Neue Staffel von „Orange is the New Black“: In Würde auf der Stelle treten


Die fünfte Staffel der Knastserie erzählt eine Geschichte, die sich in nur drei Tagen abspielt. Das ist ambitioniert, funktioniert aber nicht immer gut.

„It’s like a party, except terrifying“, fasst Insassin Lorna Morello (Yeal Stone) die Situation im Frauenknast Litchfield zu Beginn der fünften Staffel „Orange is the New Black“ treffend zusammen. Nachdem die vierte Staffel der Netflix-Erfolgsserie mit dem Tod von Bibliothekarin Poussey (Samira Wiley) und einer Pistole am Kopf eines Wärters endete und die Zuschauer mit dem bisher größten Cliffhanger der Serie zurückließ, werden nun in Staffel fünf die Nachwehen dieser Ereignisse verarbeitet.

Im Gefängnis herrscht Revolte. Die Insassinnen haben die Litchfield Penitentiary übernommen, halten Wachen als Geiseln und fordern angeführt von Taystee (Danielle Brooks), Pousseys bester Freundin, eine Rückkehr zu den Verhältnissen vor Litchfields Privatisierung. Diese drei Tage des Aufstandes sind der narrative Kern der Staffel und erneut Bühne für Rassenkonflikte, Machtkämpfe und Liebschaften.

Die Serie stößt erstmals an ihre Grenzen

Aber sie sind auch erstmals Beispiel dafür, dass die Macher um Showrunner Jenji Kohan mit dem Versuch, eine Vielzahl von Storylines miteinander zu verweben, jedem der Charaktere in dem über die Jahre stark gewachsenen Ensemble gerecht zu werden und gleichzeitig ein sozialkritisches Kommentar abzugeben, langsam an ihre Grenzen stoßen.

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Die einstige Protagonistin Piper Chapman (Taylor Schilling) hat nun endgültig ihren Platz als Hauptfigur geräumt. Litchfield und dessen zahlreiche Konflikte sind der Mittelpunkt. Und obwohl genau das über die vergangen Staffeln die große Stärke der Serie geworden ist, ist es nun auch das größte Problem.

Denn die vielen Figuren und Subplots fühlen sich zuweilen an wie ein Flickenteppich, den der Zuschauer selbst wieder zusammenweben muss. Die Entscheidung, die fünfte Staffel innerhalb des kurzen Zeitraums von drei Tagen anzusiedeln, hilft da wenig, denn häufig kommt dadurch noch Verwirrung hinzu, an genau welchem Punkt des fortschreitenden Aufstandes man sich überhaupt befindet.

Stagnation auf hohem Niveau

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Die zahlreichen Schauplätze führen auch dazu, dass weniger Zeit für die einzelnen Figuren eingeräumt wird und die Charaktere stagnieren: Chapman und Vause (Laura Prepon) führen weiter eine On-Off-Beziehung, Lorna Morello träumt ihre Illusion des Prinzen, der vor den Gefängnismauern auf sie wartet, Doggett (Taryn Manning) ist immer noch in einer zweifelhaften Beziehung mit einem der Wärter und Red (Kate Mulgrew) bleibt die entmachtete Anführerin aus dem Ostblock. Zwar ist es nicht so, dass es den bestehenden Figuren bisher an Tiefgang und Ausarbeitung gefehlt hätte, doch fällt auf, dass innere Kämpfe zugunsten des Aufstandes und der Botschaft, die die Macher mithilfe der Serie senden wollen, nur verkürzt oder gar nicht dargestellt werden.

Taylor Schilling ist nicht mehr zwingend die Hauptdarstellerin der Serie.

Und auch die Botschaft, um die es dabei geht, bleibt die gleiche wie in der Staffel zuvor: „Orange is the New Black“ prangert Rassismus und Polizeigewalt in den USA an und verankert sich dazu immer stärker in der Realität. Bewegungen wie #blacklifesmatter werden aufgegriffen und lassen die Geschehnisse der Serien damit oftmals beklemmend echt wirken.

Und trotz einiger Schwächen: Gejammert wird hier auf hohem Niveau. Zwar tritt die Serie zu diesem Zeitpunkt auf der Stelle, doch die Mischung aus Drama- und Comedy-Elementen funktioniert auch in der fünften Staffel von „Orange is the New Black“ weiterhin hervorragend und wird im Verlauf der Staffel noch durch eine Priese Horror ergänzt – herausgekommen ist dabei ein weiteres sehr sehenswertes Kapitel des Netflix-Gefängnisdramas, dessen Stillstand man gerne verzeiht.

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