Mogwai: Wer was wird, wird Wirt.


Trotz der Zweitkarriere von Barry Burns als Kneipier in Berlin, haben Mogwai ein neues Album aufgenommen.

Der klinische Geruch von frisch verstrichener Wandfarbe mischt sich mit der pelzigen Ahnung, die Jahrzehnte von Molle und Korn, Zigaretten und hinterlassen haben. So riecht in Neukölln, an der Grenze zu Kreuzberg, der Wandel.

Hier, im Berliner Kiez, den die Gentrifizierung aktuell erfasst, eröffnet Burns, hauptberuflich ein Fünftel von Mogwai, eine Kneipe. Mit dabei: seine Frau Rachel, Phil Collins (der englische Künstler, nicht der Sänger) und sein Freund Siniša Mitrović, ebenfalls Künstler. Die vier haben das altgediente Etablissement für die neue Klientel fit gemacht. Und „Das Gift“, wie der neue Laden heißt, macht bereits zur Eröffnung einen angemessen abgerockten Eindruck.

Angeboten werden schottisches Bier, eine Auswahl von Scotchs und – darauf freut sich Burns  – Salt & Vinegar Chips, jene typisch britischen Knabberei, die Kontinentaleuropäer eher als kulinarische Zumutung empfinden. Vor allem aber, so Burns, sei „Das Gift“ ein Geschenk der Inhaber an sich selbst: „Ein selbstsüchtiges Projekt, einfach eine Bar, in der Musik läuft, die uns gefällt.“

Dazu muss, so Burns, unbedingt noch eine Jukebox angeschafft werden. In der wird man dann allerdings vergeblich die Songs seiner eigenen Band suchen. Die langatmigen Klanglandschaften von Mogwai, sagt Burns, seien nicht unbedingt passend zu einem Saufgelage. „Ich glaube, mit unserer Musik vertreibt man die Leute eher aus einer Kneipe“, sagt er lachend.

Das allerdings gilt nur bedingt für „Hardcore Will Never Die, But You Will“, das neue Album der legendären schottischen Postrock-Band. Weil Burns seit gut einem Jahr hauptsächlich in Berlin lebt und Gitarrist John Cummings bis vor kurzem noch in New York, wurden die wenigen Tage, an denen alle fünf sich in Glasgow trafen, sehr viel intensiver genutzt. „Wir haben früher mehr über Fußball gesprochen als tatsächlich Musik gemacht“, so Burns, „heute arbeiten wir viel konzentrierter.“

Entstanden sind Stücke, die zwar immer noch gewaltige epische Bögen durch die Rockgeschichte schlagen, aber nicht mehr so selbstverliebt minutenlang einer einzigen Idee folgen. Wenn es nach ihm ginge, sagt Burns, könnte mancher Track ruhig ein paar Minuten länger sein, stimmt aber zu, „dass in den einzelnen Songs nun mehr passiert“.

Der Keyboarder und Gitarrist nimmt noch einen Schluck von seinem Fraoch Ale. Ob er sich schon Gedanken gemacht hat, was Bands und Bars gemeinsam haben? „Aber klar“, lächelt Barry Burns, „in beiden Fällen muss man mit Alkohol und schlechtem Benehmen umgehen können.“

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