Mona


Als wäre die Postmoderne nie passiert: Mona suchen ihr Wohl im Rock’n’Roll.

Nick Brown kennt alle Tricks, die man als Sänger einer aufstrebenden Rockband kennen muss – wobei Rock in seinem Fall nicht einen in alle Richtungen aufgeweichten Genrebegriff meint, sondern eine Herzensangelegenheit, eine Überlebensstrategie, ach was, einen Fluchtweg. Deshalb trinkt Brown schon zum Frühstück Bloody Mary, trägt auch in geschlossenen Räumen eine Sonnenbrille und enge schwarze Jeans zu ärmellosen weißen Shirts, zumindest auf der Bühne. Seine Band Mona pflegt überhaupt ein Erscheinungsbild, das streng an die Vorbilder James Dean, Joe Strummer und Robert Pattinson angelehnt ist – jemand wie Morrissey würde seine Begleitband sofort für die vier Jungs aus Nashville entlassen. Doch Mona haben andere Ziele, größere, wenn man so will. Nick Brown plant, Mona zur „most human band in the world“ zu machen, was heißt, dass er für jede menschliche Gefühlsregung einen Song schreiben will, und er möchte nebenbei bedeutender als Bono werden, mindestens. Ob es in dem Zusammenhang hilft, dass Mona auf ihrem namenlosen Debüt klingen wie die frühen U2, im Konzert aber eher an die mittleren Kings Of Leon erinnern – man weiß es nicht. Neun Jahre nach Bandgründung und diversen Wechseln soll dem Weltruhm nun nichts weiter im Weg stehen. Als jüngstes Mitglied kam Gitarrist Jordan Young zur Band. Der alte Gitarrist wurde nach einer Meinungsverschiedenheit von Brown aus der Band geprügelt. Prügel? Oh ja, na klar. Von allen? Irgendjemand sagt: „Ich nicht.“ Wer? Jordan, der neue Gitarrist zwinkert. Ach, irgendwie sind sie doch ganz süß.

Albumkritik S. 106

* Der Bandname geht auf Nick Browns Großmutter, der inzwischen verstorbenen Mona Brown, zurück.

* Browns Vater war Pastor der Pfingstbewegung, wie übrigens auch der Vater der Followill-Brüder der Kings Of Leon. Wie sein Vater hat Brown der Kirche inzwischen den Rücken gekehrt wegen ihres eindimensionalen Gottesbegriffs.