Moody Blues Story
Ihre Musik besitzt Atmosphäre und ihre Texte sind aus dem Leben gegriffen. Eine Gruppe aus unserer Zeit, die Musik von Morgen macht. "Wir glauben, dass Musik ein wichtiger Bestandteil für gegenseitiges Verständnis ist und wir hoffen, einen kleinen Beitrag zur Erhaltung von Frieden und Verständnis zu liefern. Auch wir haben unsere Probleme und wir versuchen diese mit unserer Musik auszudrücken. Irgendwann 1964, als auch die BEATLES und die ROLLING STONES ihre ersten Schritte in Richtung Pop-Musik machen, sammelt die Gruppe ihre ersten musikalischen Erfahrungen. Der Anfang ist mühsam und auf Grund mehrerer schwerer Schicksalsschläge verschwindet sie 1966 beinahe für immer von der Bildfläche. Glücklicherweise kommt alles ganz anders und nun, 10 Jahre nach der Gründung, gibt sie sich noch immer nach dem Motto "Gib Dich wie Du bist und bleib freundlich' THE MOODY BLUES.
Die allerersten Tage
Im Frühjahr 1964 liefern sich einige in Birmingham und Umgebung ansässige Gruppen einen erbitterten Kampf, da sie sich alle musikalisch für unübertrefflich halten. Der absolute Knüller zu der Zeit ist Denny Laine & The Diplomats. Wenn Denny mit seiner Gruppe irgendwo auftritt, kann er sicher sein, dass das gesamte Publikum auf seiner Seite ist. Doch wie ergeht es Leuten; die berühmt werden? Genau! Nach nicht allzu langer Zeit entstehen untereinander Meinungsverschiedenheiten über die musikalische Richtung mit dem Ergebnis, dass die erfolgreiche Formation auseinandergeht. Das passiert auch den Diplomats und Denny Laine steht plötzlich auf der Strasse. Inzwischen befinden sich irgendwo in Birmingham Graeme Edge und Clint Warwick mit ihren beliebten Gruppen The Avengers und The Rainbows in derselben Situation. Der Zufall will es, dass die drei sich treffen und beschliessen, mit einem zusätzlichen vierten Mann The Preachers zu gründen, eine Formation, die jedoch nur fünf Wochen lang bestehen bleibt. Es ist mittlerweile Mai und Ray Thomas und Mike Pinder kehren aus Deutschland zurück, wo sie mit ihrer Gruppe The Crew Cats einige Konzerte absolvierten. Sie schliessen sich Denny, Clint und Graeme an, und schon am 2.Mai spielt die brandneue Formation The Moody Blues zum ersten Mal im Colton Ballroom in Birmingham.
Ihr Huf breitet sich in Windeseile aus und innerhalb einiger Wochen ist die Gruppe zur grössten Top-Attraktion in der Gegend von Birmingham emporgestiegen. Im Juli beschliessen die Moodies ihren Wirkungskreis zu verlegen und lassen sich in London nieder, wo sie zuerst im Crawdaddy Club und später im Marquee zur sensationellsten Gruppe des Jahres ernannt werden.
‚Go Now‘ an erster Stelle / Goodbye Management
Die Moody Blues schliessen mit der Plattenfirma Decca einen Vertrag, doch die erste Single, die man veröffentlicht, wird ein Schlag ins
Wasser. Die zweite Single, ‚Go Now 1 erscheint Weihnachten und wird ein Bombenhit. Anfang Januar 1965 vertreiben die Moodies mit dieser Scheibe die Beatles mit ‚I Feel Fine‘ vom ersten Platz der englischen Hitparade. Ebenfalls im Januar gehen sie zum ersten Mal auf England-Tournee und spielen im Vorprogramm von Chuck Berry. Daraufhin wagen sie den Sprung nach Frankreich, Deutschland und Spanien und treten im Mai in der beliebten amerikanischen Jugendsendung ‚Schindig‘ auf. Nach langem Herumreisen treffen die Moody Blues im Juli wieder zuhause ein, wo sie im August ein sehr erfolgreiches Konzert während des bekannten Jazz-Festivals in Richmond geben. In der Zwischenzeit werden auch Plattenaufnahmen nicht vernachlässigt. Nach dem Erfolg von ‚Go Now‘ erscheint ‚I Don’t Want To Go On Without You‘ und ‚From The Bottom Of My Heart‘, eine Komposition von Denny Laine und Mike Pinder. Der letztgenannte Song wird für ein englisches Songfestival eingeschickt. Dem Anschein nach geht es den Moody Blues ausgezeichnet, doch die Wirklichkeit ist anders. Das Management der Gruppe scheint seine Aufgabe nicht mehr bewältigen zu können. Dessen unprofessionelle Arbeitsweise und mangelhaftes Organisationsvermögen sind die Ursache, dass Platten der Moody Blues nicht die Aufmerksamkeit geschenkt wird, die ihnen zusteht, so dass sie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schon in Vergessenheit geraten sind. Es ist dann auch nicht zu vermeiden, dass die Gruppe alle Verbindungen mit ihrem Management abbricht, wobei letztere Partei mit einem Schuldenberg von £ 37.000,— zurückbleibt.
