Mittelfinger galore
Archive: Craig Walker hat ein gesundes Mitteilungsbedürfnis. Besonders nach der letzten Nacht, die er im Pariser Davout Studio verbrachte, um letzte Hand an das vierte Album seiner Band zu legen. „Die Platte ist eine Kamplansoge“, sagt Walker und verweist auf die Politik der Blair-Regierung, das Downsizing multinationaler Großkonzerne [„Michael Moore sollte Weltwirtschaftsminister werden“) und das blinde Schubladendenken der Branche von Kollegen, die sich dem unterwerfen. „Lange weiter wie Dido oder Travis, die es allen recht machen wollen. Oder auch die Strokes. Deren zweites Album ist eine Frechheit. „Über Espresso, Zigaretten und pochendem Kater redet sich Walker in Rage. Vor allem über sein Lieblings-Hassobjekt The Vines… denen überlagert das Image klar den Inhalt, und der Sänger hat eine Fresse zum Reinschlagen. Eine billige Kurt-Cobain-Kopie! Aber vielleicht werde ich ja alt und habe mehr Referenzpunkte als irgendwelche 18-Jährigen. “ Die Walker ohnehin nicht erreichen will. Ihm geht es um den überschaubareren Kreis von Hörern, die die bisherigen drei Archive-Alben verehren. Und denen Walker mehr Verstand und Geschmack einräumt als dem Mainstream-Publikum. „Dem zeigen wir den Mittelfinger“, schnauft er. Und zwar vorrangig durch die Musik des Trios Idas neben Walker aus Keyboarder Darius Keeler und Bassist Danny Griffiths besteht], einer Mischung aus Prog-Rock und TripHop, die dem Titel noise alle Ehre macht. „Wir wollen Leuten den Kopf wegpusten. Wie dem Typ von der Platten firma, der vorbeischoute, sich ein paar Tracks anhörte und zum Techniker sagte:,Das ist oberrau. Vielleicht zu rau.’Das ist die Reaktion, die ich wollte.“ Polarisieren ist oberste Prämisse. „Für alles andere gibt es schon Travis.“