Motörhead
Berlin, CotumbiahaUe
Motörhead bleiben Motörheaä und kreuzen souverän Lärm mit Rock’n’Roll.
Es ist schon ein wildes Volk, das sich da in der ausverkauften Columbiahalle drängt. Betrunken sind sie alle, und deshalb haben Anthrax im Vorprogramm auch ein leichtes Spiel, recht anständig an vergangene Zeiten anzuknüpfen. Gekommen aber ist die hungrige Horde wegen Motörhead. Und die müssen an gar nichts anknüpfen. Die sind einfach. Damit das klar ist: Motörhead sind vielleicht die lauteste, hässlichste und dümmste Band der Welt – Metal machen Motörhead auf jeden Fall nicht. Eher schon wütenden Hochgeschwindigkeitsbtues, der mal mit Punk, mal mit Rock’n’Roll verwechselt werden kann. Der Trick: Seit über einem Vierteljahrundert spielen Lemmy und seine wechselnden Freunde immerdenselben Song. Mit leichten Modifikationen zwar, aber nie mit Konzessionen an den Zeitgeist-einer der wenigen Dämonen übrigens, mit denen diese Bande nicht im Bunde scheint.“.Goodevening“, schnauzt Lemmy gleich zum Auftakt, „We are Motörhead. And tonighl ive’re gonna kickyour ass!“ Und ein Arschtritt ist nichts anderes als eine physische Herausforderung: Es flattern die Hosenbeine, es rieselt der Putz von der Decke. Vor allem aber fahren Lemmy & Co mit dem Rasenmäher über die Flimmerhärchen: Wer spießige Ohrenstöpsel verschmäht, der hört nach spätestens drei Liedern nur noch ein heiseres, hohes Pfeifen. Mit Schalldämpfer dagegen lassen sich im Inferno sogar Strukturen ausmachen, Songs. Titel wie“.Over The Top“ oder“.Kitled By Death“ treffen die Atmosphäre schon ganz gut. Gitarrist Phil Campbell tänzelt über die Bühne und kassiert böse Blicke von Lemmy, wenn er mal wieder allzu melodische Akkorde in seine gniedeligen Kettensägensoli einstreut; Schlagzeuger Mikkey Dee, zuständig fürs Tempo, scheint nur aus einem wehenden Haarschopf zu bestehen. Lemmy gibt sich derweil wortkarg und abgeklärt, würdigt die Ramones und die Sex Pistols und bearbeitet ansonsten stoisch seinen Bass. Zur Zugabe verwandelt sich die Lichtanlage über der Bühne schon traditionell in ein stählernes Kampfflugzeug -..Bomber“ eben. Unter dem Ungetüm steht dann mit nacktem Oberkörper ein angebliches Drogenwrack von 57 Jahren. Fit, durchtrainiert, ohne Bauchansatz:“.This ;’s the last song betöre we go out tocome back in again and ptay some more songs. You know, that thing that rock bands da. „Der feine Humorvon Motörhead, denkt man dann, harrt noch der Entdeckung.