Mord und Muse


Zwei unechte Kommissare in den Top-Ten – erstaunlich, lind das mit der CD „Tatort – Die Songs“, voller Schlager und Songs wie „Somewhere OverThe Rainbow“ und „Goody, Goody“. Und auch wieder nicht erstaunlich: Nach jedem Manfred-Krug-Taton klingelten beim NDR die Telefone Sturm. Rund neun Millionen gucken zu, wenn Stöver & Brocki nach Mord und Totschlag fahnden. Und das ist auch ein Verdienst des Spontanformulierers Krug. Er ändert beim TV- und Werbedreh Dialoge und zeigt sich gerne widerborstig. Etwa wenn es um die Mitbestimmung von Regisseuren bei Titelmelodien geht. So wettert er: „Es gibt ein Phänomen: Regisseure wissen von Musik gar nichts. Null, auch gute Regisseure, die ich sehr schätze. Die nehmen jede Musik. Keine Ahnung. Null.“ Über derlei weiß der Krug besser Bescheid. Meint er. Aber er ist nicht nur griesgrämig, lacht auch gerne mal über sich, den Kollegen Brauer und seinen Clückstreffer im Musikgeschäft, zum Beispiel bei der Frage, ob die Kommissare bald steppen werden: „Wir haben es beim ersten Mal auf der Wiese versucht, aber das kam gar nicht gut. Bei den Thrombosefüßen, die man ja schon hat. Mit dem Steppen wird’s nichts mehr. Zu spät angefangen.“ Macht nichts – als erfahrener Sänger, der in den 60er und 70er Jahren zu den erfolgreichsten, sagen wir mal, Chansoniers der DDR gehörte, hat Krug solche Mätzchen nicht nötig. Zumal der musikalisch nicht unbedingt ebenbürtig talentierte Kollege Brauer andere Qualitäten hat – man versteht sich blind, auch jenseits der Pflichten. Krug: „Es gibt gar nicht so viele intelligente Schauspieler in unserer Berufsgruppe, ganz erstaunlich. Und ich fühle mich sehr hingezogen zu Kollegen, die ich fragen kann, was denn heute in der Zeitung steht. Kann ich Charlie immer, weil er morgens drei, vier Zeitungen hintereinander liest. In zehn Minuten weiß ich alles. Oder wir unterhalten uns über Theater, davon weiß ich gar nichts. Er weiß nichts von der Ostzone, dann erzähl‘ ich ihm ein bisschen, wie es damals war. Wir haben uns den ganzen Tag was zu erzählen. Nie langweilig.“ Das Gegenstück zu Kienzle und Hauser. Und warum jetzt der neuerliche Schritt ins Musikbiz? Hat Krug etwa nicht genug Telekom-Aktien gekauft? „Ich bin so stinkreich“, grinst er, „aber ich mach‘ weiter, weil ich reich werden wollte und bleiben will. Und: Sie müssen zugeben, dass ich damals den lieben Landsleuten das Aktienkaufen beigebogen habe, federführend im Fernsehen – das war ein Riesenwagnis. Wenn das Ding in die Hose gegangen wäre, hätte ich nie wieder eine Werbemucke gehabt. Das konnte ja auch schiefgehen. So sicher war die Sache mit der Telekom-Aktie ja nun auch nicht. Gewagt, gewonnen.“