Nachdem The Prodigy ihm zuletzt die Nachtruhe stahl, macht Maxim Reality nun in Ruhe Solo-CDs
Maxim Reality ist nicht wiederzuerkennen: Ohne Kunstpupillen, wüste Haarpracht und Goldzähne wirkt der 32jährige fast schon erschreckend normal. „Das ist mein Alter ego“, erklärt er seine Bühnen-Personality,“ein Produkt, das ich kreiert habe, um unsere Gigs spannender zu gestalten. Aber ich weiß eben, wann ich es abschalten muß.“ In natura ist Maxim schüchtern. Ruhig sitzt er im Büro seiner Londoner Plattenfirma und sinniert über die letzten paar Jahre Dauerstreß und sein kommendes Soloalbum. Weil er dafür aber noch Sounds braucht, schneidet er das Interview gleich mit: „Hast du was dagegen, auf meiner Platte zu sein?“ grinst er und zückt einen Minidisc-Player mit Mikrophon. Maxim genießt die aktuelle Auszeit von The Prodigy, deren Mitglieder zuletzt so ausgepowert waren, daß sie unter Schlafstörungen litten: „Immer wieder lag ich nachts im Bett und schrie plötzlich irgendeinen Text, weil mein Gehirn nicht abschalten konnte“. Jetzt kehrt Maxim zu seinen Anfängen zurück. Der hünenhafte Rapper hat schließlich Geschichte: Schon mit 14 kombinierte er Reime und Sounds, imitierte Vorbilder wie z. B. Yellowman und nahm reihenweise Tapes auf. „Das müssen hunderte sein, und wenn ich sie mir anhöre, kann ich nur lachen.“ Weil er nie die richtige Balance zwischen Musik und Text fand, schloß er sich The Prodigy an – zu einer Zeit, als die Dance-Szene von Instrumentals dominiert wurde: „Ich hatte überhaupt keinen Bezug dazu. Das war mir alles zu drogenlastig und engstirnig. Ich habe mich dann nur darum gekümmert, die Leute anzufeuern und hier und da mal eine Strophe zu improvisieren.“ Doch der Erfolg des Prodigy-Debüts stimmte Maxim kompromißbereit. Er stellte eigene Interessen hinten an und fügte sich in das Projekt ein. Das kommende Solo „Hell’s Kitchen“ (VÖ: Februar 2000) ist demnach in erster Linie längst überfällige Ego-Befriedigung und dürfte ähnlich morbide ausfallen wie die aktuelle EP „My Web“.