Unter der Obhut von Brian Epstein / Mit den Beatles auf England-Tournee
Auf Drängen der Beatles kommen ie Moody Blues unter die Obhut von Brian Epstein’s Nems Enterprises. Die Beatles hatten schon lange ihre Bewunderung für die Gruppe ausgesprochen, vor allem für Denny Laine, der sie als ein hervorragender Komponist und Musiker überzeugte. Das englische Publikum hat mittlerweile aufgrund der unzähligen Merseybeatgruppen die Moody Blues schon lange wieder vergessen, doch Brian Epstein will alles Mögliche anstellen, damit die Gruppe wieder in den Mittelpunkt des Geschehens gelangt. Am 21. September, drei Wochen nach Unterzeichnung der Verträge, tritt die Gruppe während ‚An Evening Of Populär British Muslc‘ auf, ein Ereignis, das von Epstein im Rahmen des Gemeinde-Kunst-Festivals veranstaltet wird. Die erste Single, die unter dem Zepter von Epstein herauskommt, ist ‚Every Day’/’You Don’t‘. Einen Tag nach Veröffentlichung dieser Platte begibt sich die Gruppe mit den Beatles auf England-Tournee und Weihnachten fliegt sie für eine fünfwöchige Tournee nach Amerika. Es scheint alles ausgezeichnet zu klappen, doch trotz aller Bemühungen Epsteins geht es nur mühsam voran. Drei Monate vor seinem Tod nehmen die Moody Blues von ihm Abschied und trennen sich vorläufig, oder besser gesagt, verschwinden von der musikalischen Bildfläche. Die Gruppe zieht sich nach Belgien zurück und probt dort einen Monat lang in völliger Abgeschiedenheit.
Daraufhin zieht die ganze Gesellschaft nach Frankreich weiter. Sie brüten dort drei Monate lang einen total neuen Musikstil aus, mit dem sie schliesslich Ende 1967 ihren Einzug ins Pop-Business halten. Musik zum Zuhören soll es werden, und keine Musik zum Tanzen . . .
Die glorreiche Rückkehr der Moodies
Die Rückkehr der Moody Blues findet im November 1967 mit der LP ‚Days Of Future Passed‘ statt. Von der LP wird die Single ‚Nights In White Satin‘ ausgekoppelt. Innerhalb der Gruppe scheinen sich Veränderungen als unvermeidbar zu erweisen. Denny Laine wird von dem blonden Justin Hayward ersetzt und John Lodge nimmt den Platz von Ciint Warwick ein, weil die Beiden keine Lust mehr hatten und nach Birmingham zurückfuhren. Man hat übrigens von Clint nie mehr was und von Denny erst wieder gehört, als dieser Paul McCartney’s ‚Wings‘ beitrat. Der grosse Mann hinter den Moody Blues ist jetzt Colin Berlin, der auch die Fäden der zu dem Zeitpunkt unheimlich populären Sänger Tom Jones und Engelbert Humperdinck in den Händen hält. Geldgeber der Moodies ist Derek McCormlck, ein 33jähriger Millionär aus Newcastle. McCormick zeigt im Sommer 1967 felsenfestes Vertrauen zu der Gruppe und will alles Mögliche in Bewegung setzen, damit die Moodies wieder in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses gelangen. „Geld spielt keine Rolle“, verkündet er, „und ihre Musik ist ausreichend revolutionär, um daraus einen Erfolg zu machen“. Dass er Recht behält, stellt sich schnell heraus, als ‚Nights In White Satin‘ Anfang 1968 in vielen europäischen Hitparaden an erster Stelle steht. Am Ende des Jahres wird sie sogar zu einer der zehn besten Singles des Jahres gewählt. In England geht alles wesentlich langsamer, doch Mitte ’68 ist auch dort die Single in den Top 10 durchgedrungen. The Moody Blues sind zurück! Die erneuerte Formation lässt uns mit einem begleitenden Orchester Bekanntschaft machen, von dem die Arrangements von Peter Knight stammen. Das Publikum scheint die Musik vollkommen zu verstehen, hört äusserst ruhig zu, doch ist vor allem erstaunt darüber, was nun eigentlich alles dahinter steckt. Im April 1968 geben die Moody Blues ein Konzert in der Royal Albert Hall in London. Der erste Teil des Programms besteht aus ‚einfachen‘ Songs, der zweite Teil ist eine Wiedergabe der ‚Days Of Future Passed‘-LP, wobei die Gruppe von dem 50 Mann starken Royal Philharmonie Orchestra mit Peter Knight als Dirigent unterstützt wird. Das Konzert ist so erfolgreich, dass sogar von einer wiederholten Aufführung im Pariser Olympia Theater gesprochen wird.
