Melt! Festival 2014, Tag 2: Der Soundtrack zum Sonnenaufgang und ein wildgewordener Gorilla
Am zweiten Festivaltag beim Melt! 2014 begeisterten insbesondere Future Islands das Publikum. Modeselektor kompilierten den Soundtrack zum Sonnenaufgang.
Zufrieden schlägt sich Samuel T. Herring die geballte Faust an die Brust, geht mehrere Schritte auf den Bühnenrand zu, nickend zur Selbstvergewisserung seiner Kräfte, als Future Islands am zweiten Tag des Melt! Festivals 2014 zur Abendstunde auf der Zeltbühne auftreten.
Wie ein wildgewordener Gorilla bewegt sich der Sänger über die Bühne, macht Tanzeinlagen in der Hocke, verrenkt sich nach hinten, um dann plötzlich mit einem unvorhergesehenen Sprung in Richtung Publikum zu springen. Mit seinen Augen fixiert er die Zuschauer, zeigt mit dem Finger auf einzelne Menschen und führt jeden Takt seiner Musik mit einer leidenschaftlich-theatralischen Geste aus. Keine Frage, dieser charismatische Musiker lebt seine nach vorwärtstreibende Synthie-Pop-Musik und überträgt die Begeisterung mit extravaganten Moves auf die Zuschauer. Die feiern ihn und seine Band und mancher im Publikum lässt sich aufgrund der extrovertierten Tanzweise Herrings selbst auf außergewöhnliche Tanzmoves ein. Future Islands – das Konzert-Highlight des zweiten Tages.
Dass Synthie-Pop aber auch auf lässige Art begeistern kann, das demonstrieren später Metronomy auf der Main Stage. Die Band um Joseph Mount begeistert zu nächtlicher Stunde mit entspannten Synthie-Klängen, die zwar nicht außergewöhnlich, aber doch souverän gespielt werden und damit viele Zuschauer anziehen.
Ganz im Gegensatz zu Musikern wie Dillon, Panda Bear und WhoMadeWho: Während für manch einen die Lo-Fi-Electroperformance von Dillon vielleicht zu brav, zu zurückhaltend vorgetragen wird, muss sich Panda Bear trotz großartiger Visuals und einer von sphärischen Klängen bestimmten Show mit der Konkurrenz von The Notwist herumschlagen. Und bei den erst um halb drei Uhr nachts auftretenden WhoMadeWho hatten sich wohl schon die meisten Festivalbesucher in die Techno-Klänge von Four Tet am Uferstrand der „Desperados Melt Selektor Stage“ und später Jeff Mills auf der Big Wheel Stage eingeravt, dass für das dänische Trio keine Zeit mehr blieb.
Wahrscheinlicher ist aber, dass alle auf den alljährlichen Auftritt von Modeselektor auf der Strandbühne warteten. Denn kurz nachdem WhoMadeWho begonnen hatten, starteten diese auch schon ihr DJ-Set, um das Publikum während ihres dreistündigen Auftritts von 3 bis 6 Uhr morgens musikalisch von der Nacht in den Tag zu führen – und kompilierten dabei mit freundlicher Unterstützung von Patrick Pulsinger und animierten Pfadfinder-Visuals einen Soundtrack zum Sonnenaufgang. Da konnten nur noch Tiga & B2B & Seth Troxler auf der Gemini Stage mithalten, die mit ihrem eine Stunde länger dauernden Set ebenfalls für ein volles Haus zur Morgenstunde sorgten.
Zum letzten Tag des Melt! Festivals 2014 freuen wir uns dann heute noch auf John Grant, SOHN, Moderat, Portishead, Son Lux und Gesaffelstein. In unserer Galerie oben seht ihr die besten Fotos der bisherigen Tage.