Mit einem „Best Of“-Album und einer Zehn-Städte-Tour feiert der Freundeskreis Jubiläum. Aber dabei bleibt’s dann auch.
Herrje, was waren die heimischen HipHop-Helden doch früher galante Gentlemen! „Immer wenn es regnet, muss ich an dich denken „, schmachtete Maximilian in seiner Schulbusromanze „A-N-N-A“ und fügte sich damit in die Tradition des jungen Werther. Mitte der 90er war das, als deutscher Rap so kinderzimmerbunt war wie die Klamotten der Fanta4, manchmal schräg auf der Rille saß wie die Baseballcaps auf Dendemanns Schädel und bisweilen zum Knuddeln einlud wie die Fetten Brote mit ihrer „Nordisch by Nature“-Parole. HipHop-Deutschland 2007 hingegen: böse, brutal, banal und ungefähr so real wie die gleichnamige Supermarktkette.
„Ich fand‘ es schön, mit dir auszugehen“, flüsterte Maximilian in jenen Tagen, da Helmut Kohl, der Buddha im Kanzleramt, nach bald anderthalb Jahrzehnten noch immer nicht ausgesessen hatte. Der Freundeskreis legte derweil sein „Ohr auf die Schiene der Geschichte“ und hörte vielleicht schon die Regierung Schröder heranrauschen. Esperanto (1999) war ein Manifest rot-grüner Idylle, von der der heutige Ex-Kanzler nur träumen konnte. Dabei hätte er zu einem „HipHop-Sound, in dem sich die Welt spiegelt“ so schön mit Claudia Roth kuscheln können.
Zehn Jahre. So lang, so kurz. Wie Schröder und Fischer steht auch die erste und zweite Generation des deutschen Sprechgesangs spürbar seltener im Zentrum des medialen Interesses. Ist ja auch kein Wunder, wenn sich die Protagonisten von damals kaum noch um Beats, Breaks und Battles scheren: „Deutscher Hip-Hop ist für mich leider mittlerweile oft kein Thema mehr“, sagt der Max Herre von heute. „Ich höre, wenn es um HipHop geht, fast nur noch amerikanischen.“ Ohnehin war die Schublade, in der sein Freundeskreis steckt, immer viel zu klein: „Wir wollten nicht auf Deutsch-HipHop reduziert werden, sondern zusammen mit internationalen Acts gehört werden.“
Die FK-Allstars im Jahr 2000 waren ein großer Schritt in diese Richtung. Der Freundeskreis um Max, DJ Friction und Don Philippe erweiterte sich damit nicht nur um Mitglieder wie Gentleman, Joy Denalane und Afrob, sondern auch stilistisch. Die Reise ging schnurstracks in Richtung Welt jenseits von Kiel und Garmisch, Gladbach und Guben. Max: „Wenn du immer nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs bist, dann willst du irgendwann auch mal was anderes sehen.“
Heute produziert er mit seiner Frau Joy in Philadelphia und freut sich darüber, dass dort nurüber Musik geredet wird. „In Deutschland wiegt der Text immer schwerer als die Musik“, sagt Max, und Don Philippe: „HipHop war doch gerade deshalb so interessant, weil sich damit musikalisch was anstellen ließ.“
Zum zehnjährigen Jubiläum der QUADRATUR des Kreises kommt der Freundeskreis nun noch einmal für zehn Auftritte zusammen. Dazu erscheint die Best-Of-CD/DVD FK 10 mit viel Erinnerungspotenzial, alten Textzetteln, Videoclips von damals und einem nagelneuen Dokumentarfilm. Dabei allerdings soll es bleiben, ein wirklich neues Freundeskreis-Album steht – trotz zwei neuen Titeln auf dem Album -bei keinem der drei Ur-Mitglieder auf der Agenda. Stellvertretend für alle stellt Max klar: „Die Frage nach einer neuen Platte begleitet uns seit sieben Jahren. Aber das ist nicht, wo wir gerade sind…“
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