Mit Johnny Cash lässt sich Howe Gelb nicht aufs Glatteis führen. Bei HipHop und Disco-Pop hat der GIANT SAND-Mann schon mehr Schwierigkeiten


Black Sabbath „Planet Caravan‘

HOWE GELB: Das sind die Moody Blues. Nein?

ME: Auf deinem neuen Album hast du einen Song dieser Band gecovert.

GELB: Sabbath! Das klingt wie die psychedelischen Sachen, die ich in den frühen Siebzigern gehört habe.

Missy Elliott „Get Ur Freak On

GELB: Das ist Manu Chao! Missy Elliott? Klingt cool. Viel von diesem HipHop-Zeug hat die verschiedensten coolen Sounds und ist sehr lecker anzuhören.

Kylie Minogue „In Your Eyes“

GELB: Grace Jones! Britney Spears? Nein? Könnte aber sein. Das würde gut klingen, wenn’s als Hintergrundmusik in einem Restaurant laufen würde – im Nebenraum. Es hat was von „It’s Raining Men“.

ME: Die Sängerin kommt aus Australien.

GELB: Oh, Kylie! Aber ihr gebt mir zu viele Hinweise.

ME: Magst du Kylie?

GELB: Ich mag die Art, wie sie sich fotografieren lässt. Kameras lügen, aber sie sieht auf Fotos sehr gut aus…

Nick Cave „In The Ghetto“

GELB: Nick Cave mit „In The Ghetto“ von Elvis. Es ist sehr schlecht produziert. Das einzige Mal, dass Caves Klavier richtig gut geklungen hat, war auf „The Boatman’s Call“. Das hier ist zu dünn, zu weit weg. Auch seine neue Platte ist schlecht produziert. Es sind großartige Songs drauf, aber scheiße aufgenommen.

Johnny Cash „Wo ist zu Hause Mama“

GELB: (nach einer Millisekunde) Johnny! Das klingt wie Deutsch. Where is your house Mama? Das ist unverschämt gut! Die Produktion ist einfach hervorragend, (eine Oktave tiefer) Wo eezt zoo how se mama?

Thelonious Monk „Just A Gigolo“

GELB: (nach einer Millionstelsekunde) Thelonious!

ME: Welches Stück?

GELB: Ich habe ein ganz schlechtes Gedächtnis für Songtitel. Nicht einmal an meine eigenen kann ich mich erinnern. Das ist „Just A Gigolo“? Stimmt, jetzt erkenne ich es auch. Eigentlich müsste jetzt David Lee Roth einsetzen.

Bro’Sis. „I Believe“

GELB: (leicht genervt) Kenne ich nicht.

ME: Das war wochenlang Nummer 1 in Deutschland. Bro ‚Sis, eine Band, die in einer Fernsehshow namens „Popstars“ gecastet wurde.

GELB: Ja, aber… ist so was gut?

ME: Nein.

Robert Mitchum „Sunny“

GELB: Ein sehr guter Song und eine wunderbare Produktion. Das ist Robert Mitchum? Eine hervorragende Interpretation, die klingt so, als hätte er den Song selber geschrieben. Darum geht es ja bei Coverversionen. Einfach hervorragend! Mehr davon!

Calexico „Banderilla“

GELB: Calexico. Das Geräusch am Anfang kommt von einem Verstärker, der fallen gelassen wird. Das ist ein alter Giant Sand-Trick. Den haben wir benutzt, wenn wir beim Bearbeiten von Songs festgestellt haben, dass irgendwelche Sachen falsch aufgenommen waren. Die haben wir dann einfach mit dem Verstärkergeräusch kaschiert.

Erik Satie „Gymnopedies“

GELB: Ich kenne das Stück. Im Moment klingt’s wie die Musik einer Soapopera kurz vor der Werbepause. Es ist natürlich Erik Satie. Ich glaube, das ist Johns (Convertino von Calexico – Anm. d. Red.) Lieblingsstück. Er hat mich auf Satie gebracht, nachdem ich mein Pianoalbum gemacht hatte.

Howe Gelb „What“

GELB: Das ist von „Lull Some Piano“.

ME: Welcher Song?

GELB: „You oder „Why“, ich weiß es nicht.

ME: Es ist „What“.

GELB: Das klingt verdammt gut. Wow, es klingt wirklich gut. Ein bisschen wie Satie und wie jemand, der richtig spielen kann. Das Stück habe ich in London im Haus eines Freundes aufgenommen. Es gibt Elektronik-Läden in England, da kaufst du dir irgendein Gerät, und wenn du es nicht magst, kannst du es innerhalb von dreißig Tagen zurückgeben. Ich habe mir einen Minidisc-Recorder gekauft, ein paar Songs damit aufgenommen und ihn dann zurückgegeben.

Beach Boys „Surf’s Up“

GELB: Riecht nach Kokain. Irgendwas aus den narkotischen Mittsiebzigern. Aber ja, es ist Brian. Dann ist es älter, oder?

ME: Von 1971.

GELB: 1972 war das beste Jahr für die Rockmusik: „Harvest“, „Ziggy Stadurst“ und „Exile On Main St.“ sind alle 1972 erschienen.

Lee Majors „Unknown Stuntman“

GELB: (ratloses, 58-sekündiges Schweigen) Lee Hazlewood? Nein? Wer dann? Lee Majors? (lacht) ME: Das ist die Titelmelodie aus der TV-Serie „Ein Colt für alle Fälle“, der einzige Country-Song, der in Deutschland Kuttstatus genießt.

GELB: Er singt davon, dass er mal mit Farrah (Fawcett-Majors – Anm. d. Red.) zusammen war, was ja auch stimmt; später haben sie sich getrennt. Aber das soll ein Hit in Deutschland gewesen sein?