Michel Petrucciani
Er hat stets getan, „was getan werden muß, um den Jazz aus dem Ghetto zu holen“, und sich doch bisweilen augenzwinkernd einen „Rock ’n‘ Roller“ genannt. Er liebte die Interaktion und spielte dennoch und gerade zuletzt gerne Solokonzerte, bei denen er sich „fühlte wie ein Vogel“. Er war nur 97 Zentimeter groß, doch in seiner Musikalität und seiner Menschlichkeit war er ein Gigant. Geboren am 28. Dezember 1962 im französischen Orange entdeckte Petrucciani seine Liebe zum Klavier im Alter von vier Jahren, nachdem er im Fernsehen einen Auftritt von Duke Ellington gesehen hatte. Einen Spielzeugflügel, den ihm seine Eltern daraufhin kauften, soll der kleine Michel in einem Wutanfall zertrümmert und erst Ruhe gegeben haben, als er endlich ein richtiges Piano bekam. Nach einer klassischen Musikausbildung veröffentlichte er bereits im Alter von 16 Jahren sein erstes Album („Flash“). Saxophon-Legende Charles Lloyd holte den von Bill Evans, McCoyTyner und Bud Powell beeinflußten Musiker zwei Jahre später in seine Band. 1986 erhielt Petrucciani einen Vertrag beim legendären Blue Note-Label. Als feste Größe in der Talkshow „Willemsens Woche“ gewann Petrucciani auch hierzulande zahllose Fans, denen er das kürzlich erschienene Album „Live In Germany“ widmete. Am 6. Januar erlag Michel Petrucciani in seiner Wahlheimat New York den Folgen einer Lungenentzündung.