Mott The Hoople – All The Young Dudes: The Anthology


Mittlerweile liegt das Gesamtwerk der Glamrocker Mott The Hoople zwar komplett auf CD vor, doch zum Teil sind diese Alben immer noch sehr schwer zu bekommen. Die ersten vier, ehemals beim Label Island erschienenen Platten der Band sind über einen obskuren US-Vertrieb erhältlich. Die Alben der glorreichen Columbia-Ära gibt’s teils als teure Importe, teils zum Mid-Price. Und die verschiedenen noch in Vinyl gepreßten Best-Of-Zusammenschnitte sind längst aus den Katalogen gestrichen. Mit dem 3-CD-Set ALL THE YOUNC DUDES – THE ANTHOLOGY im Longbox Digipak-Format liegt nun eine Kollektion mit 62 Tracks in brillanter Soundqualität vor. Bei 37 der darauf enthaltenen Songperlen handelt es sich um bis dato unveröffentlichte Schätze aus den Archiven: Demoaufnahmen, Alternativ-Versionen, Work-In-Progress-Tapes und Outtakes. Obwohl der Schwerpunkt der Retrospektive auf der archaischen Aufbruchsphase und der mittleren Kreativ-Periode der Glamrocker liegt, bietet ALL THE YOUNC DUDES – THE ANTHOLOGY mit ihren mehr als 160 Minuten Spielzeit auch Songs der zahlreichen Präund Post-Inkarnationen von Mott The Hoople. Ein 60seitiges, kompetent verfaßtes Booklet – mit 200 seltenen Farbfotos aus den Privatarchiven der Bandmitglieder -fungiert als informativer Führer durch die Geschichte der Band. Bereits auf CD 1 wird das musikalische Schatzkästlein geöffnet. Unter der prosaischen Überschrift „The Twilight Of Pain Through Doubt‘ gibt es 21 Tracks aus den Jahren 1969 bis 1971 (davon allein 18 Raritäten). Darunter sind unter anderem die erste Jam-Session von Ian Hunter und seinen Bandkollegen (Bob Dylans „Like A Rolling Stone“), frühe Demoaufnahmen, Outtakes im ’98er Mix, die ursprüngliche Vokalfassung von „You Really Got Me“ sowie die Single-Version von „Rock And Roll Queen„, die wesentlich druckvoller klingt als die Albumfassung. Unter dem Motto „Temptations Of The Flesh“ offeriert Silberling Nummer 2 einen ausführlichen Querschnitt durch die glamouröse Hochphase der Band und ist – sozusagen als Herzstück der Anthologie – jeder gängigen Mott The Hoople – Hitkopplung vorzuziehen: Sämtliche Singles, darunter auch die oft und gerne übersehenen 45er-Spätwerke „Foxy, Foxy“ und „(Do You Remember) The Saturday Gigs?“, sowie jene selbstreflektiven Song-Meisterwerke der drei Alben von 1972 bis 1974 (darunter Songs wie „One Of The Boys „“Rest In Peace „“Violence“, „Bailad Of Mott The Hoople“, „Marionette“, „Crash Street Kids“, „Born Late ’58“) sind hier zu einem essentiellen 19-Song-Paket geschnürt. Nur die aller-feinsten Fundstücke aus der Asservatenkammer des Clam-Rock finden sich auf der dritten CD, die mit 22 Titeln prall gefüllt ist. Hier gibt es zahlreiche Songs im Rock ’n‘ Roll- und Beat-Gewand der Prä-Mott The Hoople-Ära in den 60ern („So Sad“, „Shakin’All Over“, „Please Don’t Touch“, „Transparent Day“, „It’s Goodbye“, Just Can’t Go To Sleep“). Album Nummer 3 glänzt zudem mit faszinierenden Demo-Versionen („Honaloochie Boogie“, „Hymn For The Dudes“,“Saturday Kids“) und haufenweise ausgemusterten Studioeinspielungen (darunter „Barking Up The Wrong Tree“,“Lounge Lizard“, „Shout It All Out“, „Get Rich Quick“ und „It Don’t Come Easy“) in zum Teil erstaunlicher Klangqualität. Mott The Hooples legendäre Live-Reputation wird auf ALL THE YOUNG DUDES – THE ANTHOLOGY in vier eindrucksvollen Konzertmitschnitten belegt, darunter die beiden Medleys „American Pie/The Golden Age Of Rock ’n‘ Roll“ und „Roll Away The Stone/Sweet Jane“. Auch die ultraharten Fans der Band wurden bei der Zusammenstellung dieser vorbildlichen Anthologie nicht vergessen. Die hier enthaltene Ur-Version von „All The Young Dudes“ mit David Bowies Original-Vocals zum Mott The Hoople-Backingtrack sowie die Single-Fassung von „International Heroes“ – ein Song, der bereits aus der Post-Hunter-Ära stammt gelten als begehrte Sammlerstücke.