In Search Of The Lost Chord und eine lange amerikanische Tournee
Die Gruppe hat in der Zwischenzeit von der Plattenfirma Decca einen offenen Scheck erhalten, damit sie auf ihre Art und Weise ihr nächstes Album fertigstellen kann. Alle Vergünstigungen werden unter der Bedingung gewährt, dass die Platte im Juli erscheint. Die LP ‚In Search Of The Lost Chord‘ kommt im August heraus und es wird das einzige Moody Blues-Album bleiben, das nicht vergoldet wird. Eine ruhige Moodies-Periode stellt sich ein. Man tourt ein bisschen in England herum, doch Anfang 1969 geht die Gruppe auf eine zweimonatige Amerika-Tournee. Sie wird völlig unerwartet ein riesiger Erfolg. „Wir spielten jeden Abend vor vier- bis fünftausend Leuten. In Baltimore waren es sogar zwölftausend. Das war während der Abschiedstournee der Cream“, erzählt Mike Pinder. Währenddessen legt die Gruppe im rasenden Tempo die Entfernungen zwischen den verschiedenen Staaten zurück. Manchmal liegen zwischen zwei Konzerten mehr als zweitausend Kilometer. Ab und zu wird geflogen, doch die meisten Entfernungen werden wegen der hohen Kosten mit dem Auto zurückgelegt. Die Gruppenmitglieder leiden immer mehr unter den Strapazen der langen Autofahrten sowie an den Folgen unzureichender Nachtruhe und unregelmässig eingenommener Mahlzeiten. Die Band ist fix und fertig und scheint es kaum noch glauben zu können, dass sie überhaupt noch lebt. Doch der überwältigende Empfang u.a. im Vorprogramm von John Mayall und Terry Reld kann eine Menge wiedergutmachen. Die Amerikaner sehen die Gruppe als eine Art von Gurus und interpretieren ihre Musik nach den populären Flower-Power-Begriffen. Auf der anderen Seite gibt es auch viele Leute, die glauben, dass die Moodies aus Session-Musikern bestehen und nur so zum Spass auf Tournee sind. Der überwältigende Erfolg dieser Tournee ist mehr als überraschend, weil die Moodies eigentlich nur von ihrem Fernsehauftritt in ‚Shindig‘, der schon Jahre zurückliegt, bekannt sind und sie sich ferner lediglich lokaler Popularität aufgrund ihrer ersten LP ‚Days Of Future Passed‘ erfreuen können.
Die Gründung des Threshold-Labels / Wer ist das sechste Moody Blues-Mitglied?
Wieder in Europa begeben sich die Moodies sofort an eine neue Single, doch es dauert noch einige Monate, bis sie veröffentlicht wird. Inzwischen erscheint jedoch der Song ‚Rido My Sea Saw‘, ein Track der LP ‚In Search Of The Lost Chord‘. Es wird stets deutlicher, dass alles was die Moody Blues machen, mit unheimlich viel Mühe und Geduld entsteht, damit ein möglichst perfektes Resultat erzielt wird. Ihre stimmlichen Harmonien sind ziemlich kompliziert, aber äusserst genau, und sie werden immer wieder ihr Publikum mit der Fähigkeit, auf der Bühne alle vokalen und instrumentalen Studio-Effekte exakt wiederzugeben, ins Staunen versetzen. Im Herbst 1969 erlebt die Welt die Geburt des Threshold-Plattenlabels, dessen Besitzer die Moody Blues und Tony Clarke sind. Das Ziel des Labels ist, neuen Gruppen und Künstlern die Gelegenheit zu geben, ihre musikalischen Ideen auf ihre eigene Art und Weise auszuführen. Die Moody Blues sind uns schon bekannt, doch wer ist Tony Clarke? Tony Clarke ist ein Name, der seit Ende 1967 fest mit den Moodies verbunden ist. Er ist derjenige, der die brillianten, weltberühmten Studio-Effekte auf den verschiedenen Moody Blues-Alben produziert. Sein empfindliches Gehör für Details hat einen grossen Teil zum Erfolg der Moodies beigetragen. „Wenn man eine gute Produktion erzielen will, muss man die Charaktereigenschaften eines jeden Gruppenmitgliedes kennen. Gruppe und Produzent müssen denselben Gedankengang haben. Jedes störende Element zwischen beiden Parteien kann dem Produkt zum Verhängnis werden. „Obwohl Tony niemals ein Instrument in die Hand nimmt, wird er überall als sechstes Moody Blues-Mitglied angesehen. Er spielte übrigens Bassgitarre in mehreren unbekannten Provinzgruppen bevor er bei Decca Produzent wurde.
‚Mind Music‘
Den Rest des Jahres verbringt die Gruppe im Studio. Diese Perioden im Studio sind immer sehr inspirierend und produktiv. Anfang 1970 erscheint das Album ‚To Our Children s Children’s Chirdren‘. Mike Pinder, der Mellotronspieler, erklärt den Titel so: „Dieses Alibum ist eine Zusammenfassung von dem, was wir auf unseren ersten drei LP’s versucht haben auszudrücken. Wir hoffen, dass das Publikum dieses Album auch als Abschluss einer bestimmten Periode in unserem musikalischen Leben sieht. Die Leute beschäftigen sich schon Jahre damit, unserer Musik eine bestimmte Bezeichnung zu geben und haben sie schon als ‚Underground‘, ‚Psychedelic‘ und ‚mind music‘ klassifiziert. Aber eigentlich ist unsere Musik nichts anderes, als die Veränderung, die wir privat durchgemacht haben — ein musikalisches Tagebuch sozusagen. Die einzige Bezeichnung, die ein wenig zutrifft, dürfte ‚mind music‘ sein. Unsere Texte beinhalten eine freundliche Anweisung in eine bestimmte Richtung. Für viele Leute bedeutet dies eine Art Gehirnnahrung, Wörter, um darüber nachzudenken. Wir glauben, dass viele Leute mehr an ästhetischen, subtilen und menschlichen Gemütsbewegungen interessiert sind, die der heutigen Musik mehr oder weniger fehlen. Schon vor drei Jahren haben wir uns selbst gesagt, dass unsere Musik für Kopf und Herz bestimmt ist.“
Die Musik-Philosophie der Moodies
Mike Pinder hat auch noch eine andere Philosophie auf Lager. „Musik ist nicht so einfach ein oberflächliches Etwas. Der Einfluss davon und die Wirkungen sind unbegrenzt. Wenn man Musik für das Streben nach ‚love‘ und ‚peace‘ verwendet, kann man die richtigen Effekte damit erreichen. Vor langer Zeit haben z.B. die Tibetaner herausgefunden, dass eine bestimmte Musikform den Stoffwechsel beeinflusst und sogar einige Veränderungen in der ursprünglichen Chemie des Körpers verursacht. Durch das Hören von Musik werden die Leute ruhiger und erweitem ihr Bewusstsein“.
