Mit Geduld und Fachwissen suchen die beiden Labels Supermusic und Enola Records junge Talente, die den Durchbruch schaffen können.
Dieter und Uli Hoeneß, Rainer Calmund, Rudi Assauer und vor allem Freiburgs Andreas Rettig kennen das Problem nur zu gut: Man sucht unermüdlich nach jungen Talenten, unterstützt sie und baut sie auf, bis sie sich entfalten und reif sind, um national zu bestehen. Kaum erntet man dann die ersten Erfolge, winken die anderen mit dicken Scheinen, und die frischgebackenen Stars packen die Koffer. Lothar Immer musste genau das erleben, obwohl er in einem Business arbeitet, in dem positive Haaranalysen zum guten Ton gehören. Als Manager des Rocklabels Enola Records in Hannover nahm er The Jinxs unter Vertrag, stärkte sie über drei Alben, schickte sie in Deutschland auf Tour und in Russland auf einen spektakulären Band-Austausch. Bis ein Major-Label den Braten roch und der Band „ein Angebot machte, das sie nicht abschlagen konnte“, wie es bei Bond heißen würde. „Wir wollten dann nicht rechtlich mit dem Hammer drohen und haben die Band natürlich freigegeben“, erinnert sich Lothar heute ein wenig traurig. „Das ist zwar schade, aber so läuft es nunmal“. Entmutigt hat ihn das nicht, als leidenschaftlicher Musikliebhaber und Ex-Musiker hat er seinen Kader durch geschickte Einkäufe wieder aufgestockt: „Ünlü haben in der Türkei 200.000 Platten verkauft. Also sind wir ins Gespräch gekommen und betreuen die Künstler nun für ihre nächsten Alben“, so Immer. Freundschaftlichen Kontakt hält er zu dem ideologie-verwandten Label Supermusic aus Düsseldorf-Ratingen.
„Wir haben uns 1999 auf der PopKomm getroffen“, erzählt Jörn Kolbe von Supermusic. „Ich hab‘ Lothar ein Demo von No Bounds gegeben und gehofft, dass er sich dafür interessiert“. Enola produzierte mit No Bounds das Debüt-Album. Ein Jahr später hätte Kolbe die Düsseldorfer Band selbst unter Vertrag nehmen können, doch bei seinem Treffen mit Immer gab es Supermusic Records noch nicht. Obwohl die nötigen Bestandteile in einem Hinterhof in Ratingen bereits etabliert waren. „Die Gründung einer Plattenfirma war 2000 naheliegend“, erklärt der Produzent Bernd Oprach, der vor zehn Jahren hier erfolgreich ein riesiges Tonstudio errichtet hat. „Wir hatten bereits eine Multimedia-Agentur, ein Promotion-Büro und das Studio. Die einzelnen Teile mussten nur noch zusammengefasst werden“. Ein gutes Dutzend Mitarbeiter ist nun täglich in den großzügigen Büro- und Studio-Anlagen von Supermusic damit beschäftigt, talentierten Musikern ein angenehmes, professionelles Umfeld zu bieten und kreatives Arbeiten zu ermöglichen. Die aktuelle Platte von Skunk ist hier entstanden, und sogar der skeptische Paul James Berry fasste nach orientierungslosen Jahren bei Supermusic endlich das nötige Vertrauen, um über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren (!) eine Solo-LP aufzunehmen. „Wenn eine Band mal eine Woche länger im Studio braucht, ist das kein Problem“, lächelt Oprach. „Bei uns muss niemand Kompromisse machen.“
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