MIT MOUNTAIN STETS AUF DER HÖHE Rudolf Schenker Über „Nantucket Sleighride
Mit dem Mountain- Gitarristen Leslie West sind wir Scorpions auf vielerlei Weise verbunden. Er und seine Band haben uns nicht nur in den 70ern entscheidend musikalisch geprägt, auch wir durften dem gefühlvollen Saitenmagier einen Stein in den Garten werfen.
Müde geworden vom Musikerleben, hatte er seine Gitarre an den Nagel gehängt und nur noch unterrichtet. Da brachte einer seiner Schüler begeistert eine Platte mit zum Unterricht und ließ nicht locker, bis der Maestro sie aufgelegt hatte. Leslie war so begeistert von der Scheibe, dass er seinem Einsiedler-Dasein ein Ende bereitete.
Es war unser Album LOVEDRIVE, durch das wir von unserem Vorbild geehrt wurden. Ehre gebührt aber auch Mountains NANTUCKET SLEIGHRIDE, eine Platte, die ich mir auch heute noch durchgehend anhöre. Das Album besticht durch die Harmonie zwischen Rhythmus und Melodie, die Leslie West mit seinem kongenialen Bassisten Felix Pappalardi (der später von seiner eifersüchtigen Ehefrau erschossen wurde) hervorzaubert. Das butterweiche Vibrato, das West seiner ,Les Bull Junior‘-Gitarre entlockt, prägt seinen unverwechselbaren Stil. Der einzige Wermutstropfen auf dieser Platte, die 1970 eingespielt wurde, ist der Sound. Er nimmt den Stücken viel von ihrer Intensität. Dennoch: Würden Mountain heute noch mal ins Studio gehen, sie stünden wieder ganz oben. Denn acht von neun Songs auf diesem Album sind allererste Sahne.