My Chemical Romance


Überzeugende Darbietung einer Band, die ihrem Publikum noch klarmachen muss, daß es okay ist, sie zu mögen.

Mit Skepsis und Mißtrauen – die Ausdruck für die weitverbreitete Unfähigkeit sind, einen unverkrampften Umgang mit Popmusik zu pflegen – wird derzeit der Aufstieg von My Chemical Romance in Deutschland beobachtet. Nicht nur die Emo-Fundamentalisten sind zutiefst verunsichert, seit das Quintett aus New Jersey einen Vertrag mit einem Major-Label unterschrieben hat. Tatsächlich wirkt die Verpackung von MCR von Gerard Ways Cover-Artwork über die Outfits, das Makeup bis hin zu den Videos – ein wenig zu perfekt, um authentischer Ausdruck der zur Schau gestellten Verzweiflung zu sein, mit der sich viele so gerne identifizieren möchten. Aber wahrhaftige Entfremdung hin oder her – MCR sind eine melodieverüebte, Leidenschaftliche Hardcore-Band, die erfreulicherweise in der Lage sind, ihre Durchbruchs-LP (THREE CHEERS FOR SWEET REVENGE) mit weit größerer Präzision live umzusetzen, als man das von einer Screamo-Kapelle erwarten kann. Was nicht heißt, daß ein MCR-Auftritt eine klinische Angelegenheit ist: Die Band sprühtvor Energie, schwitzt und blutet sicher auch gelegentlich, um bestes Entertainment zu bieten. Vielleicht lag es daran, daß genau an diesem Montag das Album in die Läden kam – Gerard Way, eine Mischung aus Lauri von The Rasmus, Brandon Lee in „The Crow“ und Lady Macbeth, zeigte sich jedenfalls vergleichsweise geschwätzig. Mit Ansagen wie „You like to dance Karate-style okay. This is for you“, kündigte er die schnellen Punk-Titel an, die sein Gitarrist mit turmhohem Iro, zu dessen Anforderungsprofil offenbar gehört, Gerard in regelmäßigen Abständen in hohen, parabeiförmigen Kurven anzuspucken, mit sägenden Riffs einleitete. Da ein Großteil des Publikums einen Abend bei MCR jedoch noch als „guilty pleasure“ empfindet und deshalb die ganz große Stimmung nicht aufkommen wollte, wirkte das Mädchen, das sich zweimal auf die Bühne wagte, um sich nach kurzem „crazy“ Herumgezappel vorsichtig rückwärts auf die wartenden Hände zu legen, noch etwas verloren. Aber das wird sich sicher bald ändern.

www.mychemicalromance.com