Bestenliste & Jahresrückblick

ME-Jahresrückblick 2020: Die 50 besten Alben des Jahres

Der Jahreswechsel naht und damit wird es mal wieder Zeit, die besten Alben zu küren. Welche 50 Platten uns 2020 besonders begeistert haben, seht Ihr hier.

40. WAXAHATCHEE – SAINT CLOUD

Merge / Cargo (VÖ: 27.3.)

Katie Crutchfield hat sich endgültig aus allen Lo-Fi-Zusammenhängen verabschiedet und stattdessen eine Platte aufgenommen, die kontemporäre Indie- und Americana-Strukturen passgenau verbindet und sich im Zweifelsfall nicht dem Sturm, sondern der Ruhe zuwendet, die Dinge betrachtet und nicht verdammt. Das ist ein Glücksfall, weil es Blicke auf die Inhalte ihrer Songs ermöglicht, die früher eher vernebelt erschienen. Songs wie „Ruby Falls“ hingegen erinnern durchaus an Rootsrock-Klassiker von Lucinda Williams oder Emmylou Harris. Jochen Overbeck

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39. TORRES – SILVER TONGUE

Merge / Cargo (VÖ: 31.1.)

SILVER TONGUE ist das mittlerweile schon vierte Album der US-amerikanischen Gitarristin und Sängerin. Doch diesmal hat Torres erstmals ein Album selbst produziert. In 34 Minuten treffen hier düster verzerrte E-Gitarren auf ausdrucksstarken Gesang – Dunkelheit auf zerbrechliche Nähe. Das Album zeichnet das Bild einer geheimnisvollen Frau, die in zerrissenen Jeans auf der Bühne einer verrauchten Bar steht und über ihre bewegte Vergangenheit singt. Dabei entfalten sich alle der neun Songs auf ihre ganz eigene, unerwartete Weise. Ein mattes Juwel. Lilly Wolter

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38. CHARLI XCX – HOW I’M FEELING NOW

Warner (VÖ: 15.5.)

Pop als absolute Gegenwart: Ein Album im Lockdown, für den Lockdown. „Sometimes I feel okay, some days I’m so frightened.“ Wie sie sich gerade fühlt: Elektro-Pop-Neuerin Charli XCX hat es im Frühjahr in elf Liedern festgehalten, deren Entstehung sie in Echtzeit aus ihrem Haus in Los Angeles heraus über Instagram und Twitter offengelegt hat. Die Songs sind extrem, hypersynthetisch, nervig, verletzlich, fast lächerlich überdreht. Die Stimme hochgepitcht, die Melodien zerschreddert. Es ist das radikalste Album der Britin, die beste, einsamste Party des Jahres. David Numberger

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Wie Charli XCX es schafft, in ihrem Video zu „Boys“ Geschlechterrollen umzudrehen

37. KHRUANGBIN – MORDECHAI

Dead Oceans / Cargo (VÖ: 19.3.)

Das Interessante an den Texaner*innen Khruangbin ist die Art, auf die sich bei ihnen Kunstmusik verselbstständigt hat: Was am Anfang ihrer Laufbahn noch bewusst nachgebauter Thai Funk war, ist mittlerweile zu einer transglobalen Musik geworden, die eher Myzele als Wurzeln zu haben scheint. So ist MORDECHAI diffus rückwärtsgewandt, vermischt aber so viel Verschiedenes, dass es gleichzeitig betörend postmodern wirkt. Songs wie „Time (You And I)“ oder das spanischsprachige „Pelota“ sind kleine Zeitkapseln, die sich aber unmöglich öffnen lassen. Jochen Overbeck

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36. STELLA SOMMER – NORTHERN DANCER

Northern Dancer / Membran (VÖ: 30.10.)

NORTHERN DANCER, so heißen Alben vor allem, wenn sie aus Goldenen Zeiten kommen, ikonisch, dunkel und poetisch, aber mit Leichtigkeit hingeworfen. Stella Sommers Musik trifft diesen Ton auch mit ihrer Band Die Heiterkeit immer wieder. Dieses zweite Soloalbum, produziert von Die Nervens Max Rieger, der bei so vielen tollen Alben der letzten Zeit die Finger im Spiel hatte, ist klassische (Folk-)Songwriterkunst vom verregneten Britannien bis an die sonnige Westcoast, mit fast gotischer Melancholie, aber frohem Herzen. Das Gold sollte ihr in diese Zeiten folgen. Steffen Greiner

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35. THE SCREENSHOTS – 2 MILLIONEN UMSATZ MIT EINER EINFACHEN IDEE

Musikbetrieb R.O.C.K / Membran (VÖ: 24.11.)

