Miles
ALS SIE IHR DEBÜTALBUM „BABOON“ AUFNAHMEN, waren Miles nur eine Indie-Rock-Band unter vielen. Vier Jahre später sind sie fast schon Pop-Stars: „Prerty Day“, die erste Single ihres zweiten Longplayers „The Day I Vanished“, ist ein unwiderstehlicher Ohrwurm, der ihnen nie geahntes Airplay und ausverkaufte Hallen beschert. Studenten, Punks, kleine Mädchen, Medienvertreter-alle sind sie an diesem naßkalten Abend nach Düsseldorf gekommen, um zu sehen, was diese Band sonst noch zu bieten hat. Und der Aufwand hat sich gelohnt. Einerseits sind Miles so unbedarft, daß sie der durchschlagenden Euphorie mit sichtlicher Verlegenheit begegnen. Zum anderen ist ihr Live-Vortrag noch spannender als die ohnehin schon sehr gute Konserve. Hat man sich erst einmal an den Anblick von karierten Baumwollhemden und uncoolen T-Shirts gewöhnt, entdeckt man eine Band, die ihre amerikanischen Kollegen-von Nada Surf bis Weezer – locker in die Tasche steckt. Nicht nur, weil sie handwerklich nahezu perfekt sind, sondern auch, weil sie ihre Einflüsse (Beach Boys, Kinks, Beatles) so geschickt umsetzen, daß daraus etwas Eigenständiges entsteht. Miles schreiben ganz einfach wunderbare Songs: clever strukturiert, mit griffigen Texten und hymnischen Refrains, die sich unauffällig im Langzeitgedächtnis festkrallen. Vor allem, wenn sie von Sänger und Gitarrist Tobias Kuhn derart leidenschaftlich dargeboten werden. Da ist es egal, daß er ausgerechnet den Auftakt zu „Pretty Day“ verpennt und die vier Würzburger noch einmal von vorne anfangen müssen. Die Begeisterung ist ihnen ins Gesicht geschrieben: Drummer Andreas Wecklein bedankt sich immer wieder für den Applaus, Bassist Rene Hartmann grinst von einem Ohr zum anderen, allein Gitarrist und Keyboarder Gilbert Hartsch versteckt sich während des einstündigen Gigs immer wieder hinter den Tasten. Und je länger sie spielen, desto mehr Spaß macht das Konzert: 10 Stücke vom neuen Album sowie ein Querschnitt ihres älteren Repertoires (etwa „Novobird“,“Now People Get Seated“) genügen, und das Düsseldorfer „Stahlwerk“ tanzt sich in Ekstase: Miles sind auf dem besten Weg, egal wohin.