News


Böse alte Männer, (bald nicht mehr so) böse alte Frauen, tödliche Kerne und beschmierte Gitarren für Gänseblümchenkätzchen

Es gibt Auszeichnungen, auf die selbst der preisgeilste Mediensüchtling gern verzichtet. Z. B. die als „Steuerhinterzieher des Jahres“, zu dem die Leser der irischen Zeitschrift „New Internationalist“ U2-Sänger BONO ernannten, der gerne mit Regierungschefs luxuriös tafelt und sie ermahnt, mehr Steuergelder für die Bekämpfung von Armut und Hunger bereitzustellen, selbst aber weniger Steuern auf seine Tantiemenmillionen zahlt, weil er vor zwei Jahren den Sitz der Bandfirma von Irland in die Niederlande verlegte. Auch der „Tax Dodger“-Award bringt dem Fiskus nichts: Er ist mit einer Packung „Jammy Dodgers“-Kekse dotiert (weil der „dodger“ eben ein „Preller“ ist). Dass es Popstars mit der Ehrlichkeit nicht immer genau nehmen, ist nichts Neues; man denke an die Hekatomben von Plagiats-vorwürfen, die sich durch die Popgeschichte ziehen wie ein Fluch. Jüngst hat es den Berliner Rapper und Immobilienmakler BUSHIDO erwischt: Der soll für sein Album VON DER SKYLINE ZUM BORDSTEIN ZURÜCK nicht nur drei Songs der US-Band NOXARCANA „ausgebeutet“, sondern sich dazu noch für 16 Songs bei Werken der Franzosen DARK SANCTUARY bedient haben. Nun klagt deren Plattenfirma auf Offenlegung der Verkaufszahlen, Vernichtung der Tonträger und Schadensersatz. Der Musikwissenschaftler Hartmut Fladt meint in seinem Gutachten, er habe noch nie „eine derart drastische Ausplünderung einer urheberrechtlich geschützten Quelle“ erlebt. Dass Bushido selbst mit Geldforderungen gegen Filesharer vorgeht, um sein Urheberrecht wenn nicht zu schützen, so wenigstens zu vergolden, kriegt so fast etwas Bonoartiges, was ihm sicher gar nicht recht ist. Da ließe er sich wahrscheinlich lieber von „Hitparade“-Urgestein DIETER THOMAS HECK als “ Schlagersänger“ bezeichnen, wie das Herbert Grönemeyer unlängst widerfuhr. Ein richtig böser Bub ist BOY GEORGE, der nach diversen Drogenstrafen und einem fünftägigen Dienst als Straßenkehrer nun für 15 Monate ins Gefängnis muss, weil er einen Callboy in seiner Wohnung nackt mit Handschellen fesselte und mit einer Kette verprügelte. Vielleicht täte (nicht nur) ihm der Kurs gut, den die ehemals ebenfalls als Nacktmodell tätige MADONNA derzeit besucht: Damit ihre nächste Ehe nicht wieder scheitert, lässt sie sich im New Yorker Kabbalah-Zentrum beibringen, wie man in einer Liebesbeziehung weniger tyrannisch ist. Vorbild in dieser Hinsicht: RON WOOD, Gitarrist der wiedervereinten FACES (die sich, apropos Tyrannei, hoffentlich nicht bald schon wieder in Rod Stewart & The Faces umbenennen), der seiner geliebten Gitarrenschülerin Ekaterina (20, weil das einen Großteil des Meldungswerts ausmacht) für 14.000 Euro eine Gitarre von limi Hendnx kaufte und mit dem Schriftzug “ sweet as a daisy, sweetasa pearl, you’ll always be my kitten“ verzierte. Das Dasein, das KRAFTWERK füh ren, könnte man als phantomartig mensch maschinell bezeichnen — was ja auch eine Art Konzept war. Ob FLORIAN SCHNEIDER, der das Projekt 1968 mit RALF HÜTTER gründete, noch dabei ist, wusste in letzter Zeit niemand so recht; bei den Konzerten letztes Jahr fehlte er. Nun gab der Professor für Medienkunst seinen Ausstieg bekannt – ersetzt wird er nicht durch einen Musiker, sondern den „Video Operator“ Dieter Pfaffe. Endgültig aus ist es mit den STOOGES, nachdem RON ASHETON Anfang Januar einem Herzinfarkt erlag, was ihm immerhin die Peinlichkeit erspart, 2010 (nach sieben erfolglosen Nominierungen) doch noch in die „Rock’n’Roll Hall of Farne“ aufgenommen zu werden. Derlei musste LED ZEPPELIN DrummerJOHN BONHAM ebenfalls nicht mehr erleben, der nun auch nicht mehr in Gefahr der Grabrotation gerät, weil seine Ex-Band mit neuem Sänger auf Tour geht, um etwa den Kosmos zu rocken: Ausprobiert wurden ein paar Vokalisten, aber „keiner passte, und das war’s“, wie Manager Robert Mensch meldet. Die Jüngeren unter uns seufzen erleichtert — und fragen sich, ob es denn nichts über Menschen unter 50 zu vermelden gibt. Nein, diesmal nicht (abgesehen von AMY WINEHOUSE, die im Urlaub einen Sechsjährigen vor dem Tod bewahrte, indem sie ihn am Verzehr eines tödlich giftigen, weil rohen Cashew-Kerns hinderte, und IÄAM GALLAGHER, der sauer ist, weil der böse NOEL sein Facebook-Profil verändert hat – mal ehrlich: Ist das der Stoff, aus dem Rock’n’Roll-Geschichten gemacht sind? Außerdem, liebe Amy, ist an den Kernen nur die Schale giftig). Platzmangel hindert uns immerhin daran, PRINCE (50), CLIFF RICHARD (68),BIGBOPPER (50 Jahre tot) undPEARLJAM (gefühlt: * Musikexpress 250) auch noch ins Spiel zu bringen. Außerdem wird Bono im Mai erst 49.