Midlake – München, Oranqehouse
Ein Fall für den Suchtbeauftragten!
Im Grunde müsste jeder hier sein, der Midlake schon im Juni in der Muffathalle gesehen hat, so grandios war ihr Auftritt im Vorprogramm der Fläming Lips. Gut. das kleine Orangenhaus ist zumindest halbwegs voll. Vor dem Konzert räumen Midlake per selbst kompilierter CD ein paar der Einflüsse ein. die man ihrem Wunderalbum THE TRIALS OF VAN OCCUPANTHER angehört zu haben glaubt. ELO spielen auf, Christopher Cross singt „Ride Like The Wind“. „A Horse With No Name“ von America hätte man noch vorgeschlagen für den Mix, und „Don’t Fear The Reaper“ von Blue Öyster Cult. Die Texaner schenken uns das lndie-Revival dieser speziellen Sorte von sonnig-westcoastigem 70s-Softrock mit spukiger, geheimnisdurchwehter Note, der mit seinen leuchtenden Herbstfarben so exquisit in diesen Altweibersommer passt.
Der Abend ist eine ziemliche Eingeweihten-Veranstaltung. Die meisten, man merkt’s an den glücklichen Johlern, sind druff auf Midlake und ihren, tja, „süchtig machenden“ Melodien und Harmonie-Schichtkuchen. Die Filmprojektions-Show aus Collagen und Kondensaten alter Filme, zuletzt angedockt ans große Multimedia-Besteck der Lips, kommt ein paar Nummern kleiner daher, und so wirft man auch mal einen Blick auf die Band. Fünf halbbärtige Normalos. die ernst und konzentriert an Bässen, Gitarren und Synthesizern arbeiten und ihre teils vierstimmigen Gesangspassagen herdrechseln, auf dass keine der kostbaren Nuancen der Musik verloren gehe. Nach dem Konzert rennt man begeisterungstrunken hin und bedrängt sie, sie dürften sich niemals auflösen (das Grandaddy-Trauma …). Sie nicken höflich: Vorerst nicht, nein. Leute, das ist sehr, sehr gut.