New Model Army


Wir kommunizieren mit unseren Fans, und sie mit uns. Eine mächtige Energiewelle überträgt sich vom Publikum auf die Band und umgekehrt. Es ist ein Wettstreit: Wer hat die meiste Energie? Unsere Konzerte schaffen ein Gemeinschaftsgefühl, das allen Beteiligten Stärke und Kraft gibt.“

Besser als Justin Sullivan alias Slade The Leveller, Sänger/Gitarrist und Kopf der unbeugsamen Recken aus dem Norden Englands, kann man die unvergleichliche Atmosphäre eines New Model Army-Auftritts überhaupt nicht beschreiben. Diese Konzerte sind regelrechte Familientreffen geworden. Nur daß die Zahl der Familienmitglieder in den letzten Jahren gewaltig zugenommen hat und heute allerorten ausverkaufte Konzerte verspricht.

In der übervollen Bochumer Zeche lieferten sich denn auch die dichtgedrängten Massen jene oben beschriebene Energieschlacht mit dem Trio aus Bradford. Von Beginn an donnerten die Gitarrensalven pausenlos über die Köpfe der Zuschauer hinweg, sorgten der zuckende Baß und das peitschende Schlagzeug für unbarmherzige Schallwellen.

Im Gegensatz zu früheren Überfällen beschränkten sich New Model Army diesmal aber nicht auf stoisches Knüppeln und pausenlose Lärm und Tempoattacken. Die überraschende stilistische Spannbreite ihrer aktuellen LP THUNDER & CONSOLATION setzten sie ganz bewußt und auch überzeugend in den Mittelpunkt ihres Auftrittes.

Die Hinzunahme eines zweiten Gitarristen schaffte Raum für Justins bislang oft zu kurz

gekommene akustische Ader. Wenn seine akustischen Gitarren-Akkorde glasklar im Raum standen, schlüpfte er flugs und unvermittelt in die Rolle des politischen Barden, der auch seine inhaltlichen Botschaften an den Mann bringen möchte.

Ob bei der heimlichen NMA-Hymne „5lst State“ oder der Emigranten-Ballade „Green & Grey“: Die Fans kannten seine rebellischen Botschaften in- und auswendig. Mit Tränen in den Augen brüllten sie die simplen politischen Slogans von früher genauso mit wie die aktuellen Zustandsbeschreibungen einer an Umweltzerstörung, Isolation, Armut und eskalierender Gewalt krankenden Gesellschaft. An kontroversen Themen mit sozialem Zündstoff mangelt es Herrn Sullivan jedenfalls nicht.

Über 90 Minuten lang stand die Band fest wie ein Fels in der donnernden Brandung, umspült von den Chören des begeisterten Fußvolkes.

Wie nicht anders zu erwarten, endete der freundschaftliche Wettstreit auch diesmal mit einem eindeutigen Remis. Das Wiederholungsspiel wird unumgänglich sein.