Meat Loaf


Ein fettes Comeback: 16 Jahre nach "Bat Out Of Hell" wirft Meat Loaf wieder sein volles Lebendgewicht ins Rennen. Mit Erfolg: Weltweit nahm der Richard Wagner des Rock'n'Roll die Charts im Sturm, scharenweise laufen auch jüngere Fans zu seiner Theatralik-Fraktion über. Für den Chef-Dramatiker dennoch nicht überraschend: Als messerscharf kalkulierender Stratege erklärt er, warum solch eine Kalorienbombe von einem Album ausgerechnet heutzutage voll einschlagen mußte.

ME/SOUNDS: Marvin, warum hast du…

MEAT LOAF: Meat. Nicht Marvin.

ME/SOUNDS: OK, Meat… Nennen dich deine Freunde auch so?

MEAT LOAF: Jeder nennt mich Meat.

ME/SOUNDS: Und wie spricht dich zum Beispiel der Manager hier im Hotel an? Mr. Loaf?

MEAT LOAF: (lacht). Ja, manchmal. Lustig, oder?

ME/SOUNDS: Nennt dich überhaupt jemand Marvin?

MEAT LOAF: Nein, niemand. Ich mag den Namen auch nicht besonders. Seit ich acht Jahre alt bin, nennt mich jeder Meat.

ME/SOUNDS: Ist das ein Selbstschutz? Hast du geglaubt, daß die Leute dir keine schlimmeren Spitznamen geben, wenn du dich selbst als Fleischklops bezeichnest?

MEAT LOAF: Nee… es hat mich einfach jeder so genannt. Als Jugendlicher bin ich von Texas nach Kalifornien gezogen – da hätte das mit dem Spitznamen ja niemand zu wissen brauchen. Aber in Kalifornien haben mich zunächst alle „Tex“ genannt, und das habe ich wirklich gehaßt. Also habe ich gesagt: „Nennt mich einfach Meat – wie zuhause“. Und als ich dann die erste Band zusammenstellte, hab ich den Jungs erzählt, daß man mich schon als kleinen Knirps so genannt hat. Und alle waren der Meinung, daß das ein prima Name für die Band wäre.

ME/SOUNDS: Hört sich so an, als hättest du eine Nase für werbewirksame Namen?

MEAT LOAF: Klar.

ME/SOUNDS: Hat dein neues Album deshalb so einen originellen Titel? „Bat Out Of Hell II – Back To Hell“ hört sich ziemlich hollywoodmäßig an…

MEAT LOAF: Natürlich. Der Name ist ein reines Marketing-Werkzeug, ganz einfach. Und deshalb klingt das neue Album auch genauso: Wenn du „Bat Out Of Hell I“ gemocht hast, dann magst du auch „Bat Out Of Hell II“.

ME/SOUNDS: Wenn man dir so zuhört und sich das Album anhört, dann kann man glauben, das mit dem neuen Album müßte eigentlich ein Kinderspiel gewesen sein – du mußtest ja bloß gemeinsam mit Jim Steinman eine Kopie des Originals machen!

MEAT LOAF: Einfach?! Als ob es einfach gewesen wäre, Pyramiden zu bauen, nachdem die erste stand! Aber es war die harte Arbeit verdammt wert. Es ist ein ganz erstaunliches Album geworden, ein außerordentliches! Beim ersten Album war ein Jim ein herausragender Songwriter, und das ist er heute immer noch. Ich war damals ein guter Sänger – heute bin ich besser. Und da ist noch etwas anderes: Es gibt da irgendetwas Magisches zwischen uns. Ich habe nach der ersten „Bat“ auch ohne Jim einige gute Platten hingekriegt und meinetwegen auch einige großartige. Aber wenn man mich und Jim in einen Raum steckt, dann entsteht diese ganz gewisse Magie…

ME/SOUNDS: Du hattest dich mit Steinman ja nach „Bat Out Of Hell I“ völlig verkracht. Wie kamt ihr nach all den Jahren wieder zusammen?

