Neue Musik- Bücher
Der Winter wird kälter, die Abende länger – die ideale Jahreszeit also, um am knisternden Kamin (Zentralheizung tut’s auch) in ein paar Büchern zu schmökern. Was an neuen Musikbüchern in den letzten Wochen auf den Markt kam darüber gibt der folgende Artikel einen Überblick.
Wer wissen will, wann Willi Millowitsch geboren wurde, sollte irjg Rock Kalender ’84 (Hg. Th Böhm J. Stark, Elefantenpress, Preis: 9.80) blättern, denn dort stehen für jeden Tag das Geburts- und Todesdatum berühmter Größen aus Show und Rockmusik. Neben Beiträgen, etwa zur Geschichte der Rockgitarre, vielen schwarz-weiß Fotos von bekannten Bands und Musikern ist es vor allem der umfangreiche, übersichtlich geordnete Anhang mit zahlreichen Adressen von Plattenfirmen. Agenturen, Musik-Initiativen, die den Kalender außerdem zu einem hilfreichen Branchenbuch machen.
Mit Born To Run – Die Bruce Springsteen Story (von Dave Marsh, Star-Cluster. 5983 Balve. Preis: 29,80) liegt zum ersten Mal in deutscher Übersetzung eine lesenswerte, oft sehr persönlich gehaltene Biographie des charismatischen Sängers vor. Auf 200 Seiten erhält man einen aufschlußreichen Einblick in seine Karriere. Nicht nur für Fans dürfte die detaillierte Liste mit allen offiziellen und „ausgeliehenen“ Songs sowie ein ausführlicher Showkalender von 1972 bis 1981 ein zusätzlicher Anreiz sein.
Viel ist schon über BAP geschrieben worden, doch in BAP övver BAP (Lamuv Verlag) melden sich Betroffene und Beteiligte einmal selbst zu Wort. Eingerahmt von Niedeckens Tagebuch der „Von drinne noh drusse‘-Tour 198283 und aus eingestreuten Briefen, Kommentaren und Zeitungsausschnitten entsteht so ein lebhaftes Porträt der Band.
Trauer, Einsamkeit. Sinnverlust – große Worte, die sich als Thema wie ein roter Faden durch die Songs vieler Musiker ziehen und dem Autor als Vorlage für sein Help. Klagelieder der Moderne (Hg. HJ. Trabert. Narsapur Verlag. Preis: 19.80) dienten. Großformatige Bilder von Musikern wie Joe Jackson oder Bob Dylan und deren Texte, oftmals in etwas hölzerner deutscher Übersetzung, treffen allerdings nur sehr vordergründig den „Klageton“ der Zeit.
Bereits im letzten Me/Sounds erwähnt: The Police (M. Nüchtern Verlag. Preis: 26,-) – ein Gemeinschaftswerk der englischen Musikschreiber Phil Sutcliffe und Hugh Fielder in deutscher Übersetzung. Ansprechend gestaltet, informativ und kompetent geschrieben. Einziges Minus: das englische Original erschien bereits 1981 und ist zwangsläufig nicht mehr aktuell.
Kommen wir zu einigen britischen Neuerscheinungen: Wohl keine andere englische Band kann sich rühmen, so viele überragende, stilbildende Gitarristen hervorgebracht zu haben wie die Yardbirds. Eric Clapton, Jeff Beck und Jimmy Page, dessen Weg und Spiel in Jimmy Page, Tangents Within A Framework (von Howard Mylett, Omnibus Press. Preis: 18.80) vom Anfang bei Neil Christian über Led Zeppelin bis hin zum vorläufigen Ende, seinem mißlungenen Solo-Projekt „Death Wish II“, aufmerksam nachgezeichnet wird. Eine interessante, reich bebilderte Studie nicht nur für Gitarren-Freaks.
Lange Zeit konnte man Wetten auf die Who abschließen. Die Frage war, machen sie ihre Ankündigung wahr und lösen sich auf oder macht man weiter? In The Who. The Farewell Tour (von Ph. Kamin/P. Goddard. Sidgwick & Jackson, Preis: 28,80) wird man anhand von vielen, gelungenen Schnappschüssen und kommentierenden Texten Zeuge ihrer überwältigenden Abschiedstour durch die Staaten. Viele werden Townshend und Co. nach der Lektüre vermissen.
Hierzulande noch stiefmütterlich behandelt, feiert der Heavy Metal besonders in Japan enorme Erfolge. Judas Priest, Scorpions. AC/DC. Whitesnake – die Creme des internationalen Schwermetalls sorgt, wie der Fotoband HM-Photobook, Heavy Metal in Japan (Omnibus Press. Preis: 22,50) überzeugend belegt, für knisternde Atmosphäre und hitzige Spannungen in Nippons Hallen. (Alle hier aufgeführten Importe u.a. erhältlich bei: Groovers Paradise, Ladenstr. 8, 3104 Unterlaß)
Kurz noch einige weitere Musikbücher, die in den letzten Tagen auf den Tisch flatterten: Hauptsächlich für beinharte Insider gedacht ist Rock-Xikon’s (Line/Sereno-Verlag. Preis: 9.90), der erste Teil einer langfristig konzipierten Musikreihe über musikalische Außenseiter. Themen: Beau Brummeis, Mike Bloomfield, Creation etc.
Zweimal Liedermacher: Von Klaus Hoffmann das großzügige Foto- und Textbuch „Was fang ich an in dieser Stadt“ (Elefanten Press) – von Ludwig Hirsch ein Taschenbuch mit dem Titel „Ich hab’s wissen wollen“ (Heyne Verlag. Preis 5.80) mit Liedern, Bildern. Texten.
Beim Rowohlt-Verlag erschienen zwei dicke Schmöker für lange Winterabende: Olaf Leitner schreibt über die Rockszene DDR (Preis: 19.80) – während Bert Noglik mit 26 Jazzmusikern der Gegenwart Gespräche führte, die er zur Jazz-Werkstatt (Preis: 15,80) verarbeitet hat.
Viel Spaß beim Lesen. Verderbt Euch nicht die Augen.