„Meet Me In The Bathroom“: Diese drei Zitate fassen die Doku über New Yorks Undergroundszene nach 1999 zusammen


Die Musik-Dokumentation ist jetzt auch in Deutschland abrufbar. Hier legen drei zentrale Zitate nahe, weswegen sich der Film lohnen könnte.

Am 23. Januar 2022 wurde „Meet Me In The Bathroom“ beim Sundance Film Festival vorgestellt. Seit dem 10. März jenes Jahres war er bereits in Großbritannien abrufbar, jetzt wurde er auch dem deutschen Publikum zum Leihen oder Kaufen auf Amazon Prime und Apple TV zur Verfügung gestellt.

Benannt nach der gleichnamigen „Oral History“ von Lizzy Goodman und dem The-Strokes-Song, behandelt der Film von Dylan Southern und Will Lovelace auf Grundlage des Buches die Alternative-, Rock- und Garage-Szene in den USA seit 1999. Dabei wird die Entstehung und der Untergang einer neuen musikalischen, an den Punk erinnernden Gegenbewegung und das Wiederaufleben der New Yorker Musikszene erklärt. Mittlerweile in der Populär-Musik angekommen, hat sie sich auch mit der Gentrifizierung Brooklyns einhergehend von dem Untergrund, aus dem sie erwuchs, entfremdet. Dabei kommen verschiedene Bands und Musiker:innen, unter anderem die Indie-Garage-Pioniere The Strokes rund um Julian Casablancas und Albert Hammond Jr., The Moldy Peaches, Tv On The Radio und die Yeah Yeah Yeahs mit Karen O, zu Wort und es ist bisher unveröffentlichtes Material zu sehen.

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„Diese Community von Musikern, die keinen Platz zum Spielen hatten“

Adam Green und Kimya Dawson bildeten The Moldy Peaches und prägten die Anti-Folk-Szene im East Village. „Diese Community von Musikern, die keinen Platz zum Spielen hatte“, so beschreibt Green die ersten Berührungspunkte mit der Szene und das Zusammentreffen im Osten Manhattans. 1999 lernte er Karen O noch vor der Gründung der Yeah Yeah Yeahs in der berühmten Bar kennen, die dort gegenüber wohnte. Das Prekäre vieler Musiker:innen und die voranschreitende Gentrifizierung des ehemaligen Punk-Viertels trieb diese über die Williamsburg Bridge ins billigere Brooklyn. Aufgrund des Lehrstandes dort gab es genug Möglichkeiten für Kultur- und Proberäume. Nach dem Aufschwung und der steigenden Popularität der Musikszene folgten viele Leute aus Manhattan und das Spiel ging in Brooklyn wie zu anderen Zeiten auch in Camden Town oder Kreuzberg, von vorne los. „In den letzten drei Jahren hat sich unsere Miete verdreifacht. Die Vermieter haben ganze Gebäude geräumt und dadurch Familien vertrieben“, beschreibt ein TV-On-The-Radio-Mitglied den Wandel. Und wieder hatte eine Community keinen Platz mehr. Auch Karen O verließ New York. Der Grund, wieso sich die Szene formte, nämlich die Tatsache, dass New York Ende der 90er-Jahre eine regelrechte Flaute an Untergrund-Musik und musikalischer Gegenkultur erlebte, markierte auch durch die oben beschriebene Entfremdung ihr trauriges Ende.

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„Julian Casablancas hat immer davon gesprochen, dass er Underground-Musik machen wolle, aber er wollte auch, dass die Musik populär ist“

Adam Green lernte den Sänger der gerade frisch gegründeten The Strokes auch 1999 auf einer Party kennen. Zwei Jahre später begleiteten The Moldy Peaches die Gruppe auf ihrer ersten UK- und Irland-Tour als Vorband. „Er hat immer davon gesprochen, dass er Untergrund-Musik machen wolle, aber er wollte auch, dass die Musik populär ist“, wird Julian Casablancas‘ Anspruch und der sich anbahnende Konflikt der Band nach deren rapide steigendem Erfolg durch die Debüt-Platte IS THIS IT beschrieben. Von dem anfänglichen DIY-Fokus blieb immer weniger übrig und die steigende Bekanntheit machte ein „normales Leben“ unmöglich. Der eigene Anspruch wandelte sich zu einem nicht lösbaren Widerspruch und auch innerhalb der Band kam es zu Konflikten. Um den Ursprung dieser Probleme zu verstehen kommt unweigerlich die Frage auf, ob dieser Widerspruch einen tief sitzenden Auslöser dafür darstellen könnte. „Sie (MTV, Anm. d. Red.) machen Geld. Es geht ums Geschäft, nicht um Musik“, sagte der The-Strokes-Sänger vor deren legendären 2$-Bill-Concert 2002. Im Oktober des vergangenen Jahres wurde bekannt, dass die Band an einem neuen Album arbeite. Ihre aktuelle Platte THE NEW ABNORMAL aus dem Jahr 2020 brachte ihnen ihren ersten Grammy ein.

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„Was ist wichtiger, Dave: guter Sound oder eine gute Zeit?“

Diese Frage stellte Karen O und bekam die Antwort: „Eine gute Zeit“. „Ja, find ich auch“. Dass nicht schlechter Sound für die zwischenzeitliche Pause der Band von 2014 bis 2017 ausschlaggebend war, dürfte auch ohne das Zitat klar sein. Die Sängerin erklärt, dass innerhalb der Community ein liebenswürdiger Zusammenhalt spürbar war. „It’s our time to be hated“ (dt. Es unsere Zeit, gehasst zu werden), unterstreicht das Gemeinschaftsgefühl, das mit ausschlaggebend für die gute Zeit war. „Es zermürbt mich einfach: der Lebensstil, der körperliche Aspekt, die Wiederholungen, die es mit sich bringt. Das Geschäft, der ganze Scheiß, die Presse und die Aufmerksamkeit“, beschreibt sie die folgende Phase. Ein Unfall auf der Bühne markierte den traurigen Höhepunkt des Abschnitts. „Ich hab den Zerfall der Szene betrauert. […] Ich hab New York City verlassen“, sagte sie. 2022 meldeten Yeah Yeah Yeahs sich mit COOL IT DOWN zurück. Vielleicht kommt ja auch die gute Zeit wieder.

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„Meet Me In The Bathroom“ zeigt darüber hinaus Ausschnitte von 9/11 und erläutert, inwiefern der Terroranschlag die ganze Stadt und dementsprechend auch die Musikszene beeinflusste. Zudem geht es um die Entwicklung von James Murphys Dance-Punk-Projekt LCD Soundsystem und Interpol. Dabei kommt auch Paul Banks zu Wort.

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