MEAT LOAF: Jim kam Weihnachten 1989 zu mir nach Hause. Er hat sich ans Piano gesetzt, und wir haben „Bat Out Of Hell“ zusammen gesungen.

ME/SOUNDS. Und dann seid Ihr bis Sylvester sitzengeblieben, und pünktlich zum Neuen Jahr war das Album fertig, oder? Schließlich gab es einige der Songs ja schon auf Jims Solo-Album oder auf der „Pandora’s Box“-Platte, die er vor ein paar Jahren produziert hat…

MEAT LOAF: Quatsch, es hat Jahre gedauert! Manchmal kommt es mir so vor. als hätten wir ein ganzes Jahrhundert an „Bat Out Of Hell II“ gearbeitet. Es war wirklich eine schwere Geburt! Es steckt viel Technik dahinter, aber natürlich auch noch viel mehr. Jim und ich denken ähnlich, was Songs angeht. Wenn er ein Stück schreibt, dann erschafft er eine ganze Welt, in der der Song dann zu leben beginnt. Das ist meist eine ziemlich theatralische Welt, die aber gleichzeitig ziemlich real erscheinen kann. Und ich mache das ganz genauso, wenn ich einen Song singe. Jims Kompositionen rufen in einem ja eine sehr bilderreiche Welt hervor, das ist bei ihm viel stärker als bei anderen Songwritern. Deshalb dauert es bei Jim auch viel länger als bei all den anderen: Er muß immer diese ganze Welt drumherum miterschaffen und in diesem Universum leben, er muß richtig ein Teil von ihm werden – das braucht seine Zeit. Und dann komme ich und mache praktisch das ganze nochmal, indem ich mir für mich erneut meine eigene Welt um den Song herum aufbaue…

ME/SOUNDS: Du verkörperst also die Personen in den Liedern…

MEAT LOAF: Jim verkörpert sie, während er komponiert. Und ich verkörpere sie, wenn ich den Song singe. Meine Art zu singen unterscheidet sich von der Art anderer Leute – die singen entweder platt und direkt zu den Leuten, oder sie singen endlos und introvertiert nur über sich selbst. Ich will überhaupt nicht, daß du verstehst, was ich fühle – ich will, daß du kapierst, was du selbst fühlst! Nimm zum Beispiel „Object In The Rear View Mirror“ vom neuen Album – da ist es nicht wichtig, ob du einen Alkoholiker zum Vater hattest. Viel wichtiger ist, daß du bei dem Song irgendetwas empfindest, daß er Emotionen in dir auslöst. Möglicherweise empfindest du sogar das Gleiche wie die Person in dem Song – aber eben immer auf irgendeinen Teil deines eigenen Lebens bezogen. Als Elvis „Jailhouse Rock“ gesungen hat, hat er das nicht gemacht, weil er gerade im Knast saß – er wollte dir nur eine Story erzählen, und da warst auf einmal mittendrin. „Stairway To Heaven“ ist auch so eine Geschichte, oder „Ball And Chain“ von Janis Joplin.

ME/SOUNDS: Sind die Songs bei aller Theaterspielerei nicht doch ein bißchen autobiographisch?

MEAT LOAF: Einige sind es; „Objects In The Rearview Mirror“ zum Beispiel. Aber das ist gar nicht so wichtig. Die anderen werden nämlich automatisch biographisch, sobald ich sie zu meinen Liedern mache und in das Leben der Figuren hineinschlüpfe. Der Rest ist Imagination. Ich glaube, deswegen sind die Songs so zeitlos – wir geben nie einen Ort vor, an dem sie spielen, das kann überall sein und zu jeder Zeit. Was die Songs für jeden, der sie hört, so persönlich werden läßt, ist die Vorstellungskraft des Hörers. Es ist, als ob du ihm einen Kasten Lego hinstellst und „Nun mach mal“ sagst – du bist derjenige, der die Songs zu seinen eigenen Geschöpfen macht…

ME/SOUNDS: Also kommt’s dir auch eher auf eine gute Song-Szene an als auf einen guten und eingängigen Refrain?