A Question Of Balance
Ende August kommt das Album ‚A Question Of Balance‘ heraus, das wie alle Moody Blues-LP’s ein Konzept hat, eine Geschichte. „Für ‚To Our Children’s Children’s Children‘, das etwas Weltraumartiges werden musste, besuchten wir gemeinsam ein Planetarium, starrten dort ununterbrochen auf den Sternenhimmel und holten uns so unsere Inspirationen. Für ein anderes Album studierten wir den ersten Mondspaziergang und vor der zweiten LP waren drei Wochen lang die Fussballweltmeisterschaften (Mexico 1968). Tony Clarke erklärt dieses und jenes etwas näher. „Meistens sprechen wir einen Termin für’s Studio ab. Wir setzen uns dann mit Kaffee und akustischen Gitarren bewaffnet an einen runden Tisch. Im Grunde genommen ist jeder ängstlich, das erste Wort auszusprechen. Meistens beginnt dann jemand über die Zustände in der Welt, die Preissteigerungen, einen Bürgerkrieg irgendwo, oder asoziale Vorkommnisse zu sprechen, bis wir plötzlich ein Gesprächsthema gefunden haben, das wir fortsetzen können. In diesem Augenblick fangen wir an. Das Studio wird zum Wohnzimmer umgebaut, komplett mit gemütlichen Sesseln, Farbfernseher, Luftmatratzen, Schlafsäcken und ausreichend Nahrungsmitteln. Wenn wir keine Lust mehr zum Spielen haben oder geeignete Anregungen fehlen, schalten wir den Fernseher ein und schauen uns an, was da gerade läuft. Während der Fussballweltmeisterschaften ging alles drunter und drüber, so dass wir zwischen den Aufnahmen das Studio in ein Fussballfeld verwandelten und mit den Technikern Fussball spielten. Dass das ganze nützlich war, stellte sich später heraus, denn plötzlich kamen alle Mitglieder der Gruppe mit fantastischen neuen Ideen an.“
Die Arbeit von sechs Schlagzeugern zur gleichen Zeit
Gleichzeitig mit der Veröffentlichung von ‚A Question Of Balance‘ führt Schlagzeuger Graeme Edge seine Erfindung vor, oder besser sein Geisteskind, das als Percussion-Moog beschrieben werden kann, eine Maschine also, die aus einer Anzahl von ‚Klötzchen‘ besteht, die jeden Schlagzeugton in diverse Lautstärken vervielfältigen können. Durch das Berühren eines ‚Klötzchens‘ wird elektronisch ein Signal gegeben, wodurch der Sound vervielfältigt wird. Es gibtCongaund Tambourin-Sounds, aber auch einen speziellen Bass, mit dem Graeme — falls notwendig — dass Bass-Spiel des offiziellen Bassisten übernehmen kann. Durch Berührung eines Klotzes wird ein Achteltakt-Rhythmus ausgelöst, wobei gleichzeitig verschiedene andere Töne aufeinander gelegt werden können, bevor man zum Achteltakt-Rhythmus zurückkehren kann. Auf diese Art und Weise kann man die Arbeit von sechs Schlagzeugern zur gleichen Zeit reproduzieren. Auf der LP ‚A Question Of Balance‘ werden auf der ersten Seite Fragen gestellt, und auf der Rückseite Antworten gegeben. Sie wird innerhalb von zwei Wochen in Amerika vergoldet. Übrigens haben die Moodies fünf Wochen im Studio gearbeitet, bevor jeder mit den Aufnahmen zufrieden war. Für die Arbeit mit dem begleitenden Orchester wurde nur ein Tag benötiqt. Diese Information ist für alle Leute, die immer geglaubt haben, dass das Orchestrieren die meiste Zeit in Anspruch nimmt, sicher nicht uninteressant. Nach Abschluss der LP-Aufnahmen beschliessen die Moodies. die gesamte Threshold-Organisatlon in das ländlich gelegene Städtchen Cobham (Grafschaft Kent) zu verlegen. Anfang Dezember ist es soweit und das gesamte Threshold-Team ist zu einer Art Studio-Kommune geworden. Künstler, die mittlerweile einen Vertrag mit Threshold in der Tasche haben, sind u.a. Trapeze, Sally Pickard und ein gewisser Timon. Im Laufe der Jahre werden noch viele Künstler dazukommen.
