ME CD Nr. 1209
1. The Pains Of Being Pure At Heart „Higher Than The Stars“ Schuhstarrender Dreampop.
Das im Frühjahr erschienene Debüt dieser New Yorker Dreampopper wurde mit den Meisterwerken der Smiths und von Oasis verglichen. Die Pains schafften das Unmögliche, behielten in all dem Hype einen klaren Kopf und nutzten den, um gleich noch ein paar Songs für eine EP zu schreiben. Diese, „Higher Than The Stars“, erscheint am 23. November.
EP-Kritik S. 84 2. Anajo und das Poporchester „Monika Tanzband“ Neuaufnahme ihres Greatest Hits.
Zehn Jahre Anajo! Da fällt Ihnen nichts mehr ein, was? Böse könnte man behaupten, dass auch ihnen, den Anajos, nichts mehr einfällt und sie sich deshalb mit Neuinterpretationen unter Zuhilfenahme von 26 Orchestermusikern sowie einem The-Cure-Cover („Jungs weinen nicht“) gratulieren. Man ist ja aber nicht böse und freut sich mit den oberbayerischen Sympathiebolzen auf weitere zehn Jahre charmanten Indiepop.
Albumkriiik S. 76 3. Girls „Laura“
Lo-Fi-Hippiepop eines Kaputniks.
Westküstenpop, Surfrock, Jingle-Jangle: Chris Owens, Ex-Sekten mitglied, Ex-Drogenabhängiger, hat sich die richtigen Mittel ausgesucht, um sich aus dem Dreck seines bisherigen Lebens herauszuziehen. Hätte er dieses Album nie veröffentlicht und sich mit dessen Aufnahme einfach nur die Therapiestunden gespart – es hätte eine große Existenzberechtigung gehabt. Nun liegt die Platte aber im Laden. Und das vergrößert ihre Existenzberechtigung um ein Vielfaches.
Newcomer S. 34 Albumkriiik S. 78 4. She Keeps Bees „Gimmie“
Vor Sex berstender Bluesrock.
„Give it to me, daddy I Work me like my back ain’t got no bone“, fordert Jessica Larrabee im Refrain dieses besten Songs ihres Debütalbums NESTS. Ihr angeheizter Freund, Drummer Andy LaPlant, kann währenddessen nur kompensativ auf sein Schlagzeugset einprügeln. Was danach passiert, geht uns nichts an. Wer aber ob dieses Voyeurismusblues‘ rote Ohren bekommt, der muss sich nicht schämen.
Albumkrilik S. 85 5.Japandroids „Young Hearts Spark Fire“ Fünf rauschhafte Minuten Chaosrock.
Fünf Minuten? Dieser Song, das Kernstück des Debüts des kanadischen Duos, dauert tatsächlich ganze fünf Minuten? Fühlt sich wie allerhöchstens 30 Sekunden an. Und das ist vielleicht das Beste, was man über diesen Chaosrock sagen kann. Lebenbejahender, optimismustrunkener Garagensound, mit den Zeilen „We used to dream / Now we ivorry about dying / 1 don’t want to worry about dying“ auf eine einfache Formel gebracht. Platz machen im Regal vor Mclusky! Newcomer ME 11/09 Mbumkrilik ME 11/09 6. Royal Bangs „Shit Xmas“
Indietronic mit Coolnessobligatorium.
Diese Newcomer aus Tennessee geben einen Fick auf Titel; „cool klingen müssen sie halt“, sagt Drummer Chris Rusk. Deswegen ist dieser Song jetzt auch nicht dazu gedacht, christlichreligiös motivierten Lesern die Vorfreude auf das Freudenfest zu vermiesen. Er klingt halt cool. Und zwar nach wildwucherndem Indietronic, dem man nur mit diesem Genrebegriff so halbwegs nahe kommen kann.
Newcomer S. 35 Albumkrilik S. 86 7. Zoey Van Goey „Sweethearts In Disguise“ Von ganz oben abgesegneter Folkpop.
Harmonischer Twee-Folkpop, der sogar seinen Vorbildern die Schuhe auszieht. Stuart Murdoch produzierte die Debütsingle, Delgado Paul Savage saß nun beim Nachfolger an den Reglern. Herausgekommen ist zunächst sparsam instrumentierter Zauberpop, der sich gegen Ende hin noch zur großen Schwelgehymne aufbäumt.
Newcomer S. 35 Albumkritik S. 87 8.Emily Jane White „Victorian America“ Düsterfolk aus, ähem, San Francisco.
„Emily Jane Wbite is a dark folk singer“, lautet momentan der erste Satz des Wikipedia-Eintrags zu dieser von Nick Cave inspirierten Singer/Songwntenn. Gottlob kein unnötiger Hautfarbenverweis: Nähert man sich diesem Satz mit der Maus, verwandelt sich „Dark Folk“ zum Link zu einem eigenen Genre. Der Titelsong ihres aktuellen Albums soll uns als akustische Stilkunde dienen.
Albumkritik S. 87 9. Bernd Begemann & Die Befreiung „Zurück an den wundervollen Ort“
Rettung vom Schattenkanzler.
ICH ERKLÄRE DIESE KRISE FÜR BE-ENDET heißt das aktuelle Album von Nationalheiligtum Bernd Begemann. Bereits mit dem Opener dieser Platte macht der Hamburger klar, wie er sich den Neuanfang vorstellt: Mit gesundem Zweckoptimismus und beschwingten Songs, die den Alltag der Trümmerfrauen und -männer aufhellen sollen. Albumkritik ME 11/09 10. Something-: A La Mode feat. Karl Lagerfeld „Rondo Parisiano“
Fescher Fashion-Electro, with strings.
Zum Abschluss for something completely different: SALM bestehen aus dem Violinisten Thomas Roussel und dem Cellisten Yannick Grandjean. Gemeinsam machen die Strawinski- und Daf t-Punk-Fans Streicherelectro. Für den Opener ihres Debüts SOMETHINGALAMODE gewannen sie doch glatt Karl Lagerfeld als Gastrapper. Und da sage noch jemand, die Fusion von Mode und Musik sei noch aufzuhalten!