel-Lehrer hatte er kein Glück. Der Autist Dustin Hoffman und Broodway-Altstar Elke Sommer aus Erlangen/Bayern ließen ihn abblitzen. Jetzt besinnt er sich auf seine Leisten: „Vielleicht sollte ich doch wieder eine Platte machen.“
Allerdings mit mindestens einem Ersatz-Gitarristen, denn die Sechs-Saiter werden immer unzuverlässiger. Nach einem Tour-Marathon über 60 Städte stieg Terry Bickers völlig entnervt bei House Of Love aus, und um ein Haar hätte der emigrierte Klampfer Hans Ziller das Erscheinen der neuen Bonfire-LP per Gerichtsbeschluß behindert. Steve Stevens, Billy Idols früherer Mann an der Strom-Gitarre, bedauert dagegen die letztjährige Trennung von Dick-Lippe Idol: „Früher bei Billy waren haufenweise hübsche Mädchen bei den Konzerten. Inzwischen kommen vor allem junge Männer mit Gitarren-Magazinen unter dem Arm und löchern mich mit technischen Fragen.“
Noch schlimmer ist der Ärger, den manche Musiker mit ihrem Chef haben, vor allem, wenn es so ein Vorzeige-Amerikaner wie Bruce Springsteen ist. „Hire & Fire“ gilt auch in diesem Unternehmen – nach bis zu 15 Jahren Firmenzugehörigkeit sitzen die Jungs der E-Street-Band jetzt ohne Abfindung auf der Straße. Nachdem sie schon auf TUNNEL OF LOVE nur noch wenige Noten beisteuern durften, hat der Boss jetzt seine Version von Elvis Presleys „Viva Las Vegas“ für eine Benefiz-Compilation ausschließlich mit Studio-Cracks von Jeff Porcaro bis Bob Glaub eingespielt. Freundin Patti Scialfa verriet bei einer Backstage-Party der Rolling Stones in Los Angeles, wie es mit Bruce weitergeht: „Wir beide werden weiterhin miteinander Musik machen, Bruce hilft mir gerade bei meinem Solo-Album. Nach 15 Jahren ist es gut für ihn, wenn er mal ein paar neue Gesichter hinter ihm auf der Bühne sieht.“
Mit einem Brikett auf dem Schädel und Edelstahl um die Hüften kämpfte sie zehn Jahre für die Emanzipation: Grace Jones, das lebende Beispiel dafür, daß nicht nur die Männer immer einen raushängen lassen müssen. Jetzt endlich hat sie die Nase voll von dem Gefummel an den verwegenen Styling-Konstruktionen ihres Image-Schöpfers Jean Paul Gaultier – ständig mußte sie die wackeligen Brüsterl-Körberl (Foto links) nachjustieren. Aber auch mit dem neuen erdnahen Bio-Outfit ist sie nach der wenig berauschenden Comeback-LP BULLETPROOF HEART nicht gerade glücklich man hat sie ganz schön angeschmiert (r.)
Wer sich hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt, hat meist auch was zu verbergen. Doch weder die Ray Ban noch die falsche Eintragung im Hotel alias Rikki Ricardo konnten Billy Joel vor dem wachsamen ME/Sounds-Spion schützen: Wir erwischten den Sänger, wie er zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder heimlich seinen Vater in Wien besuchte. Howard Joel hatte in den 50er Jahren Frau und den kleinen Billy in Richtung Europa verlassen und rentnert nun in Prater-Nähe. „Das war gar nicht so schlimm, damals“, wiegelt Billy ab, immerhin hat er mir jeden Monat – bis zu meinem 18. Geburlstag – einen Scheck geschickt. Und das Klavier hat er auch daheim gelassen. Was soll’s – mein Vater war Klavierspieler, und deshalb bin ich auch einer geworden.“ Auch Hobby-Pianist Joel Senior ist kein Mann der großen Worte: „Mir ist es egal, wieviel Platten Billy verkauft. Hauptsache er bleibt ein netter Junge.“
Dennoch kann man bei der Wahl seiner Eltern nicht vorsichtig genug sein. Das weiß auch der 21 jährige Ansgar Hüttenmüller aus St. Georg bei Hamburg. Der junge Nachwuchs-Sänger wählte Udo Lindenberg zu seinem Wunsch-Vater und stellte – ganz nach dem Vorbild des Deutschrock-Papstes – die „Panik-Lindi Revival-Show“ auf die Beine. Im Moment noch auf kleinen Bühnen im hohen Norden zu Hause, bereitet sich Ansgar auf die Wachablösung vor. Sollte sich Udo L. (43) mit den 120.000 Ostmark, die er für seine laufende sechs-Städte-Tournee durch die DDR als Gage bekommt, im See-Kurort Rügen zur Ruhe setzen, brauchen Lindenberg-Fans/West wenigstens nicht auf rhythmisches Genöhle samt Hut und Panik-Gürtel zu verzichten.
Auch bei den britischen Rock-Opas von Queen zeichnet sich ein Generationenwechsel ab. Freddie Mercury, tourmüde über den vorgezogenen Ruhestand nachsinnend, fand für das Video zur neuen Single „The Miracle“ die endgültige Recycling-Lösung. Erst in der zweiten Hälfte des Clips kommen die Alt-Königinnen ins Bild, vorher schmeißen sich vier minderjährige Prinzen, perfekt gestylt im Queen-Outfit, ins Zeug und demonstrieren damit nicht zuletzt den Stellenwert von Musik-Clips in den 90er Jahren: Kinderkram.
I Wesentlich wichtiger dagegen wird die beiderseitige Zweck-Gemeinschaft von Kunst und Kohle. Die einstmals kraftvolle Front von Popstars gegen M & M (Musik & Markenartikel) ist auf zwei Männer geschrumpft: Neil Young klagt gegen den Jeans-Schneider Lee, der seine Blau-Hosen auf MTV Europe unerlaubterweise mit Neils Song „Hey Hey, My My“ und einem Young lookalike bewarb, während die Anwälte von Prince versuchen, einer TV-Station in Chicago die Wiederaufführung eines fünf Jahre alten Werbespots für Spaghetti-Soßen mit Prince als Nudel-Tänzer zu verbieten. Derweil klingelt auch bei Alt-Beatle Paul McCartney erstmals die Werbe-Kasse – er wirbt auf seiner US-Tournee für die Plastikgeld-Firma Visa, die ihm netterweise rund 20 Millionen Mark rüberschiebt. Dafür akzeptieren die Ticket-Kassen nur Visa-Kreditkarten. Paule steht dazu: „Wer das als Ausverkauf des Rock’n’Roll sieht, der soll doch nach Rußland auswandern.“