Modest Mouse Köln, Prime Club


Warum Amerikas indiest Indie-Rock-Band aus Seattle gern erfolglos bleiben darf.

Marjone Fair haben schon mal vorgeheizt. Gefühlte 73 Grad sind’s im Prime Club, als sie ihren Einstimmungsset beschließen. Von wegen untanzbar. In diesen angenehm zurückhaltenden Kaliforniern um Evan Slamka steckt mehr, als man sich ausgemalt hat. Mögen sie ewiglich so unverhohlen rauben von Mogwai, Radiohead, Travis und den mittelalten Pink Floyd. Alles verzeihbar, wenn so tolle Platten wie self help serenade dabei herauskommen.

Apropos tolle Platten: Kaufen Sie good news for people who love BAD news! Damit Modest Mouse endlich so groß werden wie’s ihnen längst gebührt nach sechs mitunter höchst berückenden LPs. Weil es außerdem so nette Menschen sind. Jetzt gerade zum Beispiel lehnt Sänger Isaac Brock am Mikrofon und schwafelt. Und schwafelt. Der Rest der Band will seit Minuten loslegen, kann aber nicht. „Stellt euch drauf ein: Es wird viel Smalltalk geben zwischendurch. Smalltalk ist mir wichtig. „Sagt Brock, grinst und gibt den Startschuss. „3rd Planet“, der moon & ANTARCTicA-Opener, ist auch in concert ein ganz wundervoller Auttakt. Brock und Ex-Ex-Gitarrist Dann Gallucci wettdreschen auf ihre Gitarren ein, Eric Judy hopst durch den Basslauf und Neu-Drummer Benjamin Weikel fügt sich so punkgenau ins Gesamtbild, als sei er schon immer bei dieser Band. Modest Mouse, das ist ob der fühlbaren Spielfreude die schönste Erkenntnis des Abends, werden 50 leicht nicht aufstecken. Notfalls die großerfolglosen, doch ewigideenreichen Musiker bleiben, die sie sind. Und weiter mitreißende neue Songs schreiben wie den euphorisierenden Funkrocker „Float On“. die warmherzige Metlotron-Elegie „The World At Large“, den hibbelig-hysterischen, mit verqueren Synthies durchfurchten Discopunk-Stomper „The View“. Vielleicht ist es eh besser, wenn ihnen der große Wurf verwehrt bleibt. „The good times are killing me“. singt Isaac Brock nach anderthalb Stunden in der Zugabe. Und wie er’s macht, mit diesem Blick zwischen Rage, Wehmut und Verstörung, übers Publikum hinweg ins Leere, wird einem das gewahr: Der meint es ernst.