Eine LP für £10.000,
Das Jahr 1970 wird mit einer fantastischen Tournee durch die Vereinigten Staaten abgeschlossen. Der letzte Gig dieser Tour findet in der New Yorker Carnegie Hall statt, die bis zum letzten Platz ausverkauft ist. Die LP ‚A Question Of Balance‘ befindet sich auf beiden Seiten des Atlantischen Ozeans auf dem ersten Platz in den Hitparaden und die aus der LP ausgekoppelte Single ‚Quostion‘ bleibt auf Platz 4 stecken. Diese Notierungen sind die Ursache, dass überall ausschliesslich nur noch lobende Kritiken in den Zeitungen erscheinen, doch die Gruppe selbst bleibt äusserst vorsichtig und objektiv mit Rücksicht auf ihren guten Ruf und der zu folgenden Musikrichtung. Als das Jahr 1970 vorüber ist, ergibt sich aus den Büchern, dass die LP ‚Question Of Balance‘ einschliesslich der Verpackung, Produktion und Studiokosten £10.000, gekostet hat.
Einige Vorfälle während der amerikanischen Tournee
In Texas taucht jemand aus dem Publikum in der Garderobe der Moody Blues auf. Er ist angezogen wie der Papst persönlich, in voller Amtstracht mit weissem Käppchen und einem Mantel, dessen Ärmel mit Juwelen bestickt sind, schwere Ringe an den Fingern, Stab und Wasserschüssel. Die Gruppenmitglieder werden hintereinander aufgefordert, wie ein ‚Bruder‘ aus dieser Schüssel zu trinken … Der ‚Papst‘ wird übrigens von einer Freundin, die sich als Nonne verkleidet hat, begleitet. . . in Dallas wird von einem Radiosender, der ausschliesslich biblische Programme sendet, Moody Blues-Musik als Hintergrund verwendet! In Los Angeles erscheint ein Typ hinter der Bühne, der in grosser Verehrung vor Mike auf die Knie fällt und stundenlang zu erklären versucht, dass die Gruppe eine Art Propheten für ihn sind. Die Gruppe wiederum probiert ihm verständlich zu machen, dass sie einfach nur Musiker sind, die genauso wie alle Menschen essen, trinken, schlafen, sich streiten und in der Nase bohren …
Wie die Chinesen die Moody Blues entdeckten
Anfang 1971 wird lange Zeit nichts mehr von den Moody Blues vernommen und als sie endlich wieder auftauchen, stellt sich heraus, dass sie bis Mai auch tatsächlich, ausser einigen Studioaufnahmen, nichts Besonderes unternommen haben. In einem Interview gibt Graeme Edge bekannt, dass sie im September wieder auf Tournee gehen werden, zum ersten Mal mit einem Percussion-Moog. Als sie im September die Tournee starten, scheint übrigens die gesamte Instrumentenausrüstung total erneuert zu sein. Ray Thomas hat sich eine elektrische Flöte angeschafft, ausserdem steht auf der Bühne eine brandneue Kollektion Mellotrons und Moogs, damit im Endeffekt der Studiosound live noch besser wiedergegeben werden kann. Doch bei der Tournee sind wir noch nicht. Im Juni fliegt Trevor Taylor, ein Freund der Moodies und ausserdem einer der besten Tischtennisspieler Englands, in die Volksrepublik China. In Singapur kauft er auf der Durchreise die LP ‚To Our Children’s Children’s Children‘, die er, einmal in China, vielen Chinesen vorspielt. Sie sind vor Begeisterung völlig aus dem Häuschen. Ihre Zeitungsmeldungen über die ‚Kreativität der Abendländer‘ verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Später erklärt Trevor, dass in ganz China nur sechs Schallplatten im Handel sind, die ausserdem noch alle politisch orientiert sind.
Plattengeschaft der Moody Blues
Im Juni erscheint die sechste Moody Blues-LP ‚Every Good Boy Daserves Favour^ Im selben Monat wird im Erdgeschoss des Threshold-Gebäudes ein eigenes Plattengeschäft eröffnet, wodurch der Verkauf ihrer Platten noch mehr angekurbelt wird. Dieser Laden entsteht eigentlich per Zufall. „Wir kauften das Gebäude in Cobham, damit wir ein Studio einbauen konnten. Das Erdgeschoss hatten wir eigentlich über. Früher war dort ein Laden, der grösstenteils religiöse Sachen verkaufte, wie Marienbildnisse, Bibeln usw. Es schien uns ganz gut, den Laden weiterhin aufrechtzuerhalten, doch wir hatten keine Ahnung, was wir verkaufen sollten. Wir hielten eine Umfrage in der Umgebung, wobei sich herausstellte, dass die meisten Einwohner dringend einen Waschsalon benötigten, aber das schien uns nicht so geeignet. Waschende Hausfrauen in dem Gebäude einer Plattenfirma sind natürlich nicht so hervorragend. Einige Tage später wies uns jemand darauf hin, dass in der ganzen Umgebung kein einziges Schallplattengeschäft ist. Nur der Elektriker an der Ecke verkaufte ab und zu Platten, doch eine grosse Auswahl hatte der Typ nicht zur Verfügung. Wir bieten nun alle Platten an, von den Beatles bis Bach.“
Gedanken und Visionen von GRAEME EDGE
