Morcheeba lieben HipHop und Liedermacher gleichermaßen


Natürlich erst mal die Abgrenzung: „Wir verstehen uns nicht als Trip-Hop-Band, sondern als Singer/Songwriter“, betont Paul Godfrey, Programmierer und Chef des Londoner Trios Morcheeba. Wohl auch mit der Befürchtung im Hinterkopf, schnell auf einem billigen Trend-Ticket verheizt zu werden. Und im Grunde hat er recht. Morcheeba klingen zwar beim ersten Anhören nach Vorbildern wie Portishead oder Moloko, beweisen aber auf ihrem Debut-Album (‚Who Can You Trust?‘), daß sie imstande sind, spannende Songs mit ganz eigenem Charme zu schreiben. Akustisches Aushängeschild ist Sängerin Skye, die eher zufällig zu den beiden Brüdern Paul und Ross Godfrey stieß. „Auf einer Party wollte ich ihnen mein Schlagzeug andrehen“, erzählt Skye, „statt dessen haben sie mich gleich als Sängerin engagiert“. Skye konnte sich sogar durchringen, ihre Ausbildung am Londoner College of Fashion zugunsten einer Musikerkarriere abzubrechen.

Was folgte, war künstlerische Basisarbeit in vertrauter Umgebung. Im Heimstudio der Gebrüder Godfrey wurde emsig an Songs gebastelt, die bei aller Liebe zur Ballade mit rap-typischen Breakbeats aufwarteten (ein Soundmerkmal, das vor allem auf die HipHop-Vorliebe der Godfreys zurückzuführen ist). Wenig später hatten Morcheeba schon einen lukrativen Plattenvertrag in der Tasche. Als Anfang des Jahres die Single ‚Trigger Hippie‘ erschien, war sich die britische Musikpresse schnell einig: Endlich sei das klangliche Vakuum gefüllt, das durch die Verschnaufpause von Portishead entstanden sei.

Auch wenn der direkte Vergleich mit Portishead vielleicht hinken mag: Morcheebas erstes Album werden alle lieben, die langsame Beats und hingehauchten Gesang mögen. Wobei Skye, Gitarrist Ross und Paul noch weit mehr zu bieten haben. Auf wundersame Weise ist in ihre Musik viel von dem eingeflossen, was jüngst im Pop für allerlei Palaver sorgte: easy-listening-lastige Instrumentalpart ebenso wie Dub-Reggae-Einflüsse. „Das liegt in der Natur der Sache“, meint Paul, „wenn du in London lebst, wirst du von verschiedenen Stilrichtungen geprägt.“