Mink De Ville – Hamburg, Audimax
Man stelle sich vor-, beim Rock-Konzert kostenpflichtiger Garderobenzwang! Welchem geldgeilen Hirn diese unverschämte Nötigung entsprang, blieb ungeklärt. Deutlich dagegen der Zuspruch für Schniegel-Willy: eine randvolle Halle, high life über 75 Minuten. Der Auftakt wie in der Rocknacht, das instrumentale Jiarlem Nocturne“ stimmte ein auf den mal sentimentalen, mal reißenden New Yorker Straßensound. Schon hier profilierte sich einmal mehr der phänomenal schmierende Sax-Mann Louis Cortelezzi (üben, Clarence Clemons, üben!), neben Drummer Tommy Price der Star in einer Begleitgruppe, die 200°/ig auf ihren Berufs-Charmeur zugeschnitten ist.
Willy, im Habitus wie gewohnt ölig bis sympathisch, zog sämtliche Register der Sangeskunst; bombensicher in der gefühlvollen Interpretation der stilistisch unterschiedlichsten Stücke highlights natürlich die Minne aus Manhattan. Ruhe im Publikum während der Balladen, Rundumbegeisterung danach. „Cadillac Walk“, „Spanish Stroll“, „Mixed Up, Shook Up Girl“ – bis auf Just Your Friends“ gab’s alle Pretiosen.
Am Ende ein triefnasser Willy: wie Jean-Claude Pascal die Joppe lässig über’m Arm, allerdings mit Waschbrett für die schaukelnde „Mazurka“. Und als Bonbon für den Nachhause-. weg: Ben E. Kings „Stand By Me“, das schleunigst auf Platte muß. Auch wenn der duck walk ein wenig klemmte (Abnäher in der Röhrenhose andern!), ging los, was nur losgehen konnte. Ganz, ganz wenige Bands spielen ihre Songs so hart an den Studioversionen und zugleich mit derartig livehaftigem Pfeffer. Das Motto glich dem Titel der neuen (Maxi) -Single: „Love And Emotion“. Und wie!