In der zweiten Oktober-Woche begeben sich die Moody Blues für eine zweiwöchige Tournee nach den Vereinigten Staaten, auf der sie 15 Konzerte absolvieian, 30.668 Meilen zurücklegen und 400.000 Leute anziehen. Die Popularität auf der anderen Seite des Ozeans grenzt ans Wahnsinnige. Kaum in England zurückgekehrt startet die Gruppe zum ersten Mal seit 2 Jahren eine Tournee durch ihre englische Heimat, da angesichts der Plattenumsätze auch dort noch reges Interesse für die Gruppe besteht. In einem Interview mit Graeme Edge kommen einige interessante Punkte zum Vorschein. „Unsere Musik ist nicht politisch und wird es auch niemals werden. Was würde das im Grunde genommen ausmachen? Unsere Musik ist rein emotional und persönlich. Politik ist etwas, mit dem sich kein normaler Mensch beschäftigen sollte. Seit der Vietnam-Konferenz lese ich keine Zeitung mehr. Wenn man noch einmal zurückblickt, wie sich die Leute dort monatelang darüber den Kopf zerbrochen haben, ob der Konferenztisch nun rund oder viereckig sein soll, während in der Zwischenzeit ganze Dörfer weggeschossen wurden“ ….. Alles, was wir schreiben, ist eine direkte Reihenfolge unserer persönlichen Erfahrungen. Es ist nicht so, dass eine Plattenproduktion daraus besteht, dass man ins Studio geht und ausarbeitet, was man gerade so im Kopf hat. Unsere Erfahrungen weichen sehr von der Realität ab. Wir haben uns alle mehr oder weniger von der Gesellschaft zurückgezogen und wohnen in der Provinz, vom hektischen Leben gut verversteckt … Ich finde, dass die neuen Gruppen viel mehr Chancen zum Durchbrechen bekommen sollten. Alles was uns nun zur Verfügung steht, ist ‚Radio One‘. Dieser Sender will jeden erreichen und das einzige Resultat ist, dass letzten Endes niemand so richtig glücklich damit ist. Für eine neue Gruppe gibt es keine Möglichkeit, eine LP vorzustellen. Alle LP-Gruppen sind schon im Voraus dazu verdammt, in Vergessenheit zu geraten .Wer heutzutage eine LP hören will, muss sie erst kaufen. Wir zum Beispiel sind bekannt, doch für ‚Every Boy Deserves Favour‘ haben wir absolut keine Werbung gehabt. Und doch landeten wir eines Tages auf dem ersten Platz. Aber das geschah, weil man uns kannte …“
‚Gi-normous‘ – Vollige Hysterie in Amerika
Als die Gruppe Anfang 1972 zum soundsovielsten Mal nach Amerika fährt, ist von einer wahren Hysterie die Rede. Gi-normous ist ein häufig verwendeter Ausdruck, wenn über Moody Blues-Musik geredet wird. Die Popularität grenzt ungefähr an der der Roling Stones und der Who in ihren besten Zeiten. Während der Tournee, die drei Wochen dauert, sind alle Hallen und Stadien völlig ausverkauft. In Miami geben die Moodies, ohne das es im Vertrag steht, noch ein zweites Konzert für die 10.000 Leute, die für das erste Konzert keine Karten bekommen konnten. „Früher sah alles ganz anders aus“, erzählt Graeme Edge, „Die allererste Tournee, die wir unternahmen, war fast Selbstmord. Acht Wochen lang fuhren wir per Auto quer durch das wahnsinnig grosse Land und als wir zuhause ankamen, waren wir geistig und körperlich völlig am Ende. Ein gewisser Tourmanager hatte uns für jeden Club und Saal, der uns haben wollte, gebucht. Er steckte sich das meiste Geld in die Tasche und jeder von uns bekam 5 Dollar pro Tag in die Hand gedrückt. Wir wohnten in den billigsten Motels, assen in den schlechtesten Restaurants und jammerten der Reihe nach über Erschöpfung, Hunger und Heimweh. Wenn man noch nicht mal Geld hat, um eben zu Hause anzurufen, fühlt man das Heimweh doppelt so sehr.“
Lennon Superstar
Wieder nach England zurückgekehrt geben sie ein einmaliges Konzert im Wembley Empire Pool. Die Karten für dieses Ereignis sind in wenigen Stunden ausverkauft. Inzwischen liegen auch einige Aufnahmen für eine LP vor, die im Mai/ Juni veröffentlicht werden soll. „Im Januar begannen wir mit den ersten Aufnahmen. Zwei Wochen später brach in Cobham ein Streik aus, wodurch wir wochenlang ohne Strom leben mussten“ berichtet John Lodge. „Im Februar fand eine England-Tournee statt, und als wir danach endlich wieder ins Studio konnten, wurde ich krank. Im März und April mussten wir wieder auf Tournee. Da wir unsere Fans nicht enttäuschen wollten, haben wir beschlossen, die im Januar fertiggestellte Aufnahme ‚Isn’t Life Strange‘ als Single zu veröffentlichen.“ Als die Gruppe im Juni endlich wieder im Studio sitzt, stellt sich heraus, dass das früher aufgenommene Material schon wieder zu alt ist. Es wird für untauglich erklärt und verschwindet zwischen 40 anderen nie veröffentlichten Aufnahmen im Archiv. Einer der Tracks heisst ‚Lennon Superstar‘. „In dem Monat, als dieser Song aufgenommen wurde — Januar — war Lennon noch populärer als Jesus, aber in dem Moment als wir die Platte vollenden wollten war es wieder umgekehrt. Solche Probleme sind einfach nicht zu vermeiden, wenn man so schrecklich lange an einer Platte arbeitet.“ Die Moody Blues halten John Lennon übrigens für einen der grössten Dichter der Gegenwart. Es ist natürlich verständlich, dass alle fünf Moodies ihr Abonnement kündigen, als die Zeitung ‚Daily Mirror‘ John Lennon zum Clown des Jahres abstempelt. Man strebt fieberhaft die Vollendung der LP an, bevor die Gruppe im Herbst zum x-mal in die Staaten fliegt.
