Neue Alben: 17.-23. Oktober 2011


Die Neuerscheinungen der Woche. Mit unter anderem Justice, Active Child und Dirty Projectors + Björk.

Platte der Woche:
Justice – Audio, Video Disco
Jetzt erscheint mit Audio, Video Disco von Justice nicht nur die Platte der Woche, sondern gleichzeitig auch unsere Platte des Monats. ME-Redakteur Albert Koch schreibt: „In einer ausladenden Prog-Symphonie fügen Justice die wichtigsten Bausteine der Musik auf ihrem zweiten Album zu einem einzigen Referenztrack zusammen.

Vor allem aber ist dieses Album ein gigantisches Suchspiel nach Samples und popkulturellen Referenzen. Bezieht sich „New Lands“ auf das gleichnamige Album von Flying Saucer Attack, oder doch auf den parawissenschaftlichen Autor Charles Fort? Der Song, in dem eine Brian-May-Gitarre opernhaft aufspielt, heißt passenderweise „ Brianvision“, „Ohio“ beginnt mit Harmoniegesang, der an Crosby, Stills, Nash & Young erinnert. Wenn das Justice-Albumdebüt † Disco-Metal gewesen ist, so ist Audio, Video, Disco Prog’n’C ock-Rock Disco. Mit elek­tronischer Musik und der reinen Lehre hat das natürlich nichts mehr zu tun. Da haben die Beleidigten vollkommen recht.“ Key Tracks: „Civilization“, „Brianvision“, „On’n’On“

A
Active Child – You Are All I See
In den einzig von Geist und Licht durchfluteten Weiten der Blogosphäre lässt man Pat Grossi schon seit seinem ersten Erscheinen eine Behandlung angedeihen wie den beiden „ Läufern“ in dem 70s-Science-Fiction-Klassiker „Flucht ins 23. Jahrhundert“, als diese sich in den Love Shop verirren. Der frühere Chorknabe aus L.A. wird umgarnt, liebkost und sicherlich bald ganz niedergerungen. Kein Wunder, scheint seine Musik, die tiefe Frequenzen weitgehend meidet und bis auf Grossis Tenorstimme und ein paar Harfenornamente vollsynthetisch erklingt, doch wie gemacht für dieses Reich des Pop, in dem Segensschauer ja wohl nicht zufällig aus Soundclouds auf einen niedergehen. Und dort, wo sich Active Childs Debüt scheinbar schnöde irdisch auf Cocteau Twins, A-Ha und R. Kelly bezieht, gilt selbstverständlich: Auch wenn eine Wolke exakt so aussieht wie Hund/Katze/Maus, wird sie doch niemals beißen, haaren oder „in den Mozarella kacken“ (Max Goldt). Ehrlich Leute, auch wenn ihr bei bloßer Nennung des Begriffs „Chillwave“ schon nervös an der Fernbedienung eurer Heizdecke nestelt: Schönere Popmusik kann man sich im Moment kaum vorstellen. Hier oben jedenfalls nicht. (ME-Redakteur Oliver Götz) Key Tracks: „Hanging On“, „Ancient Eye“

Ahn, Priscilla – When You Grow Up

B
Bony King Of Nowhere, The – Eleonore

C
Coldplay – Mylo Xyloto 

D
Dirty Projectors + Björk – Mount Wittenburg Orca
Natürlich ist Mount Witten­berg Orca erst einmal ein Album der Dirty Projectors, David Longstreth hat die Songs geschrieben. Die in den New Yorker Rare Book Rooms 2010 entstandenen Aufnahmen waren bislang nur als Download erhältlich, mit den Einkünften wird ein National-Geographic-Programm zur Erhaltung von Ökosystemen im Ozean unterstützt. Das Wörtchen „Orca“ darf zudem als Link zum vorigen Studio-Album der Amerikaner, Bitte Orca, gelesen werden. Der Zusatz „+ Björk“ reicht schon aus, dieser Kollaboration eine Ampulle Aufregung zu injizieren. Björk hat den Leadgesang auf der Hälfte der Tracks übernommen, ihr melismatisches Heulen ist von der ersten Sekunde an präsent. Und Mount Wittenberg Orca ist eine dezidierte Gesangsplatte. Das onomatopoetische Stimmenspiel im Klatschpopsong „Beauti­ful Mother“, in dem Longstreth, die Projectors-Sängerinnen und Björk sich wundersam surrend wie eine Gruppe Insekten umschwirren, gehört zu den Weltspitzenleistungen, die dieses gar nicht reguläre Album aus dem Hut zaubert. Es hat genauso viel mit R’n’B wie mit der Chormusik der Doo-Wop-Ära zu tun. Elektronische Irritationen – Fehlanzeige. Wer so sexy schönsingen kann, muss auch vor dem Weltuntergang keine Bange haben. Selten ist das Ende der Tage so federleicht besungen worden wie auf dieser Platte. (ME-Autor Frank Sawatzki) Key Tracks: „When The World Comes To An End“, „ Beautiful Mother“

E
Effi – Astronauts
Emmy The Great – Virtue

P
Pedroli, Olivia – The Den

S
Someone Still Loves You Boris Yeltsin – Tape Club

T
Treyer, Xaver von – The Torino Scale

V
Veronica Falls – Veronica Falls

W
Waits, Tom – Bad As Me