Neue Gesichter
Ein Grenzfall: Eigentlich sind die Twelve Drummers Drumming alte Bekannte, ihr 83-er Debüt-Album war die erste, auch im Ausland ernstgenommene, deutsche Gitarrenpop-Scheibe. Doch als Sänger Rudi Edgar 1984 im Studio mit einem Gehirnschlag zusammenbrach, fiel die Blitz-Karriere ins Nichts zusammen. Nur Gitarrist Kurt Schmidt blieb Rudi treu und produzierte mit ihm die WHERE THE WILD BUFFALO ROAMS – ein dichtes Album, das von Edgars Ausnahme-Stimme lebt. „Ich hatte mich immer gefragt, welche Musik dieser Welt ich aufnehmen sollte, wenn ich einmal die Chance für eine Platte bekäme. Mein Traum waren Sessions in Afrika“.
Dieser Traum wurde für die US-Sängerin Toni Childs zumindest teilweise wahr -— für drei Titel ihres Album-Debüts UNION stand ein traditioneller Chor im Ebusia-Studio (Swaziland). Trotz der Einflüsse des schwarzen Kontinents ist Toni keine Ethno-Rockerin, denn Produzent David Ricketts (David & David) legte ein zeitgemäßes Sound-Gewand um die Stimme der Sängerin, die ihre Sensibilität zum Prinzip gemacht hat:
„Ich hasse all die hübschen Frauenstimmen. Ich bin verletzbar und singe auch so“.
Eine große deutsche Kölschrock-Gruppe spielte früher „überall, wo eine Steckdose ist“. Das UK-Quartett Fairground Attraction braucht für seine Gigs nicht einmal einen Stecker —- die Vier können mit ihren akustischen Instrumenten in jedem U-Bahnwagen auftreten. Sängerin Eddie Reader, einst mit Alison Moyet und den Eurythmics als Chor-Dame auf Tour, hat sich für ihre Mischung aus Jazz, Folk und Rockabilly drei Studio-Cracks geholt, die sich nicht zu schade waren, auch in dunklen Pubs mit Westerngitarren und Bongos zu spielen. Ihr Produzent Kevin Moloney (U2) hat es geschafft, den Natur-Sound unverfälscht auf Vinyl zu bannen. Mit Erfolg, denn für den frischen Klang konnten sich auch die deutschen Fans begeistern. Sie brachten Single wie LP in die Charts.