Mike Sadler


Sagas Sadler kennt seine Pappen- heimer. Der Sänger und Kopf der kanadischen Band, derzeit in London ansässig, ließ sich beim monatlichen Blindflug jedenfalls keinen Bären aufbinden. Fast jeder Interpret war schon nach wenigen Sekunden seine sichere Beute.

Richard Marx: „Don’t Mean Nothing“

(Wie aus der Pistole geschossen): „Richard Marx! Er sollte mal mit Robbie Nevil einen Song zusammen singen, denn beide klingen für meine Ohren verdammt ähnlich. Ich mag diese Art von leichtgewichtigen Pop-Songs, speziell das Gitarrenspiel, das mich doch bisweilen sehr an die alten Eagles oder an Don Henley erinnert.“

Michael Jackson/ Stevie Wonder: „Just Good Friends“

„Dieser Song hat überhaupt keine Richtung und bewegt sich musikalisch im Niemandsland. Und solange Michael sein Asthma-Problem nicht in den Griff bekommt, sehe ich schwarz für ihn. Dies hier wird bestimmt kein Hit und würde erst recht keiner werden, wenn ihn ein Unbekannter veröffentlicht hätte.“

PIL: „Seattle“ „Was mir daran besonders gefällt, ist der Drummer. Das muß ein echter aus Fleisch und Blut sein, keine dieser unsäglichen Rhythmus-Maschinen. Der ganze Song wird von einem angenehmen Live-Feeling getragen. Nur die Melodie hätte meiner Meinung nach noch etwas konsequenter, sprich gradliniger ausfallen können. Ist das PIL? Meine einzige Einschränkung: John Lydons Stimme. Sie nervt nach einer gewissen Zeit, ist zu monoton.“ Mr. Mister: „Something Real“ „Mr. Mister!? Die Band ist ein Phänomen, brillant, ich fahre total auf sie ab. Sie können einfach nichts falsch machen, der Gesang ist toll, ebenso die Songs und der Keyboards-Sound. Die Misters sind meine Wunschband für eine gemeinsame Tour.“

Stock/Aitken/Waterman: „Roadblock“

(Dreht sich nach drei Sekunden angewidert ab):

„Sofort abstellen! Dazu kann ich eigentlich nur eins sagen: „Stock, Aitken und Waterman -— die nächsten bitte!“ Sie machen sich mit derlei Musik doch nur lächerlich, glauben andererseits aber, ihnen würden alle Hitparaden offenstehen. Man hat ihnen des öfteren schon vorgeworfen, sie würden aus guter Popmusik letztendlich platte Pappmusik machen. Alles, was sie anpacken, klingt gleich.“

Humpe & Humpe: „Careless Love“

„Kenn ich nicht, hört sich aber ganz gut an. Suzanne Vega? Es hat auf jeden Fall gewisse Ähnlichkeit damit. (Pause) Mir wäre nie aufgefallen, daß die beiden Deutschen sind. Gefällt mir.“ John Cougar-Mellencamp: „Paper In Fire“ „John Cougar-Mellencamp! Er ist einer meiner absoluten Favoriten. Er weiß, wie man tolle Songs schreibt, fängt immer wieder ganz verschiedene Stimmungen ein, bleibt dabei aber durchweg authentisch. Eigentlich spielt es keine Rolle, ob er mal mehr zum Pop, dann wieder zum Rock oder — wie zuletzt — zur Country-Musik tendiert. Er ist einfach eine Klasse für sich.“ Mick Jagger: „Let’s Work“ „Mittelmäßig! Das kann man sich tausend Mal anhören und wird trotzdem nichts Besonderes entdecken. Als ich diesen Song zum ersten Mal hörte, sagte ich mir: „Das kann nicht Mick Jagger sein, dazu ist es viel zu flau.“ Doch er war’s!

Sorry Mick, aber dies ist einfach zu banal… Das einzig Pfiffige ist die Titelzeile, ansonsten wiederholen sich die Lyrics bis zum Ermüden. Ganz gewöhnlicher Durchschnitt.“ The Smiths: „Girlfriend In A Coma“ „Geh‘ mir bloß damit weg! Ich kann diese Typen nicht ausstehen, weder die Band noch die Musik noch das ganze Drum und Dran. Die Smiths sind für mich billiger Geschmack. Mir ist es ehrlich gesagt auch schnuppe, wie viele Leute sie für eine der größten Bands unserer Zeit halten, ich für meinen Teil jedenfalls könnte auf sie gut und gern verzichten. Nicht ein einziger ihrer Songs gefällt mir.“

Jennifer Warnes: „Bird On A Wire“

„Song und Produktion sind gut, mag ich. Nun gut, an ihrem biederen Schullehrer-Image muß man wohl noch ein bißchen arbeiten. Musikalisch aber überzeugt sie mich. Im Grunde kann man bei Cover-Versionen eh nicht viel falsch machen, solange man sich halbwegs intelligent dabei anstellt. Und das war bei diesem Leonard Cohen-Song sicher der Fall.“