Nach Thilo-Mischke-Debakel: ARD räumt Fehler ein und kündigt Reform an

Monate nach dem Eklat um Thilo Mischke zieht nun auch die ARD Konsequenzen.


Musikexpress Badge
Empfehlungen der Redaktion

Nach Monaten des Schweigens hat die ARD ein weiteres Statement zum geplatzten Moderationsdebüt von Thilo Mischke bei „ttt – titel, thesen, temperamente“ abgegeben – und spricht dabei überraschend offen von eigenen, internen Versäumnissen. Der öffentliche Druck nach der umstrittenen Personalentscheidung hat offenbar Wirkung gezeigt: Man kündigte nun einen tiefgreifenden Umbau des renommierten Kulturformats an.

Aufregung um Thilo Mischke als Co-Moderator – was war passiert?

Eigentlich sollte der Journalist und Autor Thilo Mischke ab Februar 2025 als neuer Co-Moderator von „ttt“ vor der Kamera stehen. Doch kurz nach der Bekanntgabe wurden alte Vorwürfe gegen den 44-Jährigen öffentlich. Vor allem sein Buch „In 80 Frauen um die Welt“ aus dem Jahr 2010 wurde als frauenfeindlich kritisiert. Die Inhalte des früheren Reiseberichts, in dem Mischke teils in salopper Sprache über sexuelle Begegnungen schreibt, ließen viele an seiner Eignung für ein kulturelles ARD-Aushängeschild zweifeln.

Zunächst hielt die ARD noch an der Entscheidung fest, bevor sie schließlich unter dem wachsenden öffentlichen Druck einen Rückzieher machte. Mischke selbst zeigte sich empört – er habe frühzeitig auf mögliche Kontroversen aufmerksam gemacht, betonte er im Interview mit der „Zeit“: „Ich habe darauf hingewiesen, welche Problematik damit verbunden sein könnte. Es hat niemanden interessiert.“

„ttt“ wird neu aufgestellt

In der nun veröffentlichten Erklärung räumt die ARD ein, dass die Causa Mischke dem eigenen Ansehen geschadet habe. „Fehler sind passiert, die nicht hätten passieren dürfen“, heißt es darin. Um ähnliche Situationen in Zukunft zu vermeiden, werde das Kooperationsmodell von „ttt“, das bislang von sechs ARD-Anstalten wechselweise produziert wurde, grundlegend verändert.

Ab sofort übernimmt der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) die Führung – zunächst für zwei Jahre. Damit sollen Entscheidungsprozesse zentralisiert, Verantwortlichkeiten klarer verteilt und Kommunikationswege verkürzt werden. Der MDR agiert künftig auch als zentrale Anlaufstelle für Öffentlichkeit, Medien und interne Gremien.

Zusätzlich kündigt die ARD an, ihre internen Standards zu überarbeiten. Castingprozesse sollen künftig nach verbindlichen Kriterien ablaufen, die für alle Programmhäuser gelten. Das Ziel: Transparenz, Professionalität und ein respektvoller Umgang mit Themen und beteiligten Personen.

Die Debatte um Mischke war ein Weckruf, lässt sich zwischen den Zeilen lesen. Während man früher auf das Modell der föderalen Vielfalt gesetzt habe, will man nun mit mehr Einheitlichkeit und Verantwortungsbewusstsein agieren. Ein Eingeständnis, das in der ARD nicht selbstverständlich ist.