Interview

My Ugly Clementine im Interview: „blink-182, wir lösen euch jetzt ab!“


Die Wiener Supergroup über das 150-Prozent-Geben, Vertrauen in einer Band und über blink-182.

Die drei Musikerinnen Mira Lu Kovacs, Nastasja Ronck und Sophie Lindinger posieren mit zwei seltsam geschmückten Hunden. Dass dieser Stil des neuen Covers an die sogenannten „ugly family fotos“ erinnert, die seit Jahren im Netz kursieren, ist kein Zufall: „Die Verbundenheit zwischen uns dreien ist uns einfach so passiert – und es fühlt sich wie eine Familie an, eine choosen Family“, erzählt Sängerin und Bassistin Sophie, „da hat das Foto einfach gut gepasst zu einem Album, in dem es viel um Freundschaft und Vertrauen geht. Das Fotoshooting machte jedenfalls großen Spaß, wir hatten Glück, dass der schwarze Hund zufällig hochgesprungen ist. Dieser eine lustige Moment passt gut zu uns, weil wir gern mit Humor spielen und uns selbst nicht so ernst nehmen.“

Gegenseitiges Vertrauen

Als Freundinnen gemeinsam Musik zu machen, das ist die unverzichtbare Basis der Band. „Musik machen bedeutet, Dinge verarbeiten, über Emotionen singen und schreiben. Wir können das untereinander teilen, weil wir uns gegenseitig vertrauen. So entstehen dann auch wirklich ehrliche Songs. Ich denke, das geht nur in einer Freundschaft.“

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Im Gegensatz zum Debütalbum VITAMIN C, bei dem Sophie nahezu ausschließlich hinter den Songs steckte, erarbeitet die Band heute mehr gemeinsam: „Für mich war es spannend, zuzulassen, dass jetzt auch die anderen mitreden und wir gemeinsam kreativ sein können.“ Der Sound des Albums erinnert dabei stark an die 1990er- und die frühen 2000er-Jahre – eine bewusste Entscheidung der Band, die sich in eben dieser Zeit musikalisch sozialisiert sieht. Die Hommage an diese Zeit gipfelt im Video zum Song „Feed Up“, in dem bekannte 90er-Jahre-Videos von Bands wie den Red Hot Chili Peppers, Avril Lavigne, Nirvana und blink-182 nachgespielt werden, inklusive eines Cameo-Auftritts in der Kult-Sendung „Willkommen Österreich“ von Grissemann und Stermann.

Jetzt rennen nicht mehr blink-182 nackt durch die Straßen

„Dass Frauen in den verschiedenen, sonst männlich geprägten Szenarien auftreten, haben wir bewusst gewählt. Vor allem im Video, in dem wir wie einst blink-182 nackt durch die Straßen rennen. Das bekommt sofort eine andere Bedeutung, wenn das Musikerinnen machen. Wir sehen das als Statement für eine neue Ära: Wir lösen euch jetzt ab – so kann man das verstehen!“

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Inhaltlich ist „Feed Up“ eine Ode an die Langweile und den Müßiggang, weg vom allgegenwärtigen fear of missing out (FOMO) hin zum joy of missing out: „Es ist oft nicht einfach, ‚Nein‘ zu sagen, mal bei etwas nicht mitzumachen, insbesondere als Selbstständige im Musikbusiness“, konstatiert Sophie, „irgendwie muss man immer 150 Prozent geben, damit man weiterkommt. Dann ist es schon ein Statement, mal nichts zu machen, mal einfach so zu entspannen.“

Das gute Leben

Im Opener der Platte „Are You In“ fragen My Ugly Clementine nach dem guten Leben, die Beschäftigung damit, was Menschen im Alltag beschäftigt und wie man bewusst sein Leben als ein gutes bewerkstelligt. Dazu gibt diese Platte auf jeden Fall viele Anregungen. Aus feministischer Perspektive – und mit einer gehörigen Portion Rockattitüde.

Das zweite Album der Wiener Supergroup, THE GOOD LIFE, erschien am 11. August via BMG.

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Text und Interview von: Katja Röckel