MEAT LOAF: Unsere Songs entstehen nicht, weil Jim eine gute Textzeile eingefallen ist oder eine griffige Melodie, und ich glaube auch nicht, daß dies für Jim die Herausforderung ist. Jims Songs sind Werke, die aus der Idee einer Figur heraus entstanden sind. Diese Figur macht sich dann irgendwann selbstständig. Und wenn die Leute die Lieder hören, dann gehören sie nicht mehr länger zu Jim oder zu mir, sondern zu ihnen. Das ist das Geheimnis des Erfolges der „Bats Out Of Hell“: Das Erschaffen von Welten und Charakteren.

ME/SOUNDS: Liebst du Jim?

MEAT LOAF: (flüstert) In einem früheren Leben war ich Heinrich VIII.. und Jim war Ellen Boleyn – hast du das nicht gewußt? (lacht) Nein, mal im Ernst: Auf eine bestimmte Art liebe ich Jim. Ich mache mir wirklich viel aus ihm, er ist wie ein Kind, wie eines meiner Kinder. Irgendwie liebe ich ihn.

ME/SOUNDS: Eure gemeinsamen Produktionen hören sich so an, als sei Steinman das Pseudonym für MEAT LOAF oder umgekehrt, als wäret ihr in Wirklichkeit eine einzige Person. Seid Ihr Euch sehr ähnlich?

MEAT LOAF: Na ja… eigentlich nicht. Er lebt einfach in einer anderen Zeitzone als ich wenn du das meinst. Ich arbeite tagsüber, Jim ist ein Nachtmensch. Wir haben uns jetzt darauf geeinigt, daß er einen halben Tag und ich eine halbe Nacht arbeite, und so geht’s dann halbwegs. Ich würde nicht sagen, daß wir uns sehr ähnlich sind – aber wir sind uns in vielen Kleinigkeiten einig. In Bühnen-Details oder Rollen oder so, da verstehn wir uns meistens blind. Vom Charakter her sind wir eher entgegengesetzt: Ich bin sehr impulsiv und würde am liebsten die erste Idee umsetzen, ohne weiter nach anderen Möglichkeiten zu suchen. Jim überlegt länger und probiert aus. Mir ist die Produktion des neuen Albums wie eine Ewigkeit vorgekommen, doch Jim war die Zeit viel zu kurz: Aber irgendwie paßt es: Ich treibe ihn an, und er beruhigt mich.

ME/SOUNDS: Naja – auf ein paar Monate war’s nach 16 Jahren auch nicht angekommen…

MEAT LOAF: „Bat Out Of Hell II“ ist ein absolut zeitloses Album, es sprengt jeden Zeitrahmen. Wenn wir uns in das Jahr zurückbeamen lassen könnten, in dem Heinrich VIII. „Greensleeves“ geschrieben hat und wenn wir dort „Bat Out Of Hell II“ den schuftenden Dienern und noblen Edelmännern vorspielen könnten, ohne sie halb zu Tode zu erschrecken – sie würden es verstehen, sie würden kapieren, um was es geht. Sie müßten einfach nur akzeptieren, daß der Sound aus dem kleinen Ding namens Ghettoblaster kommt und nicht Teufelswerk ist, und sie würden begreifen, um was es in diesen Stücken geht. Wenn eine Höhlenfrau ihrem Höhlenmann einen Stein über den Kopf zieht und ihm dabei mit „früher oder später wirst du eh wieder mit der Rumvögelei anfangen“ anblafft, („sooner or later you’ll start screwing around“; aus „I Would Do Anything For Love“), dann steckt dabei quer durch alle Epochen exakt das gleiche Gefühl dahinter.

