ME-Interview mit Donovan


Mit seinem in den Staaten produzierten Album " Slow Down World" hatte Donovan sein letztes Plichtprodukt an Epic Records ab g eliefert. Mit viel Elan und g roßen Plänen für eine zweite Karriere tat er sich wieder mit seinem alten Produzenten Mickie Most zusammen, mit dem er einst Superhits wie, "Mellow Yellow" der " Sunshine Superman aufnahm. ME-Mitarbeiter Alan Bangs traf die beiden im Studio der Kölner EMI Electrola. Donovans neue Label-Kollegen, Smokie, nutzten gerade einen freien Ta g während ihrer Deutschland-Tour, um den Backgroundgesang für fünf Titel der neuen Donovan-LP "Donovan Rising" aufzunehmen.

Mit seinem in den Staaten produzierten Album “ Slow Down World“ hatte Donovan sein letztes Plichtprodukt an Epic Records ab g eliefert. Mit viel Elan und g roßen Plänen für eine zweite Karriere tat er sich wieder mit seinem alten Produzenten Mickie Most zusammen, mit dem er einst Superhits wie, JMellow Yellow“

Alan: Um gleich mit dem Entscheidenden anzufangen: Warum bist du wieder zu deinem alten Produzenten Mickie Most zurückgegangen?

Donovan: Meine besten Platten habe ich mit ihm gemacht. Wir sind ein gutes Team. So um 70/71 habe ich mich von ihm getrennt, und nun sind wir halt wieder zusammengekommen –

als ob es so sein sollte. Ich brauchte einen Produzenten, und der beste Produzent der Welt war für mich immer Mickie Most.

Alan: Du erwähntest einmal, daß du dich während der vergangenen ßnf Jahre ausgeklinkt hast. Aber in dieser Zeit hast du laufend Platten veröffentlicht. Wie beurteilst du denn deine letzten drei oder vier Alben selbst?

Donovan: Das waren Platten, zu denen ich Epic Records gegenüber verpflichtet war, die ich selbst aber nie promotet habe. Zurückblickend wäre es mir manchmal schon lieber, sie wären nicht erschienen, obwohl ich sie zum Zeitpunkt der Produktion immer recht gut fand. Aber ich habe nichts dafür getan, also hat auch die Plattenfirma keine Promotion gemacht.

Es gab eine Zeit, da war jeder Donovan-Titel ein Hit. Aber in den letzten Jahren hatte ich keinen Hit, weil ich nicht rausgegangen bin, um für die Kids zu singen.

Alan: Welche Geßhle verbergen sich dann hinter dem Song „A Well Known Has Been“ von deiner letzten LP „Slow Down World“?

Donovan: Das ist ein wahrer Song über ein bestimmtes Gefühl. Und das Gefühl war: „When you’re hot you’re hot and when you’re not hot you’re not!“ Wenn man aus den Charts fällt, dann wird man als einer von Gestern betrachtet. Aber das Schlimmste ist, ein „bekannter Gestriger“ zu sein. Soweit es das Geschäftliche betrifft, bedeutet das, daß ich zwar immer noch sehr bekannt, aber nicht mehr so erfolgreich bin. Aber ich bin ja in Wirklichkeit nicht total aus dem Geschäft. Ich habe noch immer Fans. Ich hab‘ da eben nur mal einen Song geschrieben, um mir selbst zu erklären, was es bedeutet, in den Augen des Showbusiness „draußen“ zu sein.

Alan: Du hast oft mit deiner Musik experimentiert, obwohl du von vielen immer als Folksänger eingestuft wurdest. Auf dem letzten Album – von den zwei folkloristischen Songs, die von Derroll Adams stammen, einmal abgesehen – spieltest du mit einem Aufgebot amerikanischer Session-Musiker. Was hat dir dieser Versuch nun gebracht?

Donovan: Ich gehöre zu den britischen Künstlern, die immer davon träumten, ein Album in den USA aufzunehmen. Ich habe zuvor ausschließlich mit englischen Musikern gearbeitet und wollte es einmal mit Leuten wie Jim Keltner, Tom Scott oder Wilton Felder versuchen. Ich finde schon, daß dabei eine sehr

schöne Platte mit gutem Sound herausgekommen ist, aber trotzdem merkte ich, daß es eben nichts Englisches war.

Die amerikanischen Southern-Musiker spielen sehr funky und laid back. Das gefällt mir zwar, aber was ich wirklich brauche, ist eine englische Interpretation meiner Musik.

Alan: Wer hat denn jetzt auf deiner neuen LP mitgewirkt?