Wenn sich der Kühlschrank einschaltete, ging das Schlagzeug automatisch los
Im Juli erscheint — ohne besonderen Anlass und ohne irgendwelche Promoton — die 5 Jahre alte Single ‚Nights In White Satin‘ in der amerikanischen Hitparade. Bei Nachforschungen stellt sich heraus, dass ein Diskjockey an der Westcoast in der Annahme war, das ‚Nights In White Satin‘ eine neue Platte der Moody Blues wäre. Das Interview mit Justin Hayward wird ebenfalls ausgesendet, in dem erklärt wird, das ‚Nights .. .‘ ein Song ist, der von einem ‚Publikum in Glastonbury, einem Appartement in Bayswater und allem, was in einer Liebesstunde passiert‘, handelt… Inzwischen sind the Moody Blues von verschiedenen Seiten zum Komponieren von Filmmusik aufgefordert worden. Sie schauen sich viele Filme an, doch kein einziger kann die Gruppe zum Schreiben von Musik bewegen. Zum Schluss geben sie es auf und schlagen den Filmgesellschaften vor, einen Film zu produzieren, der zu der schon vorliegenden Moody Blues-Musik passt. In Amerika hat ‚Seventh Sojourn‘ — die Platte also, an der noch emsig gearbeitet wird — schon in den Vorbestellungen ein Platinexemplar aufgebracht. Als die Gruppe im September den Sprung über den grossen Teich wagt, kann die Tournee nur ein riesiger Erfolg werden. Für diese Tour wurde extra eine neue elektronische Anlage angeschafft und ein quadrophonisches P.A.-System. Mike Pinder hat an seinen Mellotrons herumgebastellt und soviel persönliche Erfindungen zugefügt, dass das ‚Ding‘ überall Pinderton genannt wird. Das Modell befasst 3 Keyboards mit Quad-Einbau, mit dem alle Töne von den Geigenpartien bis zu den Flötenkonzerten vervielfältigt werden können. Graeme Edge war ebenfalls beschäftigt, und seine Edgetronlcs sind ganz schön verbessert und vervollkommt. Versuche, ’sein‘ Ding unter Kontrolle zu bekommen, sind bisher gescheitert. „Es sieht so aus, als ob das Ding denken kann. Es ist so empfindlich, dass es sogar auf Hitze, Feuchtigkeit, Luftdruck und Elektrizität reagiert. Wenn das Ding bei mir zu Hause steht, macht es sogar Geräsche, wenn sich der Kühlschrank ein- und ausschaltet.“
Mehr Publikum als Elvis Presley
Die Tournee verläuft — wer hätte es anders erwartet — unglaublich erfolgreich. Ein Konzert im Los Angeles Forum ist in einer Stunde ausverkauft und ausserdem stellt man fest, dass die Moody Blues auf dieser Tournee mehr Leute angezogen haben, als Elvis Presley in einer gleichlangen Periode mit ebenso vielen Auftritten. Der Wahrtsinn mit Bezug auf die Moody Blues erreicht seinen Höhepunkt, als in
Chicago ein Artikel mit der Überschrift ‚Die Rockgötter fielen vom Himmel‘ in der Zeitung erscheint. Ray Thomas reagiert darauf, indem er abends bevor das Konzert anfängt, dem Publikum erzählt: „Bevor ich hierhin kam, machte ich einen Spaziergang über das Meer.“ Von dem Augenblick an lässt sich die Gruppe nicht mehr auf Interviews ein. „Wir haben es satt, immer wieder Antwort auf Fragen, mit denen wir nichts zu tun haben wollen (Politik, Religion usw.) zu geben. Alles was wir zu sagen haben, ist in unserer Musik zu finden.“ Nach 20 Millionen verkauften LP erfolgt Ende 1972 endlich die langersehnte Veröffentlichung der ‚Seventh Sojourn‘-LP — ein Album mit eigenem Rock’n’Roll-Stil. Die Moodies haben zusammengerechnet 4 1/2 Monate daran gearbeitet.
Neue Richtungen und eine Welttournee
Anfang 1973 hat ME unerwartet die Gelegenheit, ausführlich mit John Lodge zu sprechen. Die meist auf der Hand liegende Frage ist, mit was sich die Moody Blues im Moment beschäftigen. „Wir machen gerade eine Planung für die nächsten 6-9 Monate. Im Februar machen wir eine Tournee durch England, danach eine Europa-Tournee und so um August herum haben wir die Absicht, eine sehr ausgebreitete Tournee um die Welt zu unternehmen. Ferner sind wir damit beschäftigt, etwas Neues auszuarbeiten. Unser Sound hat einen Stillstand erreicht. Es ist wirklich sehr schwierig, unseren Sound aus dem Gleichgewicht und wieder zurück ins Gleichgewicht zu bekommen. Ausserdem kommt das Publikum, um die Songs zu hören, die es von den Platten her bereits kennt. Wenn man es zwingt, dass es sich etwas anhören soll, mit dem man selber noch experimentiert, dann nähert man sich ihm vollkommen falsch. Das Publikum will erkennen … Das ist also, was uns am meisten beschäftigt: Die heutige Atmosphäre der Platten in solcher Weise zu verändern, dass sie doch noch erkennbar bleibt“. Finden die Moodies sich für ausgebreitete Tourneen nicht zu alt? „Nein, viele Leute glauben, dass sie eines Tages nicht mehr bereit sein werden, um immer wieder auf Tour zu sein. Doch Mantovani macht doch auch noch jedes Jahr eine Tournee durch Amerika! Touren ist ausserdem sehr lehrreich. Wir schreiben 60 Prozent unseres Material selbst. Die Unterlagen müssen doch irgendwoher kommen. Wenn man überhaupt keinen Kontakt mehr mit der Weltbevölkerung hat, ist man sehr schne.ll mit seinen Ideen am Ende. Jemand, der konstant zwischen vier Wänden sitzt, besitzt früher oder später keine brauchbare Idee mehr. Man muss einfach aktuell bleiben und wissen, was in der Welt geschieht, und darauf musst Du mittels deiner Texte reagieren. Darum gehen die Moody Blues auch dieses Jahr wieder auf Welttournee.
