Meat Loaf
Auf der Bühne liegen dem Pfundskerl aus Texas am besten die Balladen. Privat setzt Marvin Lee Aday alias Meat Loaf auf die alten Helden aus Rock und Soul.
Rolling Stones – 12×5
„Diese Platte war die erste, die ich mir je von meinem Taschengeld gekauft habe. Ich war ein zu dicker Teenager aus Texas und habe meine sauer verdienten Kröten ausgerechnet in die Rhythm’n’Blues-Platte einer englischen Combo investiert. Das machte mich bei meinen Mitschülern noch unbeliebter, als ich ohnehin schon war. Sie haben mich immer als Außenseiter und Exzentriker gesehen. Naja, mir war das ganz recht so. Jedenfalls muß ich „12×5“ bis heute lieben, weil ich dafür mein Taschengeld verplempert habe – so etwas verbindet. Und ich könnte diese Platte bis heute komplett vorsingen, weil ich sie tausendmal, mit der Haarbürste in der Hand, vor dem Badezimmerspiegel mitgesummt habe. Erst viel später hat man mir erzählt, daß diese weißen englischen Bengels hier nichts als schwarze amerikanische Blues-Standards zum besten geben. Insofern war ich wohl doch kein Verräter an der amerikanischen Musikkultur, als ich „12 x 5″ kaufte. Also – nicht wirklich, jedenfalls.“
Bob Dylan – Highway 61 Revisited
„Diese Platte war die zweite, die ich mir in meinem Leben gekauft habe. Sie hat mich durch meine ganze Schulzeit begleitet. Sie hat richtiggehend zu mir gesprochen. Meine Mutter hat mich übrigens eine Zeitlang dafür gehaßt, weil ich diese Platte Tag für Tag zu Hause abgenudelt habe, denn sie konnte Dylans nölendes Organ absolut nicht ausstehen. Eines Tages habe ich mir Mom geschnappt, mich mit ihr aufs Wohnzimmersofa gesetzt und „Highway 61 Revisited“ ganz in Ruhe und am Stück angehört – immerhin war sie eine anerkannte Musikerin, auf deren Urteil ich immer viel Wert gelegt habe. Und als wir uns das Ding schweigend zu Gemüte geführt hatten, sagte sie danach nur: „Okay, Junge, ich akzeptiere deine Wahl. Die Texte von dem Kerl sind wirklich verdammt gut – obwohl er nicht singen kann.““
Grand Funk Railroad – Caught In The Act
„Ich kenne Mark Farner, den Kopf von Grand Funk Railroad, schon seit Ewigkeiten. Er ist ein feiner Typ. Vermutlich schätze ich die Band auch deswegen so sehr. Mir ist klar, daß kaum jemand in der Branche Grand Funk Railroad mag, doch diese Band war für mich in den frühen siebziger Jahren unschlagbar, wenn es um die Definition von rüdem, derben Rock’n’Roll ging. Neben MC5 und den Stooges sind Grand Funk die Pioniere von amerikanischem Punk, keine Frage. Und ihre Energie – einfach unglaublich! Vor allem live. Bei ihren Konzerten ging es nie um etwas anderes als Party, Spaß, Sex und Revolution. Und das weit vor den Sex Pistols. Ich glaube, diese Band wurde stets völlig unterschätzt. Ich hingegen habe sie immer geliebt. Und ich liebe sie bis heute!“
Oueen – News Of The World
„Gibt es ein überzeugenderes Manifest für die Euphorie von Rock’n’Roll als „We Will RockYou“? Nein, gibt es nicht! „We Will Rock You“ ist simpel, brutal, aufpeitschend, glamourös und damit unschlagbar. In zwei Minuten ist alles über die Unsterblichkeit von Rock’n’Roll gesagt. Aber auch Stücke wie „We Are The Champions“ sind irre und grandios gemacht. Denn in ihrer Direktheit und Leidenschaftlichkeit sind sie der Inbegriff von emotionaler Rockmusik. Wow!“
Porgy & Bess – Original Soundtrack
„“Porgy & Bess“ ist für mich der perfekte Übergang von Oper zu Popmusik, also von „seriöser“ zu „unterhaltender“ Musik. Insofern kann man sich vorstellen, wie wichtig die Platte für mich ist, weil ich in meiner Arbeit seit zwanzig Jahren nichts anderes versuche, als diesen Übergang hinzukriegen. „Porgy & Bess“ ist für mich unter diesem Aspekt perfekt, denn George Gershwin hat Dramatik mit Fantasie verknüpft und das Ganze in sehr zugängliche Melodien gegossen. Diesbezüglich befinde ich mich noch in der Lernphase.“