Donovan: Zwei ehemalige Stone The Crows-Musiker: der Drummer Colin Allen und der Keyboardmann Ronnie Leahy. Der Bassist Nick South hat schon hier und da gespielt, war auch mal mit Elton John auf Tournee. Er spielt übrigens seit zehn Jahren Rhythm ’n‘ Blues. Unser Gitarrist, Isaac Guillory, ist Amerikaner, lebt aber schon seit zehn Jahren in London. Er spielte für Folksänger, unter anderem für AI Stewart, war auch mal bei Fairport Convention, darum habe ich jetzt einen Gitarristen, der sehr „Donovan“ ist. Er spielt brasilianische Rhythmen und englische Folkmusik genauso gut wie elektrische Gitarre. Ich spiele Rhythmusgitarre und gelegentlich Mundharmonika.

Meine Show wird aber auch, den „folky“ Donovan einschließen. Den habe ich in den vergangenen Jahren auf vielen Alben vernachlässigt, obwohl ich in Konzerten weiterhin akustische Gitarre gespielt habe. Viele Fans mögen mich nur auf der Gitarre. Ich möchte andererseits aber wieder in die Charts kommen und zwar mit einer Musik, die viel mehr Leute antörnen kann. Nicht nur Folk-Publikum, sondern auch Pop-Publikum, middleof-the-road-Publikum, jüngeres Publikum, älteres Publikum.

Mein Erfolg beruhte darauf, daß meine Aussage immer zeitlos war. Darum bringe ich auf dem neuen Album eine sehr umfassende Auswahl der Donovan-Versuche: zwei oder drei klassische Balladen, fünf rhythmische up tempo-Songs, sowie einen oder zwei akustische Songs. Ich will versuchen, eine Bühnenshow mit einigen akustischen Nummern zu präsentieren, aber das wichtigste für mich ist die Band. Ich . hatte niemals wirklich eine Band. Diese Formation scheint für mich die beste Rhythm Section/Band zu sein. Wir arbeiten jetzt seit vier Monaten zusammen; außerhalb von Paris haben wir dieses Album vorbereitet, und jetzt proben wir für die Tournee. Ende des Jahres, nach einer Riesentournee mit Yes, werde ich das haben, was ich immer gesucht habe: eine feste Gruppe. Aber das soll nicht bedeuten, daß ich darüber meine akustische Musik vergessen werde, da ich sie in eine sehr vielseitige und interessante Show einbauen kann.

Alan: Dein Lebensstil ist ja nun meilenweit von dem deines Produzenten entfernt. Mickie Most bewegt sich heute in einer Welt des Konkurrenzkampfes und des Kommerzes. Wie wirkt sich das eigentlich auf eure gemeinsame Arbeit im Studio aus?

Donovan: Es ist sehr gut gelaufen; wir sind beide älter geworden. Als wir damals begannen, war das Pop-Business noch sehr jung und habgierig. Unser Verhältnis ist damals auch nicht an unerfreulichen Auseinandersetzungen zerbrochen. Ich hatte einfach die Nase voll. Ich hatte eine Zeitlang wirklich genug von der Popmusik. Jetzt, wo wir wieder zusammen sind, geht es besser als je zuvor.

Mickie hat ein Ohr für die Charts, und durch die Charts wurde die Donovan-Erfahrung um die Welt getragen. Er kann meine Musik einem breiteren Publikum zuführen – durch ein oder zwei Singles. Zusammen können wir ein Album entwickeln, das den kompletten Donovan zugänglich macht. Und diesem Album folgt die Tournee. Deshalb arbeiten Mickie und ich jetzt ernsthaft daran, mich neu – mit Hilfe der Schallplattenfirma, von Promotion und Konzertreisen – zu präsentieren. Ich war draußen, und wenn Du einmal draußen warst, dann ist es schwer, wieder einzusteigen. Ich will jetzt die zweite Phase meiner Karriere entwickeln. Die erste Stufe war sehr aufregend, jedoch ein wenig zu schnell für mich. Darum mußte ich mir die Zeit nehmen, um auszuruhen. Aber jetzt arbeite ich mit Mickie zusammen wirklich gut. Er hat zwar den Ruf eines absoluten Pop-Produzenten, was grundsätzlich richtig ist. Aber auch er will seine Aktivitäten ausweiten. Ich will sein Pop-Talent und er mein musikalisches. Wir werden aufs neue von den Erfahrungen des anderen profitieren.

Alan: Wie fühlst du dich vor deiner Welttournee mit Yes?

Donovan: Ich bin schon ganz aufgeregt. Es hilft mir sehr, mit Freunden zusammen zu sein. Der beste Freund, den ich bei Yes habe, ist Chris Squire. Was uns zusammenbrachte, ist meine Freundschaft mit Christopher und unser gemeinsamer Manager, Brian Lane. Ich meine schon, daß man unsere Musik in einem Programm präsentieren kann. Ich verspreche mir jedenfalls viel davon. Ich werde wieder die Chance haben, vor einem großen Publikum zu singen. Ende des Jahres werde ich wohl die Tour mit Yes beenden und im Februar des nächsten Jahres wahrscheinlich meine eigene Tournee starten.