Die Schwierigkeiten beim Threshold-Label
Wie erging es inzwischen Threshold? „Es ist in den ersten Jahren bestimmt nicht so gelaufen, wie wir es wollten. Die Grundidee war, den Künstlern die Gelegenheit zu geben, mit eigener Kraft und Energie ein gutes Resultat zu erzielen. Es war nicht so sehr der Sinn der Sache, eine Plattenfirma anzuschleppen. Aber im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass sich die meisten Leute dafür interessierten, wie sie möglichst viel Geld verdienen konnten. Fünf Jahre lang lief die Sache also ziemlich schlecht, aber seit einigen Monaten gibt es doch ein paar Leute, die einsehen, dass schon etwas daraus zu machen ist. Nlcky James und Providenco zum Beispiel. Sie sehen in uns keine Geschäftsleute, sondern einfache Musiker, die zufallig ein Geschäft besitzen.
Die Reise um die Welt
Im restlichen Teil des Jahres lässt die Gruppe relativ wenig von sich hören. Die Tourneen laufen wie eh und je, doch im September starten die Moodies die längste Tournee der Rockgeschichte. Sie beginnt am 1. Semptember und soll im Februar 1974 ihr Ende erreichen, nachdem ca. 750.000 Leute die Moody Blues live gesehen haben werden. Die Tournee fängt in Skandinavien an und geht über Belgien, Holland, Frankreich, der Schweiz, England und Deutschland, Amerika und den Fernen Osten.
Kurz bevor die Gruppe nach Amerika reist, wird sie von den beiden Fachzeitschriften Cashbox und Billboard zur besten Gruppe der Welt ernannt. Damit haben die Moody Blues nach Jahren die Rolling Stones von ihrem Platz vertrieben. Im Vorprogramm der ganzen Tournee spielt Nicky James. Nicky James ist ein Künstler des Threshold-Labels, was wir schon einmal erwähnten, und seine erste LP ‚Every Home Should Have One‘ erschien im August. Für diese Tournee hat Nicky extra eine Gruppe mit dem Ex-Animal-Gitarristen John Weider, Chico Greenwood (Drums), Alan Fealdman (Keyboards), Barry Martin (Saxophon) und eitlem der Fataar-Brüder gegründet.
Moodies nach China
Ende Dezember 1973 ziehen hartnäckige Gerüchte die Runde, dass die Moody Blues höchstwahrscheinlich in der zweiten Hälfte von 1974 in die Volksrepublik China fahren werden. Das ist das Resultat der Tischtennispartie, die vor längerer Zeit Zeit stattfand (siehe die Geschichte von Trevor Taylor). Es hat sich nämlich herausgestellt, dass eine besonders grosse Nachfrage für Moody Blues-Musik entstand, nachdem Trevor sein Exemplar ‚To Our Children’s Children’s Children‘ den Chinesen hinterliess.Ein Wortführer der Moodies gibt bekannt, dass die Gruppe sehr gerne dort hinfahren würde und alles, was in ihrer Macht steht, tun wird, damit dieser Trip Wirklichkeit wird. Die Gruppe findet nicht, laut Wortführer, dass ihre Musik verändert werden muss. ‚Muslc IsThe Traveller Crossing Our Land‘ ist ein Stückchen Text aus einer der Songs, und unter dem Motto werden sie auch dort hinfahren. Ihr Motiv ist nicht finanziell geartet. Es existiert ja noch nicht einmal ein Plattenmarkt in China. Sie fahren dort hin, weil sie es einfach toll finden, mit den Menschen dort zu kommunizieren — nach ihrer Meinung das Grösste, was einem Musiker passieren kann. Wenn sich die Moodies wirklich nach China begeben, sind sie die zweite westeuropäische Formation, die nach einer vierzigjährigen Periode in China auftritt. Die einzige, des es vor ihnen gemacht hat, war das London Symphony Orchestra. Bis zum heutigen Tage warten die Moody Blues allerdings noch immer vergeblich darauf, dass ihr China-Trip starten kann.
DISCOGRAPHIE
Days Of Future Passed (Deram SML 707)
In Search Of The Lost Chord (Deram 6835 200)
On The Treshold Of A Dream (Deram SML 1035)
To Our Children’s Children’s Children (Threshold THS 1)
A Question Of Balance (Threshold THS 3)
Every Good Boy Deserves Favor (Threshold THS 5)
Seventh Sojourn (Threshold THS 7)
At The Beginning – Volume 1 (ND 769)
The Search Of The Lost Chord / Days Of Future Passed (Doppel-LP) (SDM 3030/1-2)