Muse stellen existenzielle Fragen – und lassen dazu die Gitarren amtlich schrammeln.
Muse haben sich verspätet. Fast eine halbe Stunde lassen Matthew Bellamy, Dominic Howard und Chris Wolstenholme auf sich warten, bevor sie eilig in die Lobby eines Londoner Hotels hasten. „Sorry, wir haben gestern Abend noch gefeiert“, entschuldigt Bellamy sich. Dass eine Großstadt ein größeres Unterhaltungsprogramm als die Provinz zu bieten hat, weiß der Sänger und Gitarrist nur zu gut. Darum hat sich der 23-Jährige nun entschlossen, für ein halbes Jahr nach London zu ziehen. Auf Probe sozusagen. Ob ihm das Leben in der quirligen Metropole auf Dauer zusagt, will er erst mal testen:“Hier ist alles verdammt teuer“, stöhnt Bellamy gequält. So billig wie im heimatlichen Devon wird er in der britischen Hauptstadt wohl nicht über die Runden kommen. Apropos Devon: In der südenglischen Grafschaft begann die Muse-Geschichte. Später dann nahmen die drei Jungs an einem Musikwettbewerb in Manchester teil. Mit Erfolg. Sie wurden zur „Best unsigned band“ gekürt.
Danach ging’s Schlag auf Schlag. Muse unterzeichneten einen Plattenvertrag und veröffentlichten 1999 ihr Debüt „Showbiz“. Mitte Juni nun soll „Origin Of Symmetry“ erscheinen, das zweite Album. Und es ist deutlich rockiger ausgefallen als sein Vorgänger. Von den seichten Hammondorgel-Klängen des Openers („New Born“) sollte man sich nicht aufs Glatteis führen lassen: Schon nach wenigen Sekunden werden sie durch wildes Gitarrengeschrammel abgelöst.“Im Grunde“, sagt Howard, „hatten wir immer eine Schwäche für härtere Musik.“ Er selbst und Kollege Wolstenholme stehen auf Primus und die Deftones, Bellamy ist bekennender Nirvana-Fan.“Unsere Wurzeln liegen eben im Ami-Rock. Pop hat uns eigentlich nie gereizt“, versichert Bellamy. „Was fällt schon in diese Kategorie? Bands wie Boyzone.“ Kinderkram, nein danke. Nicht seine Kragenweite. Einer wie Bellamy schürft lieber tief: „Unser Erfolg hat mich verändert. Ich sehe die Dinge heute kritischer als früher.“ Bellamys neue Lebenseinstellung hat sich auch auf die Texte ausgewirkt: sie klingen düsterer als die „Showbiz“-Lyrics. „Mich beschäftigen inzwischen eben existenzielle Fragen wie ‚Warum sind wir auf dieser Welt?'“ So ist das eben, wenn man älter wird.
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