Mein Konzertmoment 2008, Teil 2


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+++ Kris Kristofferson. Cirkus Krone, 14.7. Genau so wollte ich Kris Kristofferson immer sehen: Allein, mit Weste rngitarre und den unglaublichen Songs seiner ersten Alben. Meine Erwartungen waren verbrecherisch hoch – der Mann ist schließlich 72-.aber er hat sie erfüllt, ohne sich sonderlich anstrengen zu müssen. Danke. Christoph Lindemann

+++ Neil Young, Hamburg. Stadtpark, 13.8. Die heilige Gitarre hält er so fest und sicher wie eine todbringende Waffe, und von all den Flitzpiepen, die immer so rotwangig dahererzählen, wie epochal ConorOberst oder Bloc Party sind, ist nichts zu sehen: Neil Young, 62, Rock-Gott, legendär, unsterblich, prügelt das zehnminütige „Love And Only Love“ brutalstmöglich. Die Luft glüht, doch der Himmel bricht nicht auf. No rain. norain, norain! Jan Wigger

+++ Yeasayer, Berlin,Lido. 148. Wie es die Band bei „Sunrise“ und so ziemlich jedem anderen Song der Show schafft, noch perkussiverzu klingen als auf Platte, und wie ihr fantastischer Klangteppich nie auswabert-unglaublich musikalisch, diese Jungs. STEPHANIE GRIMM

+++ Eric Clapton, München, Königsplatz, 17.8. Die Coolen beschäftigen sich mit ihm eh nicht, manche im mittelalterlichen Publikum murrten danach überseine wortkarge Art: Aber Slowhand macht live eben nicht Männchen wie ein Las-Vegas-Entertainer. sondern lässt die Musik sprechen auf einsamem (beileibe nicht nur handwerklichem) Niveau. Inbrunst, dein Name ist Erich. CHRISTIAN STOLBERG

+++ Neil Young, Coburg, Schlossplatz, 23.8. Hercules And Love Affair waren toll, Foals auch. Und The Kills erst. Wahrhaft Erhabenes aber war an diesem Sommerabend zu erleben: Neil kaperte „A Day In The Life“ als Höhe- und Schlusspunkt eines elektrisierenden Konzerts, das die wichtigsten Stationen seines 40-jährigen Schaffens reflektierte. Albert Koch

+++ Bon Iver, München, Ampere, 29.9. Hätte Justin Vernon noch etwas längergehaucht, geraunzt und geschmettert, das Konzert hätte sich zum Gruppenkuscheln ausgewachsen, so heimelig war’s. Fehlten nur noch Kaminfeuer und Eisbärenfell. Ob Furries eigentlich auch auf DEN Bart aus Wisconsin stehen? Lothar Gerber

+++ Robert Forster, Köln, Gloria Theater. 5.10. Toll, wie Forster & Co. es hinkriegen, auf ihrer ersten Tour ohne den verstorbenen Grant McLennan einKonzertzu spielen, dasdurchdrungen ist von Hochachtung für ihren Freund, ohnedass seine Abwesenheit erwähnt wird. Höhepunkt: „Dive For Your Memory“. Kristina Koch

+++ Robert Forster, Köln, Gloria, 5.10. „Robert here-6 minutes after the end of the show“, steht am Merchandise-Stand. Um 23.264Jhr endete das famose Konzert, um 23.32 Uhr ist Forsterda. Autogramme schreibt er, smalltalkt und lässt T-Shirts verkaufen: „McLennan“, ist dort zu lesen. Würdevoller kann man Freundschaft nicht zelebrieren. Martin Weber

+++ Animal Collective, Berlin, Berghain, 12.10. Nach anderthalb Stunden schnallt sich Sänger Avey Tare die Gitarre für „Fireworks“ um, und das bereits gelöste Publikum kann nicht mehr an sich halten. Als das Lied in eine Gitarren-Jam ausartet, ist der Raum wie hypnotisiert. Danach minutenlang Beifall, JOHN WOHLMACHER

+++ Jenny Lewis, Köln, Gebäude 9.16.10. Mitten im Auftritt klettert sie samt Band von der Bühne und stellt sich mitten ins Publikum-genau vor meine Nase. Ich stelle fest: Jenny Lewis riecht gut. Dann singt sie den Song „Acid Tongue“. Bei der Zeile, „con fix that hole in you“ sieht sie mir genau in die Augen. Einbildung? Womöglich. Ich verlasse trotzdem panisch und überfordert den Saal, Eric Pfeil

+++ White Denim, Brooklyn, Union Pool, 20.10. Die härteste Versuchung, seit es Eklektizismusgibt. Rock & Roll, Garage, Blues, Analog-Breakbeat, Country 81 Western, P-Funk.Jazz und Soul-fürchte dich nicht vordiesem Gemisch, auch wenn Bassist Steve Terebeckiaussiehtwie Sarah Palins Cousine. Darf man heute noch jubeln: „Beste Live-Band des Planeten.“ Halleluja, es ist wahr! Christian Lehnert

+++ Mogwai, Frankfurt, Mousonturm, 10.11. Schlaue Köpfe nennen es Postrock. Ältere Semester hören das Erbe von Velvet Underground, Swans und My Bloody Valentine. Unterschummrigen Lichtverhältnissen steigern sich die Schotten in monströse Klangwände morbider Abstraktheit. In Zeitlupe summieren sich Klavier, Bass, Schlagzeug sowie zwei, mituntergar drei Gitarren zu brachialen Attacken von infernalischer Lautstärke, Mike Köhler