Mit diesen 3 Filmen plant Netflix noch 2018 den Großangriff aufs Kino
Gleich drei der kommenden Netflix-Filme starten auch auf wichtigen Filmfestivals. Die Nutzer dürfen sich endlich auf hochwertige Titel freuen, auch wenn einer davon jetzt schon Kontroversen auslöst.
Mit hochwertigen Serien und schierer Masse hat der Streaming-Service Netflix gemeinsam mit seinen Konkurrenten das Kino sowieso schon in eine Krise gestürzt. Nur im Bereich der exklusiven Spielfilme scheint der Konzern noch immer Nachholbedarf zu haben. Zuletzt wurden mit „Auslöschung“ (bereits verfügbar) und „Mogli“ (startet im Frühjahr 2019) hochwertige Titel gekauft, die an den Kinokassen schlichtweg keine Chance hätten. Dazwischen enttäuschen „The Cloverfield Paradox“, „Cargo“ und diverser Adam-Sandler-Müll die Kunden.
Die Programmdirektoren haben das Problem der mittelguten und schlechten Filme erkannt und greifen nun in den letzten Monaten 2018 noch einmal an. Gleich drei Exklusivtitel, die große Verleihe auch gern im Kino gesehen hätten, warten bis Dezember auf einen Netflix-Release, werden vorher aber sogar teilweise noch auf dem Filmfestival von Venedig in den Wettbewerb geschickt. Netflix will sich nämlich nicht nur bei seinen Nutzern als Anlaufstelle für Qualität etablieren, sondern mit Awards möglichst auch den Respekt der Branche. Immerhin umweht Netflix in Sachen Spielfilm langsam der Ruf als Resterampe, während die Konkurrenz von Amazon Prime Video schon Oscars oder Nominierungen für „Manchester By The Sea“ und „The Big Sick“ erhalten hat.Diese drei Filme sollen 2018 die großen Film-Highlights bei Netflix werden:
„Roma“
https://www.youtube.com/watch?v=fp_i7cnOgbQ
Alfonso Cuarón gilt seit „Children of Men“ und „Gravity“ als einer der besten Regisseure der Welt. Mit „Roma“ setzt er nun nicht mehr auf opulente Effekte, sondern dreht das emotionale „Herzstück“ seiner Karriere. Das Drama widmet sich seiner Hauptfigur Cleo (Yalitza Aparicia), die als Hausangestellte für eine Familie in einem mittelständischen Stadtteil namens Roma in Mexiko-Stadt arbeitet. Basierend auf seiner eigenen Kindheit will Cuarón ein lebendiges und emotionales Portrait familiärer Streitereien und gesellschaftlicher Hierarchien inmitten der politischen Aufstände der 1970er Jahre erzählen. Und dies dazu noch besonders anspruchsvoll in schwarz-weiß.
Der Film wird bei den Filmfestspielen von Venedig im Wettbewerb antreten und im Dezember auf Netflix veröffentlicht werden. Für das Drama plant der Streaming-Dienst einen besonderen Release, denn „Roma“ wird auch in einigen Kinos zu sehen sein. Zumindest in Deutschland ist dies eine Premiere, die aber auch ein gewisses Risiko für das Image des Streaming-Dienstes in sich trägt.
„Outlaw King“
Wird von Netflix ebenfalls wieder auf einem Festival platziert und eröffnet den Jahrgang in Toronto am 6. September, zwei Monate später wird das Historiendrama dann in den weltweiten Mediatheken zu sehen sein. Regisseur David Mackenzie arbeitet nach seinem fantastischen Indie-Thriller „Hell Or High Water“ wieder mit Hauptdarsteller Chris Pine zusammen und erzähl die Geschichte von Robert the Bruce. Bei dem Namen dürfte es bei allen klingeln, die „Braveheart“ von und mit Mel Gibson gesehen haben. Robert the Bruce war in „Braveheart“ der Edelmann, der mit William Wallace gegen England kämpft und die rechtmäßige Krone Schottlands erhalten sollte. Bis er dann von seinem leprakranken Vater zum Verrat genötigt wurde. Die „Braveheart“-Story wird also noch einmal aus einer anderen Perspektive erzählt, wofür Netflix laut erstem Trailer richtig viel Geld in die Hand genommen hat. Konkreter Start ist der 9. November 2018.
„22 July“
Paul Greengrass denkt selbst, dass er ein ganz ausgefuchster Chronist von gesellschaftlich relevanten Ereignissen ist. Bei seinem „Captain Phillips“ bewies er aber zuletzt, dass er eigentlich nur den schnellen Thrill in den jeweiligen Situationen sucht. Hoffentlich hat er bei „22 July“ mehr Feingefühl, denn die Verfilmung von Anders Breiviks rechtsterroristischem Massenmord auf der norwegischen Insel Utøya ist bereits im Vorfeld umstritten. Weil der nur wenige Jahre zurückliegende Tod von mehr als 70 Menschen eben kein Thrillride sein sollte und Breivik selbst so aufmerksamkeitsgeil ist, dass wir ihn jetzt schon in seiner Zelle auf den Netflix-Release Ende des Jahres masturbieren sehen.
Es bleibt zu hoffen, dass Hauptdarsteller Anders Danielsen Lie und Regisseur Greengrass einen smarten Weg finden, um die Taten wiederzugeben. Zuletzt sorgte ein Film über den Terroranschlag bei der Berlinale für Kontroversen. In „Utøya 22. Juli“ wurde Breivik als nicht greifbare, nahezu mythische Macht niemals in Bild geholt, bestimmte aber jede Szene des Films, der sich schlichter Horror-Mechanismen bediente. Der genaue Start des Films auf Netflix ist noch nicht bekannt.