LONDON. Den Namen entliehen sie sich bei der“.Goon Show“ — einem legendären BBC-Comedy-Programm. dessen zickiger Humor schon damals kaum ein Ausländer kapierte. Erst jetzt, wo die Band mit ihren kecken, heimgestrickten T-Shirts Englands Straßenbild bestimmt (fast hundert Designs gibt’s aus ihrer Kleinfirnia schon), erweist sich, mil welchem Weitblick die Neds‘ sich dereinst benannten: Sie sind eine Band, die die große Masse des breiten Publikums kall läßt, sich aber eines Hardcore-Gefolges erfreut, dessen Hingabe den Euphorie-Pegel ums berühmte Quentchen“.mehr“ auf Verstärker-Stufe „elf“ drückt.
Und Ned’s britisches Gefolge ist beachtlich: 22 Gigs umfaßt ihre derzeitige Landes-Tour — die Hallen fassen zwischen 2001) und (wie heute Abend) 4(100 Fans. Bemerkenswert ist auf Anhieb der enorme Weiblichkeits-Quotient: Während Gigs von Bands in Bermuda-Shorts sonst zu drei Vierteln mit rücksichtslos“.moshender“ Männlichkeit gefüllt sind, ist das Verhältnis hier fast umgekehrt.
Der Umfang von Ned’s Gefolge mag damit zusammenhängen, daß sie’s allen Medien zum Trotz schafften: Aus ähnlichem Holz gehauen wie The Wonder Stuff und davor die Smiths und Wedding Present, waren sie von Anfang an einige Generationen zu spät, um als „originell“ gepriesen zu werden. Gerade dieses Nicht-Modisch-Sein garantiert in England immer ein Publikum, insbesondere wenn die Texte halbwegs clever sind (das sind sie!) — und erst recht, wenn das Unternehmen tatsächlich noch mit schlauen Ideen (wie den T-Shirts) kombiniert wird.
Langer Rede kurzer Sinn: Der Schreiber dieser Zeilen war in der“.Brixton Academy“ ein staunender Außenseiter. Staunend ob der Anzahl schreiender, ohnmachtsnaher Mädchen. Staunend darob. wie im Rumpeln der zwei (!) Bassisten und im monotonen Brabbeln des Sängers jemand überhaupt noch Songs ausmachen konnte. Siaunend zudem, wie effektvoll die im üblichen Band-Stil bunt und schrill gehaltenen Vorhänge dem Geschehen ein sonniges Klima bescherten. Staunend schließlich, daß er am Schluß mit dem Gefühl von dünnen ging, es hier mit einer Band mit Charakter zu tun gehabt zu haben — selbst wenn er es nach dem vierten Stück entmutigt aufgab. Unterschiede zwischen den einzelnen Songs auszumachen …
