Neu im Kino: Leonardo DiCaprio, Martin Scorsese, Michael Fassbender und überhaupt jede Menge Oscarkandidaten
Amerika und das Böse: Extrem-Kapitalismus und Sklaverei als Kontrastprogramm für die Oscarvorbereitungen - die wichtigsten Kinostarts vom 16. Januar 2014.
Film der Woche: „The Wolf Of Wall Street“
Komödie – USA 2013, Regie: Martin Scorsese, Darsteller Leonardo DiCaprio, Jonah Hill, Margot Robbie
So ganz verstehen können wir die in den USA geführte Diskussion rund um die vermeintliche Verherrlichung des Raubtierkapitalismus ja nicht. Denn wer nach dem dreistündigen Exzess, den Leonardo DiCaprio & Co. da auf der Leinwand veranstalten, nicht zumindest einen kleinen Impuls verspürt, sein verbliebenes Geld auf der Straße zu verbrennen, dem ist der moralische Kompass wohl schon bei „Wall Street“ abhanden gekommen. Natürlich gilt auch für den „Wolf Of Wall Street“, was für Scorseses große Gangster-Epen (und ein solches liegt auch hier vor) gilt: Seine Hauptfiguren sind in gleichem Maße charismatisch wie skrupellos, ihr Handeln ist keineswegs nur dadurch gerechtfertigt, dass man von den Opfern ihrer Schandtaten zu wenig zu sehen bekommt.
Dabei besteht von Anfang an kein Zweifel daran, dass DiCaprios Jordan Belfort ein riesengroßes Arschloch mit Messias-Komplex ist. Einmal von seinem ersten Mentor Matthew McConaughey angefixt, erliegt er erst der Droge des schnellen Geldes, dann allen anderen Drogen dieser Welt und schart ein paar Vorort-Gauner rund um die weißeste Zahnreihe des Westens (Jonah Hill) um sich, um mittels sogenannter Penny-Stocks diejenigen abzuzocken, die ohnehin (fast) nichts mehr haben.
Was folgt, ist der phasenweise unglaubliche (und unglaublich komische) Parforce-Ritt durch die tiefsten Niederungen all dessen, was es für Geld zu kaufen und im Zweifel auch zu missbrauchen gibt. Und wenn Belfort am Ende sein gesammeltes Wissen als Karriere-Heilsbringer in Seminaren weitergeben darf, dann wird klar, dass diese 90er-Jahre-Parabel in direktem Zusammenhang mit der Finanzmarkt-Krise der letzten Jahre zu sehen ist. Ohne Zweifel ein Meisterwerk, dem man im Kino sein Geld gerne in den Rachen werfen darf.
Außerdem neu in den Kinos und mit einem Ein-Satz-Schnellcheck aufgeführt:
12 YEARS A SLAVE
Bekannte Namen: Michael Fassbender, Steve McQueen, Chiwetel Ejiofor
Eigentlich der zweite Film der Woche: ultraaufrüttelndes Sklaverei-Drama nach ziemlich unfassbaren wahren Begebenheiten.
Gehen wir rein… weil es bei den Oscars wohl keinen Weg dran vorbei gibt.
NEBRASKA
Bekannte Namen: Alexander Payne, Bruce Dern
Vater und Sohn auf dem Schwarz-Weiß-Trip durchs amerikanische Niemandsland. Und zueinander…
Gehen wir rein… weil der große Bruce Dern für seine Rolle völlig verdient den Darstellerpreis in Cannes erhalten hat.
A TOUCH OF SIN
Bekannte Namen: Auch hier ist der Film der Star!
Kaleidoskopischer Blick auf das moderne China und seine kapitalistisch-korrupten Auswüchse. Episodisches Meisterwerk!
Gehen wir rein… weil wir gar nicht fassen können, dass es der Film an der chinesischen Zensur vorbeigeschafft hat.
NICHT MEIN TAG
Bekannte Namen: Peter Thorwarth, Moritz Bleibtreu, Jasmin Gerat, Axel Stein
Thorwarth will’s nochmal wissen. Mit Bleibtreu, den üblichen Buddy-Action-Schemata und leider viel zu wenig Mut.
Gehen wir rein… wenn wir die anderen vier Filme der Woche bereits gesehen haben.