Me And My Drummer


Kleine, große Popsongs mit abgedunkelten Ecken

Was als Erstes auffällt, sind diese Augen. Matze Pröllochs, die eine Hälfte von Me And My Drummer, hat ziemlich gute Augen. Photoshop-blau. Was als Zweites auffällt, ist die Stimme von Charlotte Brandi. Glasklar, aber gleichzeitig mit einem Belag ausgestattet, an dessen Textur es sich gut reiben lässt. Die Augen, die Stimme, und ein gehöriges Maß musikalische Tüftelei ergeben eine Pop-Spielart, die mit der Single „You’re A Runner“ im Winter erstmals für Aufmerken sorgte. Das nun erscheinende Debütalbum des Berliner Duos mit schwäbischer Sozialisation, The Hawk, The Beak, The Prey, setzt den Weg der Single fort. Manchmal scheint Dream Pop durch, an anderer Stelle erkennt man, warum das Duo bei Sinnbus erscheint, jenem Label, auf dem schon Bodi Bill erklären, wie tanzbar Pop und wie poppig Dance sein können. Und wieder andernorts lässt sich in den abgedunkelten Folk-Stücken lesen, warum die beiden beim Amazon-Kunden gerne mit Austra und Feist im Warenkorb landen. Verblüffend ist, dass das Ganze auch live funktioniert, obwohl die beiden auf Mitmusiker verzichten. Pröllochs schlägt das Schlagzeug, Brandi singt und spielt Keyboard. Eine erstaunlich prägnante Angelegenheit, der man ihre internationale Ambition in jedem Moment abnimmt. Jochen Overbeck

Albumkritik S. 87, CD im ME 5/12