Soll noch jemand sagen, die Kids hörten keine Rockmusik mehr: Diese drei Twittergrößen aus Köln und nur angeblich aus dem popmusikalischen Kellerloch Krefeld beweisen hier nicht nur das Gegenteil, sondern verpassen ihr gleich ein Update, das so dauerironisch wie befürchtet gar nicht ist. Ihr emopowerpoppiger Indie-Rock zwischen Pavement, Die Türen und Biffy Clyro kommt zwar mit Satire, Witz und Zwinkersmileys daher, aber eben auch mit Charme, Druck, Teenage Angst, Abgeklärtheit und mehr als 140 Zeichen. J@@@@@@@, das macht Bock! Fabian Soethof

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34. PAULS JETS – HIGHLIGHTS ZUM EINSCHLAFEN

Lotterlabel / Sony (VÖ: 29.5.)

Pop mit einem Hirn voller Humor, dem das Herz aber wichtiger ist. Eine Platte wie der vertrauensvolle Begleiter bei einem Trip. Hören Sie sich dieses Album an, bitte! Wenn Sie Damon Albarn nicht von Gott unterscheiden können oder wollen, wenn Ihnen Tocotronic dann am besten tun, wenn diese nur mit Handgepäck reisen und die Gravitas zu Hause lassen, dann werden Sie das zweite Album von Paul Buschnegg und seinen Jets umarmen und nicht mehr loslassen wollen. Stephan Rehm Rozanes

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Pauls Jets im Interview: „Songs über Isolation und Daheimbleiben machen mich aggressiv“

33. ELA MINUS – ACTS OF REBELLION

Domino / Good To Go (VÖ: 23.10.)

Die Kolumbianerin denkt Dance im Geiste des Punk. Es hat sich bezahlt gemacht, dass sie als Schlagzeugerin in einer Hardcore-Band begann, bevor sie Jazz studiert und gelernt hat, wie man Synthesizer artgerecht lötet. In ihrem Transatlantik-Koffer steckt ein Hardware-Orchester. Bei Ela Minus kommt nix aus dem Laptop, sondern alles aus dem analogen Gerätepark. Alles, bis auf die Soko-haften Vocals: Die stammen von Ela Minus höchstpersönlich. Herausgekommen ist ein stimmzentriertes House-Album, das sich mit denen von Austra und von Charlotte Gainsbourg messen kann. Stefan Hochgesand

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32. HAIYTI – SUI SUI

Warner (VÖ: 3.7.)

Mit SUI SUI hat die Hamburger Rapperin ein Album hingelegt, das in der Gefühlspalette von nachdenklich-düster bis aufgelässigt und heiter alles abdeckt. Zwei Elemente ziehen sich dabei wie ein roter Faden durch alle 15 Tracks: tiefe Bassdrums und Hi-Hats. Durchweg also ein rundes Trap-Album mit leichtem Dancehall-Einschlag. Haiyti bleibt dabei vielen ihrer altbekannten Markenzeichen treu. Vor allem natürlich dem Auto-Tune. Doch in einigen Tracks (wie „Ich hab mit dem Money getalked“) verzichtet sie darauf und offenbart dann eine noch überzeugendere Rapstimme. Lilly Wolter

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31. SPARKS – A STEADY DRIP, DRIP, DRIP

BMG Rights / Warner (VÖ: 15.5.)

Der Fluch der Sparks, der Erfinder des Pop-Duo-Formats, war, dass Russell und Ron Mael immer irgendwo auf der Welt angesagt waren, aber nie an mehreren Orten gleichzeitig. Starteten sie zum Beispiel in Deutschland mit klugem Eurodance durch, hielt sich das US-Publikum die Ohren zu. Zuletzt änderte sich das: Indem die Brüder aus L.A. Alben konzipierten, die wie Sparks-Best-of-Platten mit neuen Songs klingen, arbeiteten sie sich auf ein Plateau. A STEADY DRIP, DRIP, DRIP sorgt dafür, dass das so bleibt: Ein Album mit Albernheiten und Weisheiten, mal überdreht, mal konzentriert – vor allem aber unterhaltsam. That’s entertainment! André Boße

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