Neu
Klaus Dinger und Michael Kother, beides ehemalige KRAFTWERK – Mitglieder, haben sich im August vergangenen Jahres von dieser sehr erfolgreichen deutschen Formation gelöst. Auch der dritte im Bunde, Eberhard Krahnemann der heute die Gruppe bei Live-Auftritten begleitet, gehörte mal mit zur KRAFTWERK-Familie, die zeitweise bis zu fünf Mitglieder beschäftigte. Sicherlich alles alte Hüte Seit August vergangenen Jahres gibt es also NEU. Ihr Name, der sich eher wie ein grandioses Waschmittelprodukt anhört und recht wenig nach Musik klingt, haben sie sich ganz bewusst gewählt. „Man muss doch irgendwie aus dem Schaufenstermatsch der Plattengeschäfte herausragen!“ Recht haben sie, denn der Begriff NEU ist in der Tat gepaart mit Erwartung.
Doch hier kommt sofort die Einschränkung von Klaus Dinger, sie wollen nicht für sich in Anspruch nehmen, etwas vollkommen Neues zu machen, denn „Im Grunde sind das sicherlich alles alte Hüte, dazu müsste man schon die Musik erfinden“. Der Versuch neue Wege zu gehen Neu ist also Ihre Musik nicht. Was neu ist, sind die Wege, welche die beiden beschritten haben, um diese Platte zu machen. Vier Nächte haben sie im Hamburger Windrose-Studio unter der Leitung von Toningenieur Conny Plank, der auch schon die technische Leitung bei den beiden KRAFTWERK LP’s hatte, gesessen, gespielt, diskutiert und sie hörten in dieser Zeit förmlich die Markstücke klimpern, weil eine Stunde im Studio 130,- DM kostete. „Es war verflucht schwierig, denn wir hatten nur beschränkte Geldmittel zu Verfügung“. Dass die Platte aber dann doch nicht unter Zeitdruck zustande gekommen ist, war nur der guten Arbeitsatmosphäre zu verdanken, die im Studio herrschte. Informationen angeboten Es sind vier Titel, die sich schon heute, nachdem die Platte erst vier Monate auf dem Markt ist, grosser Beliebtheit erfreuen. Da sie selbst auf dem Cover angeboten haben, Informationen über sich und die Musik zu geben, haben sie anhand der eintreffenden Leserbriefe einen guten Überblick wie ihre LP ist. Da sie aber diese Post selbst beantworten, „Die meisten Typen vergessen Rückporto beizulegen“, kommt ihre Musik in der jetzigen Zeit zu kurz. Klaus Dinger sieht aber auch diese Arbeit in einem direkten Verhältnis zur Musik, denn auch die Schreibarbeit gehört zu seiner Musik. Er möchte sich 24 Stunden am Tag wohlfühlen und sich in dieser Zeit so ehrlich wie möglich verhalten. Sie halten nichts von Managements die ihnen diese Arbeit abnehmen, „Weil das nur auf eine Abhängigkeit hinauslaufen würde“. Eine LP ohne Texte Klaus Dinger und Michael Rother sind auf ihrer ersten LP Multi-Instrumentalisten, die wissen was sie wollen. Für sie ist das Medium Musik, die stärkste Verständigungsbasis die es gibt, stärker als Bild oder Worte. Deshalb gibt es auf dieser LP auch keine Texte, „Weil Worte unheimlich konkret sind und doch immer wieder widerlegt werden können“. Wenn sie eine Stimme gebrauchen, dann nur als instrumentaler Charakter. Für die beiden ist ihre erste Platte das bestmöglichste Produkt, welches unter den beschriebenen Umständen denkbar war. Doch sich damit zufrieden zu geben, davon sind die beiden weit entfernt. Sie möchten noch mehr aus sich herausholen, möchten, dass noch mehr „rüberkommt“ von ihrer Musik. Ob sie auf ihrer zweiten LP die erste musikalisch fortsetzen, wollte ich wissen. „Das wäre verfrüht sich da festzulegen, denn wir sind sehr von Situationen abhängig“. Warum ihre Musik so beliebt ist, konnten sie mir nur so erklären. „Wir glauben unsere Platte wird deshalb gekauft, weil wir etwas zu erzählen haben, unsere eigene Geschichte. Wir machen das mal ruhig und mal agressiv, auf jeden Fall vielschichtig. Die Leute interessiert diese Geschichte, vielleicht merken sie, dass wir ehrlich sind und nicht so abgef uckt wie es im Schnitt der Fall ist“.