Wilson Pickett – The Best Of
„Ich habe eine „Best Of“-CD von Wilson zu einer meiner Lieblingsscheiben gewählt, weil ich ehrlich gesagt seine richtigen LPs gar nicht so gut kenne, dafür aber so ziemlich alle Singles. Sie sind drauf auf diesem Sampler, und ich kann zu jedem einzelnen Song tanzen und mich wohlfühlen. Sogar 30 Jahre nach ihrem Erscheinen reißen mich diese Stücke noch vom Hocker. Und obwohl ich nicht gerade unterernährt bin, muß ich mich dazu unter allen Umständen bewegen. Diese Art von Soul ist eine sehr rudimentäre, beinahe animalische Angelegenheit.“
Otis Redding – The Dictionary Of Soul
„Otis ist, wie Wilson Pickett, ein absoluter Großmeister des Soul. Wie es diese beiden Typen geschafft haben, mit relativ geringem finanziellen Aufwand, einfach nur mit der Kraft ihrer Stimmen, die Leute mitzureißen, begeistert mich total. Man kann ihre Songs wieder und wieder anhören – sie verlieren nie an Kraft und Intensität. Immer wenn ich Songs von Otis Redding höre, glaube ich wieder an die Unsterblichkeit von Popmusik.“
The Eagles – Hotel California
„Wenn du dieses Album zum erstenmal hörst, bist du nach drei Sekunden in der Platte drin – alleine schon wegen des phänomenalen Titeltracks. Die Atmosphäre der gesamten LP gleicht der eines Buchs von Stephen King-Buch: Die Typen, die darin vorkommen, sind dir irgendwann vertraut. Aber eigentlich möchtest du gar nichts mit ihnen zu tun haben. Trotzdem bist du von ihnen fasziniert. Und das, obwohl sie dich im Grunde erschrecken. So gesehen ist „Hotel California“ eine Art Gegenentwurf zum „American Dream“, vielleicht sogar sein Inbegriff. Auf jeden Fall: very strange.“
The Beatles – Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band
„“Sgt. Pepper’s ist wohl d a s Album des Jahres 1967. Und zwar, weil es absolut ungewöhnlich für seine Zeit war. Ich glaube damals hat jeder auf der Welt, der sich irgendwie für Popmusik interessierte, auf diese Scheibe gewartet. Ganz einfach, weil die Beatles für die meisten der Inbegriff von Popmusik schlechthin waren. Und als diese Platte dann kam, hat sie zunächst kaum jemand so richtig verstanden. Ich wußte anfangs auch nicht recht, was ich davon halten sollte. Schließlich war ich erst seit „Rubber Soul“ Anhänger des Beatles -Sounds. Diese Platte war knapp zwei Jahre zuvor herausgekommen und musikalisch viel zugänglicher. Doch als ich „Sgt. Pepper“ ein paar Wochen, nachdem ich das Album gekauft hatte, zum erstenmal bewußt hörte, warf mich das Ding buchstäblich um! Keine Frage, diese Platte hat die Popmusik revolutioniert. Wahrscheinlich bin ich wegen „Sgt. Pepper“ Musiker geworden. Wenn ich damals die Songs dieses Albums hörte, war ich sofort in die verrückte, geniale Welt der Beatles integriert. Genau in dieser Tradition sehe ich übrigens auch meine eigene Arbeit.“
Vince Gill – Let There Be Peace On Earth
„Diese Platte gehört zu meinen absoluten Lieblingen, weil ich finde, daß Vince eine der reinsten, schönsten und unvergleichlichsten Stimmen im gesamten Musikbusiness hat, ganz ehrlich! Ich bin auch nicht der große Country-Fan, doch in seinem Fall ist mir die musikalische Untermalung scheißegal, weil ich diese Stimme einfach für unglaublich halte. Vince Gill ist in meinen Ohren ein Mönch, der nicht bloß Texte herunterleiert – er betet, und zwar bei jedem einzelnen seiner Songs. Und ich bin jedesmal angepisst, wenn eine Platte von ihm zu Ende ist, weil dieser Kerl es immer wieder schafft, mich mit seiner Stimme regelrecht in Trance zu versetzen. Unglaublich!“