ME/SOUNDS: Ist „I Would Do Anything For Love“ dein Lieblingssong?

MEAT LOAF: Das ultimative Liebeslied! Achte mal auf den Text: „Ich werde nie aufhören, jede Nacht meines Lebens von dir zu träumen“ das ist ein junger, verliebter Knabe, der das singt. Der sagt Sätze wie „Ich werde nie vergessen, wie du dich anfühlst. Es war mit keiner anderen so gut wie mit dir“. Und dann kommt die Pointe und das Girl wirft ihm an den Kopf, daß er früher oder später mit anderen herumvögeln wird, und er sagt bloß: „No, I won’t do that“.

ME/SOUNDS: Ist MEAT LOAF ein unverbesserlicher Zyniker?

MEAT LOAF: Es sind ein paar zynische Sachen auf dem Album. „Live Is A Lemon“ handelt von einem neun Monate alten Säugling, der einen Keks will, aber noch nicht sprechen kann. Also schreit er bloß und niemand versteht ihn, und in diesem Moment ist das Leben eine Zitrone für ihn, und er will dann sein Eintrittsgeld zurück haben…

ME/SOUNDS: Spricht da der Familienvater MEAT LOAF?

MEAT LOAF: Glaubst du, daß man’s einfach hat, wenn die 12jährige Tochter permanent Ice-T. hört?? Und zwar in voller Lautstärke! Ich kann mit Ice-T. nichts anfangen, was nichts damit zu tun hat, daß ich ihn nicht respektiere oder so. Und wegen mir kann meine Tochter hören, was sie will, solange es nicht zu obszön ist. Mit meiner ältesten ist das ein bißchen einfacher, mit der streite ich mich nur mal über Aerosmith oder die letzte Clapton-Platte und darüber, daß meine Songs zu lang sind. Aber es sind komprimierte Liebesgeschichten! Ich sage ihr dann immer: 12 Minuten ist ziemlich kurz für „I Would Do Anything…“, und acht Minuten für „Paradise By The Dashboard Light“ sind meiner Meinung nach auch nicht gerade viel – immerhin handeln die Songs von kompletten Lebensabschnitten!

ME/SOUNDS: Denkst du eigentlich manchmal darüber nach, daß du der Interpret des dritterfolgreichsten Rockalbums aller Zeiten bist?

MEAT LOAF: Weißt du, ich wollte nie ein Star werden. Ich hab das immer nur als meine Arbeit betrachtet, als das, was ich am besten kann. Und es ist verdammt wichtig, diesen ganzen Hype zu ignorieren. Mich rufen ständig irgendwelche Leute an und erzählen mir, daß „Bat Out Of Hell“ soeben zur drittbeliebtesten Scheibe in jedem Haushalt auf dieser ganzen verdammten Welt gewählt worden sei oder sowas. Und diese Leute erwarten dann von mir, daß ich vor Freude auf und ab hüpfe. Das tue ich aber nicht, denn für mich ist das Kapitel längst abgeschlossen, diese Arbeit ist längst beendet. Natürlich freue ich mich darüber, daß die Leute das Album lieben und es über 25 Millionen Mal verkauft wurde – aber das ist längst nicht die Hauptsache.

ME/SOUNDS: Sondern?

MEAT LOAF: „Bat Out Of Hell“ hat das Leben der Menschen verändert. Man hat das Album auf Hochzeiten gespielt und sogar bei Beerdigungen. Und jetzt kommt da eine völlig neue Generation von Kids, die so alt sind wie meine Tochter – also 18 – und hören das Album wieder. Und das beeindruckt mich wirklich. Nicht, daß sich nur zwei andere Alben der Rockgeschichte jemals besser verkauft haben – die Tatsache, daß ein Song aus „Bat“ auf jeder Party läuft, zu der meine kleine Tochter 1993 ging – das find ich schon ganz schön abgefahren.

Natürlich sagen eine ganze Menge Leute, es sei kein richtiger Rock’n’Roll, aber für mich ist „Bat Out Of Hell“ die Essenz aller Reinheit. Wenn Jim diese Zeilen schreibt, dann ist das wie ein Strahl der Sonne. Es hat niemals ein anderes Album gegeben, das sich über 15 Jahre hinweg gleichmäßig so gut verkauft hat wie mein Debüt. „Bat Out Of Hell“ läuft aus dem gleichen Grund so gut wie Buddy Holly oder Led Zeppelin: die haben auch diese emotionale Reinheit.

ME/SOUNDS: Du hattest ja nach „Bat Out Of Hell I“ keine leichte Zeit. Deine Stimme war weg und Jim Steinman auch, stattdessen hattest du Dutzende Prozesse am Hals… Hast du damals eigentlich Drogen genommen?

MEAT LOAF: (überlegt) Nicht richtig.

ME/SOUNDS: Auch kein Koks?

MEAT LOAF: Naja, so ein bißchen. Aber es war eher so ein „Wie wirkt denn das?“ Es war niemals so viel, daß es zum Problem geworden ist oder mein Leben irgendwie bestimmt hätte.

ME/SOUNDS: Trinkst du?

MEAT LOAF: Ich hasse Alkohol! Schon immer! Ich kann ihn nicht riechen, und ich kann ihn nicht schmecken. Früher, da hab ich getrunken – aber ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich zum Beispiel den letzten Drink hatte. Wir haben auch backstage keinen Alkohol. Vielleicht ein bißchen Wein oder ein paar Dosen Bier – aber keine harten Sachen.

ME/SOUNDS: Würdest du jemanden aus der Band werfen, wenn er betrunken ist?

MEAT LOAF: Du meinst auf der Bühne? Augenblicklich! Wie soll das denn gehen? Das ist schließlich ihr Beruf. Wie würdest du denn reagieren, wenn du die Klempner im Haus hättest und die sturzbetrunken ein Loch in der Leitung flicken wollten? Oder die Elektriker?! Die Leute werden für ihren Job bezahlt – also sollen sie auch ihr Bestes geben!

ME/SOUNDS: Bist du live auch so ein Perfektionist? Denkst du darüber nach, wer da draußen auf dich wartet, bevor du raus auf die Bühne gehst?

MEAT LOAF: Weißt du, das Publikum ist meistens ziemlich schlau, viel intelligenter, als die meisten annehmen. Nimm zum Beispiel eine Band, die ihr Set beendet und von der Bühne geht, und augenblicklich brüllen die Leute nach einer Zugabe. Also kommt die Band nochmal raus und denkt in diesem Moment von sich: Mensch, wir waren toll heute Abend – die Leute rasten ja völlig aus. Manchmal stimmt das sogar, aber wenn das Publikum immer neue Zugaben fordert und die Band immer wieder rauskommt, dann hat das einen ganz anderen Grund: Dann hat die Band die Erwartungen nicht erfüllt.

Wenn dagegen meine Show zuende ist, krabbeln die Leute auf allen Vieren aus dem Saal. Sie sind fertig, völlig fertig, ich hab sie förmlich ausgequetscht. Und das ist mein Job, dafür lebe ich!

ME/SOUNDS: Studierst du deine Show wie ein Theaterstück ein? Weiß Patricia Rosseau, wann genau du ihr im Verlauf des Konzerts das Kleid bis auf den Body runterreißt und wann du ihr an die Strapse gehst?

MEAT LOAF: Es gibt in den zwei Stunden Show keine Minute, die ich vorher nicht durchdacht habe. Aber trotzdem kann der ganze Abend am Ende dann völlig improvisiert sein. Die Band muß mich einfach beobachten, sie können bereits 500 Auftritte mitgemacht haben und wissen doch nicht, was ich als nächstes tun werde. Ich bin unberechenbar!

ME/SOUNDS: Wenn man dich live sieht, hat man sowieso den Eindruck, du bist viel mehr Schauspieler als Sänger…

MEAT LOAF: Ich fühle mich auch nicht als reiner Musiker. Zuallererst bin ich ein Entertainer. Und am Schauspielern mag ich die Tatsache, daß es ein ehrliches Handwerk ist – Leute wie Debra Winger und Robert de Niro, das sind echte Handwerker. Das gefällt mir an ihnen. Und sie verkörpern ihre Charaktere so, wie ich es tue: sie knien sich in ihre Rollen rein, werden zu den Personen, die sie spielen. Wenn mir Leute vorwerfen, meine Song-Figuren seien irgendwie nicht echt, dann sag‘ ich denen, sie sollen zu Robert de Niro gehen und ihm sagen: Hey Bobby, was du da in „Raging Bull“ gemacht hast, hat ziemlich gespielt ausgesehen. Er wird ihnen eins auf die Nase geben! Gerade letzte Woche hab ich zwei Drehbücher zurückgeschickt. Bei dem einen hätte ich neben Nicolas Cage und Bridget Fonda gespielt…

ME/SOUNDS: Warum hast du abgelehnt?

MEAT LOAF: Ich hab einfach momentan zu viel zu tun. Aber eines Tages… Ich glaube an mich. Ich denke, daß ich ein ähnliches schauspielerisches Potential habe wie zum Beispiel Spencer Tracy oder Laurence Olivier. Wirklich! Ich bin so etwas wie ein Spencer Tracy des Rock’n’Roll!

ME/SOUNDS: Glaubst du eigentlich, daß du den gleichen Erfolg gehabt hättest, wenn du bloß ein Strich in der Landschaft wärest?

MEAT LOAF: Ich glaube nicht, daß das irgendetwas mit irgendetwas zu tun hat…

ME/SOUNDS: Glaubst du nicht, daß unsere Persönlichkeit auch teilweise durch unser Äußeres geformt wird?

MEAT LOAF: Ich weiß nicht… Vielleicht. Als ich Kind war, war ich ja schon sehr groß und schwer, und deshalb waren die anderen Kinder sehr grausam zu mir. Sehr grausam, (lange Pause) Dann kam ich in die Highschool und spielte Football, und es wurde ein bißchen besser. Er war immer noch grausam, aber doch irgendwie besser. Man entwickelt ja irgendwie so eine Stärke aus dieser Grausamkeit, man hat dann nicht vor sich selbst Angst. Man schließt sich den anderen nicht an, weil die anderen das ja gar nicht zulassen würden, und weil man irgendwie spürt, daß man anders ist und gar nicht dazugehören möchte. Ich war einfach anders – nicht nur. weil ich dick war. Ich sag meinen beiden Töchtern immer: Seid keine Duckmäuser. Und folgt den anderen nicht blind. Setzt euch ein für das, an was ihr glaubt. Das ist, glaube ich, der beste Ratschlag, den man seinen Kindern geben kann…

ME/SOUNDS. Wie geht’s weiter? Du kommst im Frühjahr auf Deutschland-Tour hast du schon Pläne für die Zeit danach?

MEAT LOAF: Jim arbeitet seit Jahren an diesem Peter-Pan-Musical, eigentlich schon seit der Zeit, als wir „Bat Out Of Hell“ gemacht haben. So ein Stückchen Peter Pan steckt ja auch in jedem Steinman-Song. Er versucht das wirklich schon seit Jahren, aber jetzt scheint es langsam ernst zu werden, weil die „Tommy „-Produzenten irgendwie angebissen haben und das Stück für den Broadway machen wollen. Ich bin auch eingeplant – ich soll Captain Hook spielen.

ME/SOUNDS: Und die Fledermaus bleibt in der Hölle hängen?

MEAT LOAF: Jim ist wirklich langsam. Aber drei Songs für „Bat Out Of Hell III“ haben wir trotzdem schon fertig.