Musikexpress präsentiert: Xavier Naidoo


Dass er offen zu seinem Glauben steht, machte ihn zu einem "soft target" für die Medien. Naidoo setzt Klasse dagegen.

Man hat diesem Herrn schon eine ganze Menge vorgeworfen – vor allem, was seine Texte und sein religiöses Sendungsbewusstsein angeht. Nun kann man zur absoluten bis absolutistischen Glaubenstreue des bibelfesten Sängers stehen wie man will, vergessen darf man jedoch keinesfalls, dass der Mannheimer einerseits der vielleicht beste, da inbrünstigste Soul-Sänger deutscher Sprache ist, dass er zum anderen mit seinen Liedern zwischen Liebe, Gott und der Welt mittlerweile ein Millionenpublikum erreicht hat. Und live hat Monsignore Xavier nichts von einem Missionar; vielmehr steht er in der Tradition seiner erklärten Idole James Brown, AI Green oder Otis Redding – nicht die schlechtesten Vorbilder, sollte man meinen.

Die ganze Klasse des Soul-Man Xavier Naidoo erlebt man also nur, wenn man ihn auf der Bühne sieht. Da stimmen die Bewegungen irgendwo zwischen HipHop-Hampler und großem Entertainer, da sitzt jeder Ton, und auch die Dramaturgie des Gesamtkonzepts ist perfekt. Naidoo hat unübersehbar Bühnenpräsenz, er weif) sich geschmeidig und gelegentlich äußerst sexy zu bewegen. er bezieht dank der Ansagen zu beinahe allen Stücken das Publikum unpeinlich ins Geschehen mit ein, verhält sich in der richtigen Mischung zwischen cool und emotional. Nicht zu vergessen ist dabei seine exzellente Band, bestehend u.a. aus Ex-Rodgau Monotones-Gitarrist Ali Neander, Studio-Schlagzeuger Ralf Gustke oder Bass-Crack Willy Wagner, ganz zu schweigen von immer wieder wechselnden Gast-Sängern/Rappern wie J-Luv und Linda Carriere.

Xavier Naidoo mag erst über zwei „richtige“ Studio-Alben verfügen, doch die enthalten bereits gut ein Dutzend Deutsch-Soul-Evergreens, wobei die intimen Balladen live nicht selten die ergreifendsten Beiträge darstellen.

„Hauptsache, ich vermittle von der Buhne herunter jede Menge Gefühl“, sagt der Soul-Großmeister über die Ambition, die er mit seinen Auftritten verfolgt. Und verspricht im Hinblick auf den Ärger mit Moses Pelham und 3p: „Ich werde von den alten Liedern auf alle Fälle jene spielen, die ich mitkomponiert habe. Das kann mir kein Gericht der Welt verbieten.“