Moby: Los Angeles, Mayan Theatre


ER IST UNAUFFÄLLIG. AUF DER STRASSE, IN DER U-BAHN, oder-wie hier-im Gewühle im Keller des Mayan Theatre könnte man ihn leicht übersehen, wären da nicht die wuchtigen Objektive der Fotografen, die auf die zierliche Gestalt zielen. Verlegen grinst Moby in die Kameras, fühlt sich bei diesem PR-Treffen kurz vor seinem LA.-Auftritt sichtlich fehl am Platz. Im Blitzlichtgewitter reibt er seine müden Augen, die Nickelbrille in der linken Faust versteckt. Er habe letzte Nacht nur drei Stunden geschlafen, wirft er vorsichtig ein, außerdem müsse er sich noch umziehen vor seinem Gig. Ein letztes Foto, bitteschön, dann wird ihm der Rückzug gewährt.

Wenig später betritt Richard Melville Hall – umgezogen hat er sich nicht – die Bühne des an einen Maya-Tempel gemahnenden Raumes und kommt gleich auf den Punkt: mit „Honey“, der ersten Single aus seinem vielgepriesenen Album „Play“, mit dem der New Yorker in den USA endgültig zum Dance-Aushängeschild avancierte. Doch Dance hin, Beats her – heute abend will Moby rocken. Das signalisiert die Gitarre, die er jetzt auspackt. Und die restliche Besetzung: ein Schlagzeuger (Scott Frassetto), ein Percussionist und die Punkgöre Greta Brinkman am Bass. „Whenever I grab the guitar, I see my manager getting very nervous“, kommentiert er die Reminiszenzen an seine Punkzeit. „And the longer I hold the guitar in my hands, the more grey hair he gets.“ Heute wird wohl kein guter Tag für den Mann. Ein um so besserer aber für die Hardcore-Fans, denen ein amoklaufender Moby jetzt das volle Brett verabreicht. Bis der wilde Riff-Exkurs in die treibende James Bond Theme“-Version vom“l LikeTo Score“-Album übergeht und Punkmoby zu Technomoby mutiert. Da ist „Go“, die Dance-Hymne, mit der er 1990 zum ersten Mal in die Charts marschierte, gefolgt von souligen Stücken von der aktuellen Platte: „Why Does My Heart Feel So Bad?“, „Natural Blues“.“Bodyrock“ kommt schließlich als Kopulationsersatz: „I would like to have sex with every one of you. Instead. I will play you this song.“ Sex’n’Soul’n’Rock’n’Roll – im Oktober auch in einem Theater in Ihrer Nähe.