Mit der Initiative „Copy Kills Music“ kämpft Tim Renner gegen Raubkopierer
Die deutsche Plattemndustne macht mit der Initiative „Copy Kills Music“ massiv Front gegen den illegalen Handel mit selbst gebrannten Musik-CDs. Tim Renner, Chef des Schallplatten riesen „Universal“, hat unter anderem die Schulhofpiraten im Fadenkreuz.
ME/Sounds: „Copy Kills Music“ wer hat denn diesen Grammatikunfall verbrochen?
Tim Renner: Die Agentur „Zum Goldenen Hirschen“ gewann mit dieser kleinen Sprachungenauigkeit die Ausschreibung. Die Aussage wird in Deutschland sofort verstanden, und der Slogan wird angenehm verkürzt – auch wenn Englischlehrer vielleicht schockiert sein mögen. Kids stören sich daran nicht. Wir wissen, daß wir falsches Englisch sprechen – und tun dies erhobenen Hauptes.
In den USA scheint Schwarzbrennen jedenfalls kein Thema zu sein.
Die Firma Philips hat kurz nach dem Verkauf ihrer Plattenfirma Polygram im Mai 1998 damit begonnen, in Europa massiv für ihre CD-Recorder zu werben. In den USA sind diese Geräte und PC-interne Brenner gegenwärtig noch nicht so stark verbreitet wie hierzulande.
vielleicht liegt es ja daran, daß CDs in den USA deutlich billiger sind.
Am Realeinkommen gemessen, sind die CDs nicht billiger. Verglichen mit der Kaufkraft des Einzelnen kosten CDs dort etwa so viel wie bei uns.
Laut einer GfK-Studie werden in Deutschland jährlich 60 Millionen Musik-CDs gebrannt, zehn Millionen davon – vor allem auf Schulhöfen – illegal verkauft. Das klingt stark übertrieben.
Ich wäre froh, wenn diese Zahl zu hoch gegriffen wäre. Wenn in einem GfK-Panel schon 8,5 Prozent offen zugeben, daß sie für dritte, ihnen unbekannte Leute brennen, kann man wohl zu Recht davon ausgehen, daß jährlich mindestens zehn Millionen schwarz gebrannte CDs in Deutschland widerrechtlich verkauft werden.
Und jetzt will die Industrie Unrechtsbewußtsein auf den Schulhöfen wecken, auf denen sich Kids schon wegen ein paar Turnschuhen gegenseitig blutig prügeln?
Wir wollen vor allem klar machen, daß es alles andere als cool ist, illegal gebrannte CDs zu verkaufen. Außerdem glaube ich nicht, daß nur lauter sich gegenseitig schlagende, hirnamputierte Monster auf den Schulhöfen rumlaufen.
Geht die Industrie jetzt selbst auf die Schulhöfe?
Wir wollen A&R-Leute in Schulen schicken, die den Nachwuchs-DJs und -Musikern klar machen sollen, daß Ihre eigene Zukunft durch das Schwarzbrennen vernichtet wird.
Selbst gebrannte CDs verschenken, ist erlaubt – darf man sie auch gegen eine Stange Zigaretten tauschen?
Auch Naturalienhandel ist